Lokales und Regionales: zwei Akteure im Tourismus
SportDHiverSynthese vom 11. bis zum 23. November 2015
Vermieter mit mehreren Objekten im Auge des Zyklons
Für Besitzer ist die Vermietung von möbliertem Wohnraum an Touristen interessant, weil der Preis gut ist, die Bezahlung im Voraus erfolgt und der Raum nur vorübergehend und für kurze Dauer besetzt wird. Eine Vermietung an Touristen kann also vorteilhafter sein als die klassische Vermietung des Objekts zu Wohnzwecken. So kann zum Beispiel die Privatperson Scott dank der Vermietung mehrerer Objekte auf Airbnb eine Gewinnmarge von 20% erzielen. Auch erreicht Scott doppelt so viel Umsatz, als wenn er die gleichen Räumlichkeiten an vor Ort wohnhafte Personen vermieten würde, denn die Wohnungsmieten sind mesitens stark reglementiert. Private Besitzer können sich bei der moderneren Formel der Direktvermietung an Touristen auch das mühsame Eintreiben von über lange Monate unbezahlten Mietzinsen oder sogar Ausweisungsverfahren ersparen, wenn Mieter zahlungsunfähig werden. Da das Vermieten an Touristen rentabler ist, scheint es nicht einfach, Besitzer davon abzuhalten, ihren Wohnraum auch über längere Zeitperioden an Touristen zu vermieten. Airbnb ermöglicht nicht nur den einfachen Kontakt zwischen Vermietern und Mietern, sondern ist eine gut informierte Zwischenstelle, die beiden Seiten das Leben erleichtert, indem sie einen Austausch über das Internet zur Verfügung stellt sowie Transaktionsdienstleistungen dank Unternehmen wie Airspruce oder Keycafe.
Zwar bietet Airbnb für Vermieter zahlreiche Vorteile, aber diese Art der Vermietung von Wohnraum an Touristen verstärkt die Probleme auf dem lokalen Wohnungsmarkt. Da die Objekte den Touristen vorbehalten werden, stehen sie den Einheimischen nicht mehr zur Verfügung, wenn diese eine Wohnung auf unbefristete Zeit suchen. In den Städten, wo der Wohnungsmarkt sowieso schon angespannt ist, befürchtet man eine Verschiebung von Wohnobjekten aus dem klassischen Markt hin zu touristischen Angeboten umso mehr, als sie auch die Immobilienpreise nach oben treibt und in gewissen Quartieren eine beschleunigte Gentrifizierung bewirkt. Um dieser unerwünschten Entwicklung entgegenzuwirken, verstärken die Gemeinden oftmals die Kontrolle bei touristischen Mietobjekten, um dadurch das schnelle Wachstum dieses Markts etwas abzubremsen. Airbnb ist sich der Sachlage durchaus bewusst. In einem Communiqué vom 11. November kündete das Unternehmen seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Städten an: Tourismusabgaben sollen erhoben und die Vermieter darauf aufmerksam gemacht werden, dass gewisse Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Wohnraum an Touristen vermietet werden kann (Rechts-, Steuer- und andere Auflagen). Es wäre aber falsch aus dieser Kommunikation seitens von Airbnb den Schluss zu ziehen, dass die Firma dem Regulierungsdruck, die seine Expansion bremsen möchte, einfach nachgibt und zum Beispiel die Anonymität der Anbieter mit mehreren Objekten auf der Plattform aufheben würde. Letzteres würde es ermöglichen, gegen Besitzer vorzugehen, die ihre Objekte in Missachtung der Gesetze vom regulären Wohnungsmarkt abziehen. Pikant ist, dass das Communiqué von Airbnb nur eine Woche nach einer anderen Absichtserklärung erschienen ist: Airbnb will im Jahr 2016 in den USA ca. hundert Clubs mit dem Ziel gründen, das Gewicht seiner Community im anstehenden Rechtsstreit zu stärken. Auch in Europa stehen die Zeichen auf Sturm, insbesondere mit HOTREC, dem europäischen Hotellerie- und Gastronomie-Dachverband. Zwar zeigt sich das kalifornische Unternehmen insofern respektvoll, als es zu den Streitpunkten Hand zu Verhandlungen gibt, aber es ist keine Rede davon, das Geschäftsmodell aufzugeben. Dessen positive Auswirkungen auf die Finanzen werden im Gegenteil gerne unterstrichen. So dürfte Airbnb nach eigener Berechnung im Jahr 2015 in Frankreich 2,5 Milliarden Euro erwirtschaften. Das wirtschaftliche Gewicht von Airbnb ist unbestritten gross: Expedia zum Beispiel hat beschlossen, HomeAway zu kaufen, um sich selbst bessere Karten auf diesem Markt zu verschaffen und einen gewissen Ausgleich zu bewirken.
Schulklassen sollen dem Skisport wieder auf die Beine helfen
Vier Jahre lang hat der Bund über Innotour die Förderkampagne von „Seilbahnen Schweiz“ und deren Wintersportlager unterstützt. Nun läuft die Kampagne aus. Da sie aber bei den Schulen grossen Erfolg hatte, wird das Lagerangebot durch einen 2014 gegründeten öffentlich-privaten Verein aufrecht erhalten. Für den Winter 2015/16 können auf GoSnow.ch an die hundert Skilager reserviert werden. Matthias Remund vom Bundesamt für Sport meint dazu, dass die Auswirkungen der Website und der Lager auf das Verhalten der jungen Schweizer bezüglich Skisport erst in etwa sechs Jahren bekannt sein werden. Dass eine Website ausreicht, um dem heute serbelnden Schweizer Skisport neues Leben einzuhauchen, ist aber eher unwahrscheinlich. In den letzten dreissig Jahren ist die Nachfrage nach Alpinskiern um die Hälfte zurückgegangen; in der gleichen Zeit ist die Bevölkerung um einen Viertel gewachsen! Der Skisport hat nicht nur an Anziehungskraft eingebüsst, das Skimaterial wird auch zunehmend mehr gemietet als gekauft. Dies alles obschon die Schweizer ihre Winterferien gerne im eigenen Land verbringen, insbesondere in den vier folgenden Berggegenden: Wallis (41%), Graubünden (23%), Berner Oberland (15%), Waadtländer Alpen (5%). Zu beachten gilt es auch Folgendes: Viele Schweizer zieht es nach Österreich, genauer gesagt ins Tirol. Diese Gegend kam im Rahmen einer Interhome-Studie bei den befragten Schweizern unter die fünf beliebtesten Winterferienziele für 2015. Der Vizepräsident des Verbands österreichischer Seilbahnen hält fest, dass der Erfolg Österreichs im Winter mit der guten Erreichbarkeit der Wintersportorte zusammenhänge, da der Flughafen Salzburg von zahlreichen Kundenmärkten aus direkt angeflogen werden könne. Für Jürgen Sutterlüty, von der gleichnamigen Firma, ist der Erfolg Österreichs vor allem eine Bestätigung für die zunehmende Integration der Regionalität in die österreichischen Business-Models. Markus Gratzer, Generalsekretär des österreichischen Hotelierverbands, unterstreicht jedoch, dass das Ganze auch seine Schattenseiten hat. Er spricht sich für mehr Innovation aus und bemängelt, dass zu wenig investiert werde, derweil der Personalmangel in Küche und Service in der Wintersaison zum grossen Problem wird. Wäre etwa die gemeinsame Wertschöpfung im Beherbergungssektor, welche die Kunden bei der Generierung von reichhaltigeren Erlebnissen vermehrt einbezieht, ein Lösungsansatz?