Die Welt bei sich willkommen heissen
Chine CultureSynthese vom 8. bis zum 19. September 2014
Unsere Berge virtuell erleben
Die Sicherheit der Online-Bezahlung ist das wichtigste Argument für die Treue der französischen Kunden zu einem Internet-Reiseanbieter, das steht fest. Vergessen wir aber nicht, wie wichtig die visuelle Vermarktung einer jeden Reise ist. Eine bildliche Online-Darstellung – sei es ein Foto oder ein Film – kann für die Kaufentscheidung des Kunden ausschlaggebend sein. Gemäss einer neuen Studie von TripAdvisor gelingt es den Hotels, die wenigstens ein Foto in ihre Website integrieren, 225% mehr Reservationsanfragen auszulösen als die Betriebe, die kein Bild anbieten. Mehr Fotos wecken ein grösseres Interesse – und schlagen sich in einem linearen Zuwachs der Reservationen nieder. Das sieht auch der Schweizer Alpen-Club SAC so: Pit Meyer, Marketing-Verantwortlicher beim SAC, setzt auf ganz neue Bilder der Wanderroute zur Lauteraarhütte, um Besucher anzulocken. Wie vordem bei der berühmten RhB-Strecke Albula-Bernina handelt es sich um 360° Panorama-Bilder, die dank Google eine virtuelle Besichtigung ermöglichen. Die neuen Aufnahmen sind dem Street View Trekker zu verdanken, einem speziell für diese Zwecke angefertigten und mit 15 Kameras bestückten Mast, der sich wie ein Rucksack über Bergwege tragen lässt, um geolokalisierte Panoramabilder aufzunehmen.
Chinesische Touristen als Innovations-Förderer
Heute bleibt jede zehnte Person über ihr Smartphone während mindestens einem Fünftel einer zweiwöchigen Ferienzeit mit dem Internet verbunden – das sind beinahe 70 Stunden. Die Tourismusbüros in Frankreich erachteten es deshalb als unerlässlich, die Besucher zu informieren, wo sie kostenlose WLAN-Verbindungen finden, ihre Handys aufladen und die spezifischen Informationen eines Tourismusbüros finden können. Mit der Einführung der Dienstleistung Point i-mobile ist man diesem Bedürfnis nachgekommen. Die positiven Gefühle, die dadurch ausgelöst werden, müssten logischerweise zu guten Erinnerungen und tollen Erlebnissen bei den Gästen führen, was wiederum dem Ruf Frankreichs als touristenfreundliches Land förderlich sein sollte.
Gemäss einer Studie von Hotels.com gilt übrigens bei den Chinesen Frankreich als das gastfreundlichste Land Europas im Jahr 2014. Wie viel das Projekt Point-i-mobile zu dieser Ansicht beiträgt, lässt sich schwer sagen. Eines hingegen ist sicher: 97 Millionen Chinesen reisten im Jahr 2013 ins Ausland, wovon die Hälfte aus geschäftlichen Gründen unterwegs war. Um da nichts zu verpassen, achten tüchtige Hotelbetreiber darauf, dieser Kundschaft nicht nur einen Fitnessraum der gehobenen Art anzubieten, sondern auch praktische Hilfe und die Verfügbarkeit elektronischer Bürogeräte. Frauen auf Geschäftsreise soll es übrigens besonders wichtig sein, dass ihr Zimmer auch wirklich ordentlich gereinigt wurde und dass im Badezimmer Produkte guter Qualität für sie bereit liegen. Ebenfalls gut zu wissen: Die Grenze zwischen Freizeit und Geschäft ist durchlässig, vor allem bei jungen Menschen der Generation Y. So hat zum Beispiel die Jugendherberge «Fusion» in Prag neben den üblichen Schlafsälen auch Einzelzimmer anzubieten sowie höchst untypische Besprechungsräume.
Wenn die Architektur Türen zur Zukunft aufstösst
Wenn das Wetter doch nur endlich mitmachen würde... Bei schlechten Bedingungen bleiben die Touristen weg. 20 Regentage in der nördlichen Alpenregion Frankreichs dürften im Juli zu einem Rückgang der Reservationszahlen von 5 bis 15% geführt haben. Auch im Wallis war das Wetter diesen Sommer nicht gut und die Bergbahnen des Kantons beklagen sich über 8,1% weniger Gäste. Dabei wird der Betrag, den es für die 130 ersatzbedürftigen Anlagen im Kanton aufzubringen gilt, auf eine Milliarde Franken geschätzt. Dem launenhaften Wetter eine lange Nase gedreht hat der Tourismusort Les Diablerets, der sich mit Unterstützung der Stararchitektin Toshiko Mori schlicht und einfach der Zukunft zugewendet hat. So wurden im Rahmen der Tagung eco.villages 2014 im August vier höchst innovative Architekturprojekte in les Diablerets vorgestellt. Ein ähnlicher Ansatz hat sieben bekannte Architekten dazu veranlasst, ihrer Fantasie im österreichischen Krumbach freien Lauf zu lassen, wo sie eingeladen waren, die Bushäuschen neu zu gestalten. Das Ergebnis ist überraschend und verleiht der Gemeinde ein ganz neues Gesicht. Wird die Kunst hier etwa zum Katalysator für eine ausserordentliche wirtschaftliche und touristische Erneuerung der Region?