Mutationen sind vorgezeichnet
Allemagne Airbnb BigDataSynthese vom 17. November bis zum 28. November 2014
Aus „big“ wird „fast“
Gemäss dem „Hotelverband Deutschland“ gibt es in nur 65% der deutschen Hotels einen „Hot Spot“, d. h. einen öffentlichen drahtlosen Internetzugriffspunkt; in andern europäischen Ländern sind es bis zu 80%. Grund für das beschränkte deutsche Angebot ist ein restriktiver gesetzlicher Rahmen, welchen die Kanzlerin nun mit einer digitalen Initiative ändern möchte. In einer Rede anlässlich des 8. IT-Gipfels in Hamburg unterstrich Angela Merkel am 21. Oktober unter anderem die Bedeutung von Big Data für die kommenden Produktgenerationen. In Deutschland wurde die Stellungnahme der Bundeskanzlerin mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, vor allem auch von der Tourismusbranche, die ungeduldig auf Neuerungen wartet und schon länger unter der schwachen Performance Deutschlands im digitalen Bereich leidet. Auch sind sich die Deutschen des enormen Geschäftspotenzials von „Big Data“ durchaus bewusst.
In Europa und auf der ganzen Welt ist man sich diesbezüglich einig. Eigentlich geht es nur noch darum, neue Methoden zu entwickeln, um basierend auf den riesigen Datenmengen schneller aussagekräftige Analysen zu erstellen. Der Analysespezialist SAS beschreitet diesen Weg mit gutem Erfolg, erleichtert er doch die Durchführung von Analysen innerhalb von kurzer Zeit, und zwar ausgehend von den Gesamtdaten der Kundenunternehmen und nicht mehr nur von Datenproben. Das ist ein entscheidender Vorteil, wenn man zum Beispiel eine semantische Analyse der Online-Kommentare von Kunden vornehmen möchte. Solche Analysen ermöglichen anschliessend nicht nur ein gezieltes Marketing sondern auch Angebote, die auf die Bedürfnisse der Reisenden abgestimmt sind, da sie sich auf die persönlichen Suchkriterien abstützen. Dank der Echtzeit-Analyse der ihr zur Verfügung stehenden Daten kann zum Beispiel die Hotelgruppe Intercontinental (IHG) überprüfen, ob ihr Tagesmarketing erfolgreich war, und nötigenfalls ihre Kunden-Datenbank neu segmentieren.
Zusatzleistungen im Mittelpunkt
Jede auf Airbnb getätigte Reservation verringert die Aussichten, dass der gleiche Reisende im gleichen Jahr auch noch ein Hotelzimmer bucht, um 24%. Dieser Befund müsste den Hoteliers zu denken geben, bestätigt er doch die Wachstumsdynamik dieser Plattform für Vermietung von privatem Wohnraum, die immer mehr Marktanteile gewinnt. Opfer des eigenen Erfolgs, hat Airbnb allerdings mit dem Problem zu kämpfen, dass vermehrt gefälschte Profile auf der Website auftauchen. Mit tollen Bildern werden unerfahrene Reisende auf solchen Profilen geködert und dann auf eine andere Website gelockt, von welcher aus zum Beispiel die Kreditkartennummer des ahnungslosen Nutzers abgezwackt werden kann. Man muss sich also vor Betrügereien in Acht nehmen und Vorsicht walten lassen, wenn man sich nicht unliebsamen Erfahrungen aussetzen will.
Eine weitere Entwicklung belegt den Erfolg der grössten Internet-Plattform für die Vermietung von Wohnraum: die Verschiebung des ursprünglichen Modells, das auf einer Beziehung zwischen Privatpersonen beruhte, hin zu einem Modell, bei dem der Vermieter ein professioneller Anbieter ist. Diese Verschiebung ist grundsätzlich für Angebote in städtischen Gebieten genauso feststellbar wie für solche in Tourismusregionen des Alpenraums. Allerdings ist sie gerade in den Bergen besonders verbreitet. Gemäss einer neuen Studie des Walliser Tourismus Observatoriums gehören 51% der Walliser Unterkünfte, die auf Airbnb zur Miete angeboten werden, zum Portefeuille von professionellen Anbietern. Auch Logistik-Profis, die sich auf kurzfristige Mietangebote spezialisiert haben, ziehen nach. Unzählige Startups warten mit Dienstleistungen auf, die Vermietern und Mietern das Leben erleichtern sollen: Schlüsselübergabe, Reinigung der Fussböden, Aufräumen der Zimmer, Anziehen der Betten, Anlaufstelle im Falle eines Wasserschadens usw. Über solche Zusatzleistungen bietet Airbnb den Reisenden einen zunehmend professionellen Rahmen, ohne jedoch selbst aktiv mitzuwirken, denn diese Sonderleistungen werden voll und ganz von Drittanbietern getragen.
Um stets up-to-date zu bleiben, müssen diese ihre Dienstleistungen ständig anpassen, damit sie auch tatsächlich den Erwartungen der Kunden entsprechen, die sich stets weiterentwickeln. Im städtischen Umfeld wie auch in den Bergen sorgen neue Technologien für immer neue Standards im Dienst am Kunden. So erwartet zum Beispiel ein Skifahrer aus Colorado, dass er seine Geolokalisierungsapp dazu nutzen kann, um sich im Gelände zu orientieren, wenn er dem frisch gefallenen Schnee nachjagt. Mit einer solchen Dienstleistung und natürlich dank einem gepflegten Pistennetz (Entfernen von Steinen, Beschneiung und systematische Pistenpräparierung, Ansäen von Gras im Frühling) versuchen übrigens tiefer gelegene Skigebiete, der Konkurrenz in höheren Lagen die Stirn zu bieten. Vor allem die Beschneiungsanlagen werden immer besser. So feierte man im Rahmen des Saisonstarts 2014-2015 in Obergurgl-Hochgurgl, Österreich, Premiere mit einem Freiluftlabor, in welchem zu realen Bedingungen eine neue Technik erprobt wird, mit der hochwertiger Neuschnee mit echten Schneekristallen in einer künstlichen Schneewolke produziert werden kann.