Neue Kleider für den Tourismus

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Synthese vom 6. Oktober bis zum 17. Oktober 2014

Massgeschneidert – von Benvenuti empfohlen

Manche Hotels setzen auf personalisierte dynamische Inhalte. Einfacher gesagt sind sie zu einer Strategie übergegangen, bei der ihre Website auf visueller Ebene und in Promotionsbelangen spezifisch an die Besucher angepasst wird und diesen – unter anderem je nach Zugehörigkeit zu einem Treueprogramm oder zu einem besonderen Markt (z. B. Portugal oder die Niederlande) – gezielte Inhalte anbietet. Geschäftsleuten werden zum Beispiel dynamisch neue Formen der digitalen Kommunikation für effizientere virtuelle Meetings vorgestellt. Ausserdem können demografische und geografische Informationen sowie die Nutzungsweise der Website und das frühere Reservationsverhalten den Zimmerpreis beeinflussen. Eine solche Politik der dynamischen Preisgestaltung, die optimal auf die Gäste abgestimmt wird, wirkt laut 47% der von der GBTA Foundation befragten Reiseveranstalter „kostendämmend“. Allerdings verliert die dynamische Preisgestaltung seit einiger Zeit bereits wieder an Bedeutung und macht der „offenen Preisgestaltung“ Platz. Dem Einnahmenmanagement gehört die Zukunft, davon ist Marco Benvenuti, Mitbegründer von Duetto, überzeugt.

 

Wellness sichert sich den Löwenanteil

Gemäss einer Studie von TecMark werfen die Besitzer eines Smartphones in Grossbritannien durchschnittlich 221-mal am Tag einen Blick auf das Gerät. Ja, weit über 200-mal! Am häufigsten benutzt werden dabei die Apps von Reddit, Twitter, Instagram und Facebook. Karten-Apps gehören folglich nicht zu den vier Spitzenreitern bei den Briten, aber die Umfrageteilnehmer nutzen sie immerhin viermal täglich. Diese Apps können nicht nur den kürzesten Weg anzeigen, sondern auch den am wenigsten überlasteten, was sie besonders bei Autofahrern sehr beliebt macht. Vermehrt bieten sie nun aber auch Bus- und Metronutzern hilfreiche Unterstützung im Dschungel der öffentlichen Verkehrsnetze. Viele Apps können auch offline genutzt werden, was für Reisende im Ausland einen entscheidenden Vorteil darstellt. So für all die Studierenden auf Ferienreise, die sich, kaum auf dem Boden des Gastlands gelandet, auf die Suche nach ihrer Airbnb-Unterkunft machen. Unter der Last ihres Rucksacks fast zusammenbrechend folgen sie unbeirrbar dem Smartphone in ihrer Hand. Studenten sind nicht nur neugierig auf alternative Unterkunftsformen, sie sind auch süchtig nach technologischen Neuerungen… und nach Reiseerlebnissen. Experten in Tourismusfragen interessieren sich folglich für sie. Kürzlich wurde ihr Reiseverhalten von Skift unter die Lupe genommen. Den entsprechenden Bericht kann man auf http://www.skift.com/ nachlesen.

Glaubt man führenden Persönlichkeiten der Reiseindustrie ist aber auch das Verhalten der Eltern dieser jungen Leute hoch interessant. Einmal mehr bietet Airbnb ein gutes Beobachtungsfeld: Nachdem es in Krisenjahren für gewisse Familien ein willkommenes Zusatzeinkommen generierte, ist Airbnb inzwischen für viele verlassene Eltern ein Mittel, ihr Haus oder ihre Wohnung neu zu beleben, wenn die Kinder ausgeflogen sind. Airbnb ist da eine gute Lösung. Einer anderen Nachfrage kann Airbnb aber nicht gerecht werden: der Nachfrage nach Luxuskreuzfahrten. Gemäss „Travel Leaders Group“ hält genau diese aber an, was übrigens für die robuste Gesundheit des Segments „Luxusreisen“ spricht. So ist auch die Nachfrage der Konsumenten nach Wellness-Angeboten gut. Aus einer vom „Global Spa & Wellness Summit“ veröffentlichten Referenzstudie geht hervor, dass der Wellness-Markt weltweit auf 3,4 Billionen USD geschätzt wird. Das ist ein Dreifaches des Pharmamarktes!

Für die Wintersportferien sieht die Zukunft weniger rosig aus. In Europa schwächelt die touristische Wintersaison zusehends. Tatsächlich scheint es die Europäer im Winter zunehmend in wärmere Gefilde zu ziehen. Die traditionellen Wintersportferien in den Alpen haben wichtige Marktanteile verloren. Im Jahr 2013 entschieden sich 25% der Europäer, die für die Winterferien ins Ausland reisten, für Strandferien und 23% für einen Städteaufenthalt. Demgegenüber machten Ferien im Schnee nur gerade 7% der winterlichen Auslandreisen aus. Dass jetzt in Kalifornien die „Google Glass App“ für Skifahrer eingeführt wurde, wird vermutlich nichts daran ändern.

Es sei noch bemerkt, dass zehn Walliser Restaurants im Gault-Millau Guide Schweiz 2015 zu finden sind. Das ist eine Leistung und sie dürfte der Wellness- und Thermalbadkundschaft zu Besuch im Wallis gefallen. Dass nämlich Wohlfühl-Liebhaber mit kulinarischen Freuden nichts anfangen können, ist eher unwahrscheinlich. Dass sie hingegen die nötige Lust für den gemächlichen Besuch einer Kunstausstellung aufbringen, ist sehr wohl möglich. Hier scheint sich eine neue Tendenz abzuzeichnen, die sich bewusst vom Kultur-Konsumismus abgrenzen will und sich schlicht und einfach „Slow Art“ nennt.