Kommunikation als Ariadnefaden der Coronakrise

Management Kommunikation Krise Coronavirus

Was ist mit dem Jahr 2020 los, das zu Beginn Australien, dann China und jetzt den ganzen Planeten erschüttert hat? In einer Zeit, in der Ängste und Gerüchte auf allen Seiten grassieren, in der um jeden Preis versucht wird, die Wirtschaftswelt im Gleichgewicht zu halten, war die Kommunikation noch nie so kompliziert wie jetzt zwischen der Neuerfindung eines Modells, neuen Herausforderungen und einer Umverteilung der Karten. Die Frage wird somit zu einer grundsätzlichen Herausforderung für alle staatlichen, organisatorischen und unternehmerischen Akteure: Wie können wir uns in diesem neuen Ökosystem, das einen akzentuierten Wandel durchmacht, weiterentwickeln?

Natürlich ist es wichtig, bei der Krisenbewältigung zu versuchen ruhig zu bleiben, aber es müssen auch Entscheidungen getroffen werden können. Die Bewältigung dieser Krise ist sehr komplex, da so viele Interessengruppen beteiligt sind. Vor allem ist es eine echte Herausforderung, das richtige Mass an Taten, Worten und Erwartungen zu finden. Die Pandemie lässt keine andere Wahl als sich anzupassen: Für Firmeninhaber ist es eine Selbstverständlichkeit, sich einer neuen Organisation zu stellen; für Arbeitnehmer ist die Entscheidung für Telearbeit die einzige Möglichkeit, ihr Gehalt zu sichern; für Regierungen ist die Einführung drastischer Massnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung eine grundsätzliche Verantwortung.

Die Art und Weise der Kommunikation hängt von dem Land ab, aus dem sie kommt. In der Schweiz treten mehrere Regierungsmitglieder gleichzeitig vor die Kameras. In einem Land, in dem der «Föderalismus» König ist, ist es nicht immer einfach, mit derselben Stimme zu kommunizieren und eine gemeinsame Linie mit den Kantonen und den geltenden politischen Kräften zu vertreten, deren Meinungen häufig auseinandergehen. In Italien, Frankreich und Deutschland ist es das Staatsoberhaupt, das zu dieser heiklen Situation in Erscheinung tritt.

Tatsächlich hängt alles von der Fähigkeit der Kommunikatoren ab, das richtige Gleichgewicht zu finden. In Deutschland spricht Angela Merkel zu ihrem Volk auf der Grundlage von Vertrauen und Emotionen und handelt dabei im Sinne einer schützenden Landesmutter.

Frankreich zeigt ein diametral entgegengesetztes Verhalten: Emmanuel Macron spricht vor seinem Volk mit Überzeugung und Feierlichkeit, wie ein Feldherr, der an die Front geht. Eine Rede-Strategie, die er sicher gewählt hat, um seine Leute, die undisziplinierter als andere erscheinen, dazu zu bewegen, sich der Gefahr wirklich bewusst zu werden.

In Italien hat der ehemalige Juraprofessor Giuseppe Conte, der zum Premierminister gewählt wurde, keine andere Wahl, als in einem durch so viele Tote erschütterten Land logisch geprägte Massnahmen durchzusetzen. Dennoch ist er anpassungsfähig und einfühlsam, wenn er zu seinen Mitbürgern sagt: «Lasst uns heute fernbleiben, um uns morgen wieder herzlich umarmen zu können».

Was den britischen Premierminister Boris Johnson betrifft, so kompromittiert er die eigene Botschaft, die er an das gesamte Vereinigte Königreich senden will, indem er sich laufend in Widersprüche bei der Bewältigung der Pandemie verstrickt.

Und während die europäischen Regierungsverantwortlichen angesichts dieser aussergewöhnlichen Situation noch nach Worten ringen, geben einige autoritäre Regime symbolischen Handlungen den Vorrang: China, Russland und Kuba setzen Ärzte und Ausrüstung unter den Augen der Kameras ein. Was auf den ersten Blick als ein Akt der Solidarität aussieht, könnte schliesslich aus einer anderen Perspektive wahrgenommen werden. Gilbert Casasus, Mitglied der Leitung des Zentrums für Europastudien der Universität Freiburg äusserte sich folgendermassen dazu: «Es ist eine ideologische Kommunikationsoperation, um die Überlegenheit des Totalitarismus aufzuzeigen».

Bereits Aristoteles sagte: „Damit die Menschen aufmerksam sind, braucht man eine Botschaft, die Ethos, Pathos und Logos enthält“. Diese Kombination aus Glaubwürdigkeit, Emotionen und Logik wird je nach Führungskraft unterschiedlich gehandhabt. «In diesem schwierigen Kontext liegt es daher in der Verantwortung jeder Regierung, jeder Organisation und jedes Unternehmens, im richtigen Mass zu kommunizieren. Dabei ist es fast unmöglich, ein echtes Gleichgewicht zu erreichen, weil es so schwierig ist, alles gleichzeitig zu berücksichtigen: Die Wirtschaft, die Freiheit jedes Einzelnen in einem demokratischen Land, die Politik und die Gesundheit. Diese Mischung steht im Mittelpunkt der Herausforderung des Krisenmanagements. Kommunizieren im richtigen Mass, ohne Angst zu verbreiten oder das Drama herunterzuspielen bzw. zu relativieren, ist unerlässlich, um uns Alle zur notwendigen Wachsamkeit aufzurütteln. Und wenn sich Alle besonnen daranhalten, wird sich der Ariadnefaden im Laufe der Zeit aufrollen und die Knoten lösen, so dass wir allmählich wieder nach Hause finden und dabei die Orientierung behalten können. Und erst, wenn wieder bessere Tage zurückkehren, können die richtigen Worte gefunden werden, um die Wunden zu heilen und auch um die Wirtschaft wieder anzukurbeln!