Signale für eine Erholung des Walliser Tourismus: Eine Analyse von Such- und Buchungsdaten

Der negative Impakt der Coronaviruskrise auf den Schweizer Tourismus wurde vom Institut für Tourismus Anfang Mai im Detail analysiert. Die Studie kam zum Schluss, dass man 2020 auf die ganze Tourismusbranche hochgerechnet von Umsatzverlusten in der Höhe von 8.7 Milliarden Franken ausgehen muss. Der Schweizer Markt ist in der aktuellen Situation vorerst der einzige realistische Hoffnungsträger für die Akteure des Schweizer Tourismus für den Sommer 2020. Gemäss einer Expertenbefragung von Christian Laesser und Thomas Bieger der Universität St. Gallen soll besonders in der Parahotellerie und in den ländlichen Ferienhotels mit hohem Schweizer Stammgästeanteil mit guter Nachfrage und stabilen Preisen gerechnet werden können.

Die Resultate unserer Umfrage bei Akteuren des Schweizer Tourismus  von Ende April deuten darauf hin, dass die Aussichten für den Sommer im Beherbergungssektor noch recht verhalten sind, was wahrscheinlich mit den Reisebeschränkungen generell und den Unsicherheiten bezüglich der Öffnung der Tourismusbetriebe in der Schweiz zusammenhing (die Umfrage wurde vor der Veröffentlichung der Lockerungsstrategie des Bundesrates am 29.04.20 durchgeführt). Die Hoteliers hatten Ende April einen Buchungsstand für Juli-August (gemessen an verfügbaren Zimmern) von 24%, während es in der Parahotellerie mit einem Buchungsstand von 41% etwas positiver aussah.

Mit der vorliegenden Analyse wollen wir empirische Daten des Walliser Tourismus Observatoriums (Tourobs) auswerten, um eine aktuelle Einschätzung zum Verlauf der touristischen Sommersaison geben zu können.

 

Frühindikator Google Trends

Suchmaschinen wie Google stehen zu Beginn der Reiseplanung. Sie sind wichtig in der Inspirations-, Such-, Entscheidungsphase und gewissermassen Frühindikatoren für die touristische Nachfrage. Der enorme Impakt, den die Coronavirus-Krise auf die Tourismusbranche hat, wird beispielsweise über Analysen auf Google Trends ersichtlich. Dieser Online-Dienst von Google zeigt auf, welche Suchbegriffe von Nutzern der Suchmaschine Google wie oft eingegeben wurden. Die folgende Grafik basierend auf Daten von Google Trends zu Suchbegriffen im Bereich der Parahotellerie im Betrachtungsraum Januar 2019 bis Mitte Mai 2020 zeigt, wie das reisespezifische Suchverhalten von Schweizern direkt mit dem Aufkommen der weltweiten Corona-Krise im Frühjahr 2020 zusammenhängt. Man sieht aber auch, dass nach dem massiven Einbruch des Suchvolumens in den letzten zwei Märzwochen und den ersten zwei Aprilwochen, das Suchinteresse nach Ferienwohnungen wieder angestiegen ist und im Mai ein Niveau erreicht hat, welches höher ist als im Vorjahr um die gleiche Periode.

Grafik 1 : Evolution von «Travel»-spezifischen Suchen von Schweizern nach Ferienwohnungen und Chalets zwischen Januar 2019 und Mitte Mai 2020 (Quelle: Google Trends)

Schaut man sich die Entwicklung von reisespezifischen Google Suchen für Hotels in der Schweiz und im Wallis von Schweizern an, kann man erkennen, dass die Trends denen aus der Parahotellerie sehr ähnlich sind und es scheinbar auch hier ein verstärktes Interesse an Hotels ab Mitte April gibt.

Grafik 2 : Evolution von «Travel»-spezifischen Suchen von Schweizern nach Hotels in Schweiz und Wallis zwischen Januar 2019 und Mitte Mai 2020 (Quelle: Google Trends)

Vergleicht man (siehe folgende Grafik) die aggregierte Version (Durchschnitt) der Google Trends Daten zu Suchbegriffen für die Parahotellerie aus Grafik 1 mit dem Durchschnittstrends für Hotelsuchen aus Grafik 2 wird klar ersichtlich wie ähnlich, fast parallel, die Entwicklung für die beiden Beherbergungsformen ist.

Grafik 3 : Vergleich der Evolution von «Travel»-spezifischen Google-Suchen von Schweizern nach Hotels und Ferienwohnungen/Chalets zwischen Januar 2019 und Mitte Mai 2020 (Quelle: aggregierteTrenddaten aus Grafik 1 und 2)

Ob sich das verstärkte Suchinteresse für touristische Beherbergungen in der Schweiz aber auch in konkrete Buchungen umwandeln wird, sollen die Daten aus zwei Panels von Tourobs in den folgenden Abschnitten zeigen.

 

Buchungsaktivitäten in Walliser Parahotellerie

Das Parahotellerie-Panel des Walliser Tourismus Observatoriusm (Tourobs) setzt sich aus Daten von Vermietungs-Agenturen und Online-Immobilienvermietern zusammen. Es umfasst ungefähr 4500 Objekte, welche sich über das ganze Kantonsgebiet verteilen. Die Daten werden wöchentlich, jeden Dienstag aktualisiert. Bis sich die Auswirkungen der Coronaviruskrise bemerkbar machten, wies unser Panel ein ähnliches Buchungsniveau wie im Vorjahr auf.

Grafik 4 : Buchungen pro Tag in der Parahotellerie : Vergleich der Entwicklung 2020 (rote Kurve) mit 2019 (graue Kurve) (Quelle: Parahotellerie Panel Tourobs)

Ab Anfang Februar war die Situation durch einen kontinuierlichen Rückgang der Nachfrage gekennzeichnet, der sich dann im März und April dramatisch verstärkte. Diese Tendenz ist landesweit zu beobachten und gilt sowohl für lokale (Vermietungsagenturen) als auch für nationale Akteure (Online-Portale).

Ende April 2020 gab es aber einige Anzeichen für ein erneutes Interesse an Parahotellerie-Buchungen. Insgesamt deutet der Stand der Buchungen für die kommende Sommersaison auf ein Volumen hin, das um 44% unter demjenigen des Vorjahres liegen dürfte. Man kann jedoch feststellen, dass für die Wochen zu Beginn der Schulferien oder Anfang August bisher ein Buchungsniveau erreicht wurde, das etwa 25% unter dem Vorjahresniveau liegt. Diese Entwicklung muss in den kommenden Wochen genau beobachtet werden. Zu beachten ist auch, dass der Anteil der einheimischen Kunden mit mehr als 60% der Buchungen um fast 18 Punkte über dem Durchschnitt des Vorjahres liegt.

 

Hotellerie : Panel «Booking Wallis»

Das Panel "Booking Wallis / Seekda" besteht aus Buchungsdaten von den Chanel-Managern der Hoteliers, welche diese von der vom Walliser Hotelier-Verein zur Verfügung gestellten Plattform (Valais-Booking) nutzen. Die Buchungen reichen bis sechs Monate in die Zukunft und werden wöchentlich aktualisiert. Insgesamt stellen diese Daten 10% des kantonalen Übernachtungsvolumens in der Hotellerie dar. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist ebenfalls zu beachten, dass die meisten Buchungen in diesem Panel ungefähr zwei Wochen vor geplanter Ankunft getätigt werden.

Grafik 5 : Buchungen pro Tag in der Hotellerie : Vergleich der Entwicklung 2020 (rote Kurve) mit 2019 (graue Kurve) (Quelle: Hotel Panel Tourobs)

Der Einbruch der Buchungen war ab dem 10. März 2020 sehr deutlich zu beobachten und setzte sich ununterbrochen bis Mitte April fort. In den letzten Wochen ist die Kurve wieder leicht angestiegen. Am 26. April lag der Umfang der Reservationen nahe bei 75 % im Vergleich zu den Buchungen an demselben Vorjahresdatum. Gegenwärtig scheint es, dass diese Reservationen insbesondere auf den Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte August zutreffen.

 

Fazit

Unsere Daten zeigen erste positive Zeichen für eine Erholung des Tourismus auf den Sommer hin. Ob das für eine wirtschaftlich solide Sommersaison reichen wird, kann noch nicht gesagt werden. Die Umsatzeinbussen zwischen März und Juni werden massiv sein und auch Buchungsaktivitäten sind in den letzten Wochen in sehr vielen Sektoren und Regionen stark eingebrochen. Der Schweizer Tourismus geht den Sommer deshalb aktuell von einem immer noch tiefen Buchungstand an. Wir können hoffen, dass sich das Blatt in den nächsten Wochen wendet und der Nachfrageeinbruch der letzten Wochen durch einen Buchungsschub der Schweizer Kundschaft kompensiert wird. Wir werden die Entwicklung weiterverfolgen und unsere Panels laufend aktualisieren.

 

 Foto © Etat du Valais / François Perraudin