Weisse Weihnachten – ein frommer Wunsch
TourismeHivernal WellnessSynthese vom 5. bis 9. Januar 2015
Wenn Flughäfen zu Destinationen werden
Auf der ganzen Welt hatten Flughäfen dieses Jahr ein Faible für märchenhafte Weihnachtsdekorationen, die sie mit stimmungsvollen Aktivitäten und Installationen ergänzten, um den Kunden eine umfassende Festtagserfahrung zu bieten. In München konnten Menschen ihre Wartezeit bis zum Abflug auf dem 16. Weihnachtsmarkt verbringen und das Erstandene – wie praktisch – gleich im Rollkoffer verstauen. Der Flughafen Changi in Singapur bescherte insbesondere den kleinen Fluggästen eine grosse Freude: Im Terminal 3 wurde ein dreigeschossiges Märchenschloss errichtet. Die Flughäfen bieten sich vermehrt als eigentliche Destinationen an – und die Erwartungen der Kunden steigen.
Eine märchenhafte Weihnachtsstimmung löst bei einer bestimmten Kundschaft Lust auf Luxus und ein entsprechendes Kaufverhalten aus. Darunter sind Menschen, die im Privatjet von ihrem heimischen städtischen Umfeld in die Alpenwelt wechseln, um möglichst schnell in ihr Chalet in Crans-Montana, Gstaad oder Savoyen zu kommen. Auf diesen wohlhabenden Kunden, die anonym bleiben wollen, beruht der Erfolg des Flughafens Sion/Sitten. Seit NetJets – weltweit führender Betreiber von Business-Jets – Sitten bedient, hat die Kundschaft sich stark diversifiziert. Weitere Fluggesellschaften sind NetJets gefolgt und landen nun ebenfalls regelmässig in der Walliser Kantonshauptstadt. Insgesamt wird Sion/Sitten von nahezu 70 Fluggesellschaften angeflogen. Trotzdem schreibt der Flughafen rote Zahlen, denn der Betrieb eines Flughafens ist grundsätzlich sehr teuer. Für den Kanton aber ist der Flughafen ein Türöffner – und für den Tourismus in den Walliser Alpen sogar ein sehr wichtiger.
Der Wintertourismus schmilzt wie Schnee an der Sonne
Übernachtungszahlen im Sinkflug, wiederkehrender Schneemangel, schwindendes Interesse am Skisport… die Liste der Angeklagten ist lang. Einige wollen den massenhaften Verlust der Winterkundschaft in den Schweizer Alpen mit extravaganten Bauwerken und Einrichtungen (Hängebrücken, Schlittelbahnen…) stoppen, worauf aber andere, insbesondere die Alpenschutzverbände, mit dem Buhfinger zeigen. Für Natur- und Heimatschützer verschandeln solche Projekte die Landschaft; auch glauben sie, dass die Wintersportorte Gefahr laufen, die Touristen damit arg zu enttäuschen, da diese sich gerade durch das Typische und Ursprüngliche unserer Bergwelt angesprochen fühlen. Die Krise im Tourismus ist auch eine Imagekrise der gesamten Tourismusbranche, die früher oft gut bezahlte Arbeitsplätze für die Einheimischen bot. Heute interessieren sich aber Bewerber vor Ort nicht mehr für Stellen im Tourismus, was das Schrumpfen des Markts weiter verstärkt.
Um die Welle von Unternehmensschliessungen einzudämmen und Kunden in die Wintersportorte zurückzuholen, werden drastische Massnahmen ergriffen. Im Frühjahr 2015 dürften im Wallis zwei Touristenresidenzen, die zur Vermietung vorgesehen sind und von Reiseveranstaltern vermarktet werden, Eröffnung feiern. Die Projekte wurden über einen privaten Investmentfonds finanziert, den „Mountain Resort Real Estate Fund SICAV“. Der Kanton hat seinerseits beschlossen, CHF 50 Mio. aus dem „Fonds für die Infrastrukturprojekte des 21. Jahrhunderts“ für den Tourismus bereitzustellen. Besonders fortschrittliche Destinationsmarketing-Spezialisten lancieren Kooperationen mit Organisationen zur lokalen Wirtschaftsförderung und versuchen, die Entwicklung neuer Tourismusprodukte anzuregen. Auf Ebene der Schweiz heisst das jüngste Produkt übrigens „Swisspass“. Mit ihm wird man ab der nächsten Skisaison Bahnfahrt und Skipass zusammen auf dem Internet oder über das Smartphone buchen können.
Im umliegenden Europa kämpfen noch andere Länder mit der Krise im Tourismus. Das Tourismusbüro Kitzbühel setzt fortan auf eine Google-Software, die Hoteliers dabei unterstützt, die Besucher einer Destination im richtigen Moment bei ihrer Online-Suche zu unterstützen. Fazit: Die Zahl der Reservationen ist gestiegen und die Kosten pro Anfrage sind gesunken. In Bad Kleinkirchheim, ebenfalls in Österreich, können Skifahrer von einem innovativen Wellness-Angebot direkt im Pistengebiet profitieren, wodurch es gelingt, zusätzliche Kunden auf die Skipiste zu locken. In Frankreich werden neue Formen zur Verwaltung und Kommerzialisierung von Immobilien getestet, um das oft ungenügend genutzte Immobilienangebot in den Bergen neu zu beleben. Ebenfalls für Frankreich, aber auch für Destinationen anderswo, werden auf den sozialen Netzwerken Marketing-Kampagnen lanciert, die darauf abzielen, eine eigene Fangemeinschaft aufzubauen und für die Aktionen der Destination dank der Community eine erhöhte Visibilität zu erreichen. In den sozialen Netzwerken misst sich der Erfolg einer Destination hauptsächlich an der Zahl der Fans. Einige Wintersportorte sind deshalb auf die Idee gekommen, von ihren Fans gepostete Inhalte zu kuratieren, um ihre Accounts zu boosten. Auch im Jahr 2015 bleibt das Bild der beste Aufhänger, weshalb im Rennen um ein gutes Image nichts ohne Instagram und Pinterest geht.