Umfrage zu chinesischen Wintersportreisenden in der Schweiz

Charakteristika, Reiseverhalten und Beurteilung des Reiseerlebnisses

Dan Wahlen (HES-SO Valais/Wallis, Hochschule für Wirtschaft) hat 2020 in seiner Bachelorarbeit das Profil und Reiseverhalten chinesischer Wintersportgäste in der Schweiz analysiert und untersucht, wie diese Gäste ihren Besuch in der Schweiz rückwirkend beurteilen. Basierend auf einer Online-Umfrage unter 286 chinesischen Wintersportlern bietet die Arbeit ein tieferes Verständnis des chinesischen Wintersportmarktes und präsentiert Handlungsempfehlungen, wie das Reiseland Schweiz diese Zielgruppe besser erreichen könnte.

 

Ausgangslage und Ziele der Studie:

Die Schweizer Wintersportbranche sieht sich aufgrund der alternden Babyboomer-Generation, sich ändernden Reisebedürfnissen und dem Klimawandel zunehmend mit einem Rückgang der in- und ausländischen Nachfrage nach Wintersport konfrontiert. Um diese Abnahme zu mindern, lohnt es sich, die Erschliessung vielversprechender Wintersportmärkte in Betracht zu ziehen. Als wachstumsstärkster Wintersportmarkt bietet China das grösste Potenzial. Bisher war aber über die chinesischen Wintersportgäste in der Schweiz nur wenig bekannt. Daher wurde im Rahmen dieser Thesis eine ausführliche Literaturanalyse und eine Online-Befragung zu dieser Thematik durchgeführt. Darüber hinaus wurden Sekundärdaten von Huabei, einem kreditkartenäquivalenten Dienst, der von Ant Financial, einer Tochtergesellschaft von Alibaba, ins Leben gerufen wurde, analysiert und zu Vergleichszwecken verwendet.

 

Wichtigste Resultate zu chinesischen Wintersportgästen in der Schweiz:

Charakteristika:

Die chinesischen Touristen in der Studie, die für Wintersport in die Schweiz reisen, sind durchschnittlich 39 Jahre alt und stammen mehrheitlich aus urbanen Gebieten mit begrenzten Wintersportmöglichkeiten. Die Mehrheit fährt Snowboard und ist männlich. Zudem übt ein Grossteil den Sport erst seit wenigen Jahren aus.

 

Reiseverhalten:

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Grösse des Skigebiets, die Schneebedingungen und die Schneesicherheit Schlüsselfaktoren für die Entscheidung chinesischer Wintersportkunden sind, die Schweiz als Reiseziel zu wählen. Chinesische Wintersportler reisen bevorzugt mit Freunden oder der Familie in die Schweiz und bleiben durchschnittlich 6.3 Nächte. In ihren Ferien in der Schweiz fahren sie während durchschnittlich drei Tagen Ski. Ausserdem geben sie pro Tag und Person durchschnittlich rund 500 Franken aus und übernachten am liebsten in Ferienwohnungen. Die beliebtesten Aktivitäten abseits der Pisten sind „Verkostung regionaler Spezialitäten“, „Ausflüge mit Seilbahnen“ und „Shopping“.

Graubünden und Wallis sind die beliebtesten Tourismusregionen chinesischer Wintersportreisender. 77 Prozent der Reisen in die Schweiz entfallen gemäss den Umfrageergebnissen auf diese beiden Regionen. Auf Destinationsebene werden Zermatt, Laax, Jungfrau Region, St. Moritz, Verbier und Engelberg am häufigsten besucht. Jeder Dritte Gast bereist dabei mehrere Destinationen.

 

Beurteilung des Reiseerlebnisses:

Chinesische Wintersportgäste sind mit ihrem Aufenthalt in der Schweiz insgesamt zufrieden (8.5 Punkte auf einer Skale von 1 bis 10). Rund 9 von 10 Gästen würde sich rückblickend erneut für die Schweiz entscheiden und 8 von 10 der Befragten würden die Schweiz als Wintersportdestination weiterempfehlen. Laut den Befragten bilden die Landschaft, die Skigebiete und die Schneebedingungen die grössten Stärken und die hohen Preise, die mangelnde Reise-Convenience und die fehlende chinesische Küche die grössten Schwächen der Schweiz als Wintersportreiseziel.

3 Gästetypen:

Gestützt auf die Resultate der Online-Befragung konnten drei Gästetypen identifiziert werden. Freaks weisen eine hohe Bindung zum Wintersport auf, sind meist Snowboarder und reisen in Gruppen. Der Wintersport stellt ihr Hauptreisemotiv dar und ihr bevorzugtes Reiseziel ist Graubünden. Die High-Potentials sind vergleichsweise oft weiblich und höheren Alters, buchen unabhängige Pauschalangebote und zeichnen sich durch ihre hohe Aktivität abseits der Pisten aus. High-Potentials geben mehr aus als die anderen Typen. Die Mehrheit der skifahrenden Chinesen kann den individuellen Entdeckern zugeordnet werden. Diese bereisen auch weniger bekannte Destinationen, reisen individuell und übernachten bevorzugt in Hotels.

 

Handlungsempfehlungen:

Um den chinesischen Wintersportmarkt fortan noch besser zu erreichen, empfiehlt es sich bei der Vermarktung und Angebotsgestaltung die gewünschten Informationen und buchbare Erlebnisse aus einer Hand zur Verfügung zu stellen. Eine personalisierte Ansprache und die Gestaltung eines Basisangebots in Kombination mit optionalen Zusatzangeboten zu einem Fixpreis wird nahegelegt. Maximale Convenience, der Einsatz digitaler Medien und eine gute Zusammenarbeit zwischen den Leistungsträgern bilden den Schlüssel zum Erfolg.

 

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