Neuland belebt Rückschau

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Synthese vom 20. April bis 1. Mai 2015

Erinnerungsförderung

Gemäss einer 2014 von „Preferred Hotels & Resorts“ durchgeführten Studie wünscht sich die Mehrheit der befragten Eltern und Grosseltern eine Institutionalisierung d.h. jährliche Durchführung der Mehrgenerationenreise. Mehrgenerationenreise? Was ist das? Ein Ferienaufenthalt, an dem mindestens drei Generationen der gleichen Familie teilnehmen: Grosseltern, Eltern und Kinder fahren zusammen weg. Dabei nehmen sie vermehrt auch Hotels in Anspruch, solche nämlich, die ihre Dienstleistungen entsprechend angepasst haben und die Wünsche einer Kundschaft berücksichtigen, die bisher eher untypisch war. Ein wichtiges Merkmal dieser „neuen“ Kundschaft ist ihr Bedürfnis nach einem hohen Mass an Informationen zu den gebotenen Dienstleistungen. Die Organisation solcher Ferienaufenthalte liegt sehr oft in der Verantwortung eines/einer einzigen Familienangehörigen, der/die das Wohl von drei Generationen gleichzeitig berücksichtigen muss. Das ist nicht immer einfach, wenn man bedenkt, dass nicht nur die Erwartungen sondern auch die Bedürfnisse je nach Alter sehr unterschiedlich sind, etwa bei der Unterhaltung. In anderen Bereichen decken sie sich jedoch (Sicherheit, Barrierefreiheit). Hotelpersonal, das speziell ausgebildet ist, um den „netten Organisatoren“ bei der Planung behilflich zu sein, dürfte somit als ein geschätztes Dienstleistungsplus wahrgenommen werden. Der Verein „Hotelspitex Claire & Georg“ ist davon überzeugt, dass die Senioren mit ihrem wachsenden demografischen Gewicht dem „barrierefreien Tourismus“ schnell zu mehr Bedeutung verhelfen werden, wobei man nicht nur an Personen im Rollstuhl denken sollte. Ab Herbst 2015 werden denn auch Informationen zur Barrierefreiheit in die Datenbank des Branchenverbands „hotelleriesuisse“ aufgenommen. Einmal pro Jahr als 3-Generationen-Familie ein paar Tage wegzufahren, ist ein Engagement und ein zukunftsweisender Ansatz. Wenn diese Tage als gemeinsame Auszeit erlebt werden und Distanz genommen wird zum hektischen Alltag, bieten sie vor allem eine kostbare Gelegenheit, um Erinnerungen wiederaufleben zu lassen. Mit seinen Lieben in einem privilegierten Umfeld Bedeutsames zu erleben, ermöglicht es auch, die Familienbande im hier und jetzt zu stärken, was vor allem für Familien wertvoll ist, die aus beruflichen Gründen auf Distanz leben müssen (Umzug in eine andere Gegend, andere gesellschaftliche Kreise usw.), oder auch für Patchwork-Familien (Scheidung, Wiederverheiratung, Adoption...). Mehrgenerationenreisen sind ein Instrument, um die Erinnerungen einer Familie wieder aufleben zu lassen, indem wichtige Ereignisse der gemeinsamen Vergangenheit heraufbeschwört und manchmal auch in ein anderes Licht gerückt werden. Wie auch das frühere Haus, in dem die Familie einmal gewohnt hat, können solche Ferien dazu geeignet sein, symbolisch Zeit und Raum der Erinnerung wiederherzustellen, so dass die Geschichte der Familie, ihre Traditionen, Gewohnheiten und ihr Wissen erzählerisch an die nächste Generation weitergegeben werden. Das Modell der Familienreisen scheint insbesondere der Familienkultur von ethnischen Gruppen zu entsprechen, die der älteren Generation einen wichtigen Platz einräumen und bei denen die Solidarität zwischen den Generationen besonders stark ist, da die Angehörigen einer gleichen Familie sehr oft über mehrere Generationen unter dem gleichen Dach gelebt haben. Gemäss dem Global Muslim Travel Index (GMTI) 2015 ist dies bei Muslimen oft der Fall, die somit vermehrt den Wunsch haben, zusammen als Familie zu verreisen, und die, um sich diesen Wunsch zu erfüllen, besonders gerne nach Malaysia reisen, eine Destination, die sich auf diese Kundschaft spezialisiert hat. 

Echt falsche Vorstellung

Aus einer Studie, die vom „Center for Hospitality Research“ an der Cornell University (USA) veröffentlicht wurde, geht hervor, dass Menschen auf Reisen noch viel öfter nach dem Smartphone greifen würden als man auf Grund ihrer Gewohnheiten annehmen könnte. Diese bestehen heute meist lediglich darin, im Internet Informationen zu ihrem nächsten Aufenthaltsort zu suchen, weil die Reiseapps weitgehend unzulänglich sind. Auf Flugreisen verbinden sich bereits jetzt 69% der Reisenden mit dem Internet – um dort vor allem auf Facebook zu surfen. Beinahe alle tun es über ihr Smartphone. Vielleicht sind diese Surfer bald schon auf den beiden Websites «Amazon Destinations» und «Google Hotel Finder» unterwegs. Amazon hat nämlich angekündigt, vermehrt in die Hotelreservation einsteigen zu wollen. Gegenwärtig testet der grösste Anbieter im weltweiten Internethandel sein neues Geschäftsmodell im Raum Seattle, Los Angeles und New York, bevor es dann auf den ganzen Markt ausgedehnt wird. Mit Kommissionen von höchstens 15% und Preisen, die das Hotel selbst ansetzen kann, könnte Amazon mit seinem Modell durchaus unabhängige Hotelbetreiber anziehen, die nach einem zusätzlichen Vertriebskanal suchen, ohne sich aber Booking oder Expedia anschliessen zu wollen. Es ist jedoch nicht sicher, dass Amazon für die Unabhängigen ein Glücksfall ist, denn die Online-Agenturen sind im Internet viel zu gut vertreten. Am Beispiel von Google lässt sich das leicht nachvollziehen: Amazon ist nämlich nicht der einzige mächtige Hotel-Anbieter im Netz, der den Konkurrenzkampf mit Booking und den klassischen Reservierungs-Websites aufgenommen hat. Auch Google mischt bei der Online-Reservierung von Hotelzimmern mit. Das Problem dabei ist laut dem Hotelmarketing-Experten Bastian Sens eine Verzerrung der Konkurrenz. Denn, wie der Verein „French Hospitality in Europe“ erklärt, ist die Hotelfunktion von Google in den Bereich mit den natürlichen Ergebnissen innerhalb der Hotelinformationen eingebunden, wodurch sie die Internetnutzer von den Hotel-Websites weg auf jene von Zwischenhändlern lockt – wie zum Beispiel Booking, für deren Geschäft das sehr interessant ist. Es scheint also, dass die Hotelbetreiber einer gewissen Abhängigkeit von den grossen Reservierungs-Websites nicht so leicht entkommen.