Vom Abwägen der Vor- und Nachteile
DeveloppementDurable BigData TourismeHivernalSynthese vom 25. November bis zum 7. Dezember 2015
Risikoreiche Investitionen einer Branche auf dem absteigenden Ast
Gemäss einer Studie von „Travelsat“ ziehen Städte, die auf ihre Umweltqualität achten, mehr Touristen an. Saubere Strassen, gut unterhaltene Sehenswürdigkeiten und frische Luft werden von den Besuchern in den Stadtzentren geschätzt und tragen zu einem positiven Eindruck bei. So gesehen sind die europäischen Städte im Vorteil; vor allem die als European Green Capitals ausgezeichneten Städte stehen ganz zuvorderst in der Rangordnung. In den Augen der Touristen gewinnt eine Destination durch die Zertifizierung nämlich an Wert. Solche Destinationen verpflichten sich zu kontrollierten Abläufen und zu einer steten Verbesserung ihrer Werte punkto Nachhaltigkeit durch die Einführung eines Systems mit vielen Indikatoren. Die sich so ergebende Beobachtung der touristischen Entwicklung innerhalb einer geografischen Zone bewirkt unter anderem, dass die Bevölkerung sich besser mit dem Tourismus identifizieren kann und dessen Akteure eher unterstützt. Durch das Messen der Nachhaltigkeit kann die Tourismusbranche die Risiken ihrer Investitionen besser einschätzen und sie in einem Umfeld, in dem die Ressourcen nicht unbeschränkt sind, besser im Griff behalten. Zudem bewirkt der nachhaltige Ansatz eine gewisse Distanz zum Geschehen, was den Blick auf neue Wege im Tourismus öffnen kann. Allerdings dauern auch hier Geburten manchmal lang oder sie sind schmerzhaft. In der Schweiz muss vor allem der Skitourismus immer mehr auf die Zähne beissen – nicht wie in Quebec, wo er immer noch als ein wichtiger regionaler Wirtschaftshebel betrachtet wird. Es ist eine Tatsache, dass in unserem Land die Schneefallgrenze seit 1960 um 300 Meter angestiegen ist. Das hat dazu geführt, dass heute nicht weniger als 42% der Schweizer Skipisten beschneit werden müssen. Die Folge davon ist ein erschreckend hoher Wasserverbrauch (für die Wintersaison 2013/14 waren es geschätzte 6 bis 13 Millionen Kubikmeter, was in etwa dem Jahreskonsum der Stadt Bern entspricht). „Mountain Wilderness“ beklagt zudem den übermässigen Verschleiss der Landschaft: Die Kunstschneeproduktion erfordert den Bau von spezifischen Speicherseen. 2015 waren es deren 80, und 18 weitere sind in Planung. Diese und weitere Schäden sind umso bedauerlicher als der Skisport kaum noch eine Zukunft hat. Jedenfalls schrumpft der Markt ständig – trotz interessanter Preismodelle, trotz Luxusangeboten für die gehobenen Ansprüche der Generation Y, trotz all der Videos, die das Skifahren als Abenteuer hoch jubeln, trotz der Zusammenarbeit mit Reisebloggern, und einem geschickten Einsatz von Instagram, Facebook & Co. Am 7. Dezember 2015 zitierte die welsche Tageszeitung „Le Temps“ die offenen Worte eines Walliser Wissenschaftlers, der seine Analyse mit einem explosiven aber klaren Ausblick zusammenfasste: „Die Bewohner des Alpenraums haben zwei Generationen Zeit, um sich vom Skitourismus zu verabschieden.“ Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz, setzte noch einen drauf, indem es kürzlich erklärte, dass 2015 in der Schweiz eines der vier wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen (1864) war. Die Expertenkommission für Kryosphärenmessnetze (EKK) der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften rechnet allein für das hydrologische Jahr 2014-2015 mit einem Gesamtvolumenverlust von 2,5% bei den Schweizer Gletschern.
Die beste Analysequelle für das Verhalten von Touristen: unabhängige Hoteliers
In unserer Gesellschaft mit übersteigerter Konnektivität werden bei all unseren Aktivitäten permanent elektronische Daten generiert. Tag für Tag kommen 2,3 Trillionen Gigabyte hinzu. In der ganzen Welt wird registriert, gesammelt, gesichert, analysiert: Diese riesigen Datenmengen – auch einfach „Big Data“ genannt – ermöglichen eine gläserne Welt, die sich in gesteigerter Effizienz niederschlägt – vorausgesetzt, die Daten sind zuverlässig und aussagekräftig. Im Jahr 2015 führte die Auswertung dieses Informationspotenzials zur Schaffung von 1,9 Millionen Stellen allein in den USA. Dank automatisierter Algorithmen bildet Big Data eine wichtige Entscheidungshilfe für Unternehmen der Tourismusbranche und kann ihnen dabei helfen, Produkte und Dienstleistungen gezielt an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen oder neue Einnahmequellen zu finden, da sich die Nachfrage besser eingrenzen lässt. Eben diese Ziele verfolgt auch das elektronische Armband „Be my guest“ in Fribourg. Die vom Sensor registrierten Daten sollen das Freiburger Tourismus-Observatorium über das Verhalten der Touristen vor Ort und über die von ihnen gewählten Wege informieren. Die gleichen Gäste stehen auch bei den unabhängigen Hoteliers im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die genauen Kenntnisse der Gegebenheiten vor Ort sowie auch der Destination als solcher verleihen manchem Familienbetrieb einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz durch Online-Reservationsagenturen. Unabhängige Hoteliers verfügen auch noch über einen weiteren potenziellen Vorteil, nämlich die zahlreichen Daten für jedes einzelne Objekt. Das Online-Angebot von Produkten und Dienstleistungen durch unabhängige Hotelbetreiber sowie die Beziehung der Online-Kunden zum Hotel ist nicht nur detaillierter, sondern auch viel direkter. Somit ist klar, dass unabhängige Hoteliers nicht unerhebliche Vorteile geniessen, die es ihnen wenigstens in der Theorie ermöglichen sollten, mehr direkte Einnahmen zu erzielen.