Investitionsentscheide zwischen privatem und öffentlichem Interesse
StationDeSki Meteo ReservationEnLigneSynthese vom 23. Dezember 2015 bis 04. Januar 2016
Das Schachbrett der Online-Reservation
Nachdem Expedia seine Spitzenposition in der Online-Distribution an Priceline abgeben musste, setzte das amerikanische Reiseunternehmen zur Aufholjagd an und akquirierte Travelocity und Orbitz für 280 Millionen respektive 1,6 Milliarden USD. Expedia hatte bereits 2014 einen Umsatz von 2 Milliarden USD ausgewiesen und lag seither stets auf Expansionskurs. So floss z.B. ein hoher, wenn auch nicht näher präzisierter Betrag in eine Beteiligung am Start-up Alice. Mit dem kürzlich erfolgten Zukauf von HomeAway investierte Expedia weitere 3,9 Milliarden USD in den Bereich „Vermietung von Wohnraum“, dies mit dem Ziel, Airbnb Marktanteile streitig zu machen. Expedia hat also beschlossen, Airbnb auf dessen bevorzugtem Terrain anzugreifen; Airbnb treibt seinerseits das Verwirrspiel mit einem Vorstoss auf dem Hotellerie-Markt auf die Spitze: Auf seiner Plattform dürfen jetzt auch Hotelangebote publiziert werden, wobei Airbnb 3% des Umsatzes für sich in Anspruch nimmt – viel weniger also als Expedia. Künftig könnten folglich Expedia und Priceline auf dem Markt sehr wohl auf Airbnb oder auch Uber treffen – oder aber auf TripAdvisor und sogar Google, die ebenfalls in der Online-Distribution mitmischen (könnten). Bei TripAdvisor ist der Umwandlungsprozess bereits im Gang: Seine Besucher können fortan Reservationen direkt auf der Website vornehmen. Was Google angeht, so liegt das Entwicklungspotenzial seiner Suchmaschinen „Flight Search“ und „Hotel Finder“ auf der Hand. Bisher schien zwar das Risiko, dass Google sich auf einen Wettstreit einlassen würde, gering, da Priceline und Expedia zwei sehr bedeutende Kunden darstellten. Google ist ein herausragender Akteur der Internet-Werbung und erwirtschaftet beinahe seinen gesamten Umsatz mit seiner Dienstleistung AdWords. Frederic Gonzalo ist aber der Ansicht, dass Google sehr wohl auf seine ursprünglichen Absichten zurückkommen könnte, und zwar aufgrund des rasanten Wachstums der mobilen Werbung (via Apps) sowie der Werbung auf den sozialen Netzwerken. Tatsächlich liegt das Volumen der Suchanfragen auf mobilen Geräten inzwischen über den auf Desktop-Computern gestarteten Anfragen. Logischerweise hat deshalb ein Rennen eingesetzt, um die Reservationsdienste auf den Smartphones zu optimieren und insbesondere die Download-Geschwindigkeit zu erhöhen, um zu verhindern, dass Reservationsvorgänge abgebrochen werden. Diese Strategie erklärt übrigens bestimmt auch den Erfolg von Instagram (55 Millionen hochgeladene Bilder pro Tag). Der Online-Dienst zum Teilen von Fotos und Videos inspiriert die Tourismusbranche zu allen möglichen Interaktionen mit der Gemeinschaft von Fotoliebhabern. Instagram ist bei den 12- bis 17-Jährigen beliebter als Facebook, von dem es 2012 übernommen wurde, und ein gutes Beispiel für die voraussichtliche Entwicklung der sozialen Netzwerke. Die älteren unter ihnen – Facebook, Twitter und LinkedIn – sind zwar gut eingeführt, wachsen aber seit 2012 nur noch langsam. Hingegen haben Pinterest und Instagram, die bei jungen Menschen sehr beliebt sind, in den letzten Jahren stark zugelegt.
Mäzene als Retter der Bergregionen
Der kürzlich gefallene Schnee kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aussichten für die Wintersaison 2015/2016 nicht rosig sind und es sich auch nicht um eine Ausnahmesituation handelt. Die Wintersportorte verzeichnen von Jahr zu Jahr schlechtere Zahlen, dies schon seit dem Winter 2008/2009. Für Andreas Keller, Sprecher des Dachverbands „Seilbahnen Schweiz“, liegt die Erklärung einerseits beim deutlichen Rückgang des Publikumsinteresses für den Wintersport und andererseits bei der schwächelnden europäischen Wirtschaft. Diese veranlasst die Feriengäste vermehrt zu Reisen ans Meer, um den teuren Wintersportaktivitäten in den Bergen den Rücken zu kehren. Aus einer Studie von Abritel geht hervor, dass die Franzosen für ihre Weihnachtsferien 2015 öfter als im Vorjahr Destinationen in den Tropen berücksichtigt haben: Buchungszuwachs von 19% für Guadalupe und von 59% für Senegal. Im Kanton Waadt wird mit innovativen Marketing-Kampagnen versucht, anstelle des Schnees, der ausbleibt, die Berglandschaft zu verkaufen – trotz Investitionen in Kunstschnee in Millionenhöhe: Aigle-Leysin-Col des Mosses trumpft mit „Give me five“ auf, das Pays-d’Enhaut mit der „Opération plume“. Allerdings ist es schwierig, die gedrückte Stimmung zu heben. Die Stärke des Schweizer Frankens lastet weiterhin schwer auf der Branche und einige Bergbahnbetriebe drohen einzugehen. Mit ihrer Schliessung könnten ganze Regionen in Schwierigkeiten und schliesslich sogar in Vergessenheit geraten. Nur ein Drittel der Schweizer Seilbahnen vermag sich selbst zu finanzieren. Wie Bruno Fläcklin, Tourismusdirektor von Lenzerheide (GR), sehen gewisse Akteure die Rettung der Bergbahnen bereits in den Händen von Mäzenen. Zwar sind wir noch nicht ganz so weit, aber in der österreichischen Alpenregion Tirol tritt bereits ein ungewöhnlicher Investor auf: SkiStar AB, ein schwedisches Unternehmen, das die Aktienmehrheit in der Destination St. Johann übernommen hat. Es wird gemunkelt, dass die Firma auch andere Destinationen in den Alpen anvisiert.