Aufklären, Erziehen, Ausbilden
NouvelleTechnologie DeveloppementDurableSynthese vom 6. bis zum 12. Juli 2015
Was Menschen aus der Hitzewelle lernen
Die Hitzewelle gelangte aus Frankreich zu uns. Von Westen her breitete sie sich ab dem 1. Juli nord- und ostwärts aus und lähmte schnell auch die Schweiz sowie das übrige Europa. Sowohl MétéoFrance als auch MeteoSchweiz verzeichneten ungewöhnlich hohe Temperaturen, was sie zu Hitzewarnungen veranlasste. Laut MeteoSchweiz konnte die erste Juliwoche 2015 mit den heissesten je verzeichneten Wochen mithalten: Seit Beginn der Messungen, d.h. seit 1864, war es kaum je so heiss gewesen. Bei diesen tropischen Temperaturen wurden die DurchschnittsbürgerInnen ganz konkret daran erinnert, dass die Klimaerwärmung voll im Gang ist. Mit Erstaunen konnten sie feststellen, dass Klimaanlagen im Zug ausfallen, Strassenbeläge sich aufweichen, ja die Hitze sogar Schienen zu deformieren vermag. Eine solche Hitze setzt nicht nur der Infrastruktur zu, sondern konfrontiert die Schweizer Bevölkerung mit Tatsachen, mit denen sie bisher nicht vertraut war. Die zahlreichen durch die anormal hohen Temperaturen bewirkten Schäden erinnern zudem an etwas, was man lieber vergessen hätte, und rücken das Gebot der nachhaltigen Entwicklung wieder in den Vordergrund. Auch zahlreiche Anstrengungen, die von diversen Wirtschaftsbranchen, so auch vom Tourismus, im Bereich Nachhaltigkeit bereits unternommen wurden, gelangten im Zusammenhang mit den jüngsten meteorologischen Ereignissen wieder in die aktuelle Berichterstattung. Dem neuen Projekt Publiride müsste Erfolg beschieden sein, denn grundsätzlich richtet sich das Angebot nach der Nachfrage –unter der Bedingung, dass die Walliser mitmachen. Die neue Internet-Plattform beruht auf einer Zusammenarbeit zwischen Postauto Schweiz, dem Kanton Wallis und der Region Chablais. Sie stellt eine Verbindung zwischen CarSharing und ÖV her und richtet sich an Pendler im Berufsverkehr, Einheimische in der Freizeit sowie auch Touristen. Seinen Wagen zu teilen ist nur ein Beispiel unter vielen anderen mehr: Die Share-Economy bzw. der gemeinschaftliche Konsum liegen im Trend. Analog zum CouchSurfing-Konzept ist jetzt z.B. auch das Teilen einer privaten Mahlzeit angesagt und läuft unter der Bezeichnung FoodSurfing. In der Gastronomie hält sich die Nachhaltigkeit an klassischere Modelle, wie zum Beispiel Hotels bzw. Restaurants, die sich für ihre vegane Kundschaft stark machen. Einige haben sich zusammengeschlossen und betreiben nun eine gemeinsame Plattform unter Vegan-Welcome.com. Der Umwelt Sorge tragen und auf Gerechtigkeit achten – das sind Werte, die sich gewisse Touristen auf die Fahne geschrieben haben: Amadeus nennt sie die „ethisch Reisenden“. Folglich interessieren sich Hotels für Instrumente, mit denen sich Nachhaltigkeit messen lässt, wie das „Hotel Sustainability Tool 2015“. Zudem scheint das künftig erfolgversprechende Thema die Natur zu sein. Die Organisation für Tourismus-Promotion in Tirol stellt die Natur jedenfalls ab 2016 für zwei Jahre an vorderste Stelle. Offensichtlich lassen sich die Umweltschutzbedenken der Touristen mit deren Wunsch nach Design und Luxus kombinieren. So steht das Angebot nicht hinter der Nachfrage zurück und zahlreiche Hotels mit dem Zertifikat „Leadership in Energy and Environmental Design“ (LEED) halten im Luxusbereich mit. Die Kundschaft gesteht sich zwar einerseits den Luxus zu, Ferien mit Einzigartigkeits-Charakter zu machen; andererseits versteht sie aber keinen Spass, wenn es um die Vermittlung moralischer Wertvorstellungen und um ein nachhaltigeres Ferienverhalten geht. Schliesslich steht die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel! Also bemüht man sich darum, seine Kinder an Outdoor-Vergnügen heranzuführen und sie zu deren Botschaftern zu machen. In den USA hat „Kids in Parks“, ein 2008 in North Carolina lanciertes Gesundheitsförderungsprogramm, einen Riesenerfolg bei seinem Zielpublikum, d.h. bei Kindern, die es zu Aktivitäten im Freien animiert. In Frankreich fordern das „Ministère de l’écologie, du développement durable et de l’énergie“ (Umweltministerium) und die „Association des maires de France“ (Bürgermeisterverband) die Urlauber dazu auf, ihren Abfall in Säcken mit dem Logo „Vacances propres“ (Saubere Ferien) zu entsorgen. Ein verändertes Verhalten ist denn auch die Voraussetzung, um die Weltmeere vor dem sie bedrohenden Plastikmüll zu retten. Dieses Problem dürfte diesen Sommer in den von der „Union nationale des associations de tourisme et de plein air“ (französischer Verband von Tourismus- und Outdoor-Vereinen) neu lancierten „Classes de découverte“ (Schulferienlager) thematisiert werden. Solche Camps werden übrigens auch von der Organisation „Ligue de l’enseignement“ propagiert; sie verfolgen einen pädagogischen Ansatz und sollen bei den Kindern das ökologische Verantwortungsbewusstsein heranbilden.
Wenn Menschen der Digitaltechnik im Weg stehen
Die Digitaltechnik ist in der Hotellerie omnipräsent: Ohne sie geht gar nichts mehr. Nicht nur Geschäftsreisende wollen ständig erreichbar sein, auch für die Touristen ist das Smartphone ein unverzichtbarer Begleiter. Doch ist alles komplizierter als es scheint. Zu diesem Schluss kommt der „Grüne Tourismusgipfel“ in Deutschland. Die Schwierigkeiten sind diverser Natur. So sind zum Beispiel unzureichende technische Kenntnisse oder fehlende Affinität ein Problem: Das Personal ist mit den neuen Technologien oft zu wenig vertraut und mit der schnellen Entwicklung in der digitalen Welt überfordert. Zudem treten auf dem Markt neue Akteure auf, die sich im Tourismus nicht auskennen. Die totale Digitalisierung als Zielsetzung? Vielleicht, aber nicht ohne Anstrengungen.