Tendenzen: die monatlichen Erkenntnisse des WTO

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April 2017

Zunehmende Schwierigkeiten für den Wintertourismus

Es ist für die Wintersport-Stationen wieder Zeit, Saisonbilanz zu ziehen. Verschiedene Nachrichten bestätigen, dass die Situation im Zusammenhang mit der Überlebensfähigkeit einiger Skistationen leider noch komplizierter wird. Die Herausforderung, die durch die unberechenbaren Wetterverhältnisse, ungenügenden Schneedecken und die Verkürzung der Betriebsdauer verursacht wird, gerät zu einer echten Knacknuss für die Betriebsgesellschaften in mittleren Höhenlagen, die sich in einem gesättigten Markt befinden und über begrenzte finanzielle Mittel verfügen.

Die Presse berichtete kürzlich über die grossen Schwierigkeiten, mit  denen die Seilbahngesellschaften von Château-d’Œx et de Charmey konfrontiert werden. Die Feststellungen sind mehr oder weniger überall dieselben. Die Seilbahngesellschaften sind zu stark vom Wintertourismus sowie von der Finanzierung ihrer Infrastrukturen abhängig. Die vorgeschlagene Vorgehensweise, um sich aus der Misere zu befreien, ist überall vergleichbar. Man hofft auf die Unterstützung durch die öffentliche Hand, wie beispielsweise bei der provisorischen Entscheidung des Walliser Grossen Rats, die Branche mit 157 Millionen Schweizer Franken zu unterstützen. Zudem werden hauptsächlich Kooperationen mit dem Ziel eines Ganzjahresbetrieb verfolgt. Es geht dabei nur noch um die richtige Mischung, um eine ausgewogene Lösung zu finden. Eine Möglichkeit zeichnet sich mit den Stationen der 4. Generation ab, die innovative Lösungen realisieren, wie beispielsweise bei dem Projekt „Chamrousse – The Alpine Connected Smart Resort“.

Andere machen sich daran, ihr aktuelles Wirtschaftsmodell zu überdenken, indem sie, wie in anderen Sektoren bereits üblich, dynamische Preise und attraktivere Tarife anbieten. Dies trifft auf den Magic Pass zu, einem Pauschalangebot für 359 CHF, das kommenden Winter Zugang zu 25 Waadtländer, Walliser, Jurassier und Freiburger Stationen bieten wird. Dieses Pauschalangebot gilt bereits heute für den Sankt-Bernhard Pass und Saas-Fee bietet die Pauschale zu reduziertem Preis an. Während einige diese wirtschaftlichen Aktionen schlecht machen und als unfair für die Gesamtheit des Sektors bezeichnen, sehen andere darin eine Gelegenheit, um zu überleben und wettbewerbsfähig zu bleiben.

e-Tourismus zwischen Wachstum und Anpassung

Der e-Tourismus setzt sein ungebremstes Wachstum fort. Das „cabinet Raffour interactif“ stellt in seinem jährlichen Barometer fest, dass jeder zweite Reisende inskünftig seine Reservation Online vornimmt. Aber über welche Plattformen läuft der grösste Teil der Reservationen? Das Klassement der Top 20 der Reiseplattformen in Frankreich zeigt auf, dass die globalen Akteure immer dichter dem nationalen Spezialisten voyages.sncf.com auf den Fersen sind.

Wird es mit der Integration des e-Tourismus in unsere Gesellschaft gelingen, den digitalen Bruch zwischen den Generationen abzubauen, um der touristischen Industrie vermehrt zu ermöglichen, von dem Potential des Seniorenmarktes zu profitieren? Dies kann auf jeden Fall aufgrund der publizierten Statistiken zu den Gewohnheiten der Senioren vermutet werden, weil annähernd die Hälfte der Senioren bereits heute regelmässig Einkäufe übers Internet tätigen.

Die durch die Verbreitung des e-Tourismus seitens der Hotellerie verursachten Veränderungen zeigen ungebremste Wirkung. Die Beeinträchtigung der etablierten Modelle, neue Marktplayer und geschwächte Zugangshindernisse zwingen die Hotellerie zu einer immer schnelleren Anpassung. Dennoch zeigt sich gelegentlich, dass gegenüber den globalen Marktteilnehmern keine  andere Wahl mehr bleibt, als auf Gesetzesartikel zurückzugreifen, um den eigenen Markt zu schützen. Der Bundesrat unterstützt eine Motion mit dem Ziel, die Hoteliers von dem Verbot zu befreien, auf ihren eigenen Verteilkanälen günstigere Tarife anzubieten als die auf den grossen Online Plattformen publizierten Preise.

Es bewegt sich auch Einiges im Bereich der touristischen Mobilität. Um besser den Kundenwünschen zu entsprechen, hat der Autovermieter Hertz Europe die Einführung einer Transferdienstleistung mit Limousine und Chauffeur angekündigt. Ein Autovermieter, der Uber konkurrenziert! Könnte das eine Antwort auf die Tatsache sein, dass die Sharing Economy ihre Karten ununterbrochen neu verteilt? Werden die Autovermieter durch diese neuen Plattformen auch in Frage gestellt? OuiCar, der Privaten vorschlägt, ihr eigenes Fahrzeug zu vermieten, zählt bereits über eine Million Benutzer. Man kann davon ausgehen, dass das Konzept einer Verbindungsbox, um den Zündschlüssel zu ersetzen, sowie die Beteiligung durch die SNCF zu einer blitzschnellen Entwicklung dieses Startup führen werden.

Zwischen Digitalisierung, Innovation und Foodtech Restaurantfachleute springen auf den fahrenden Zug

Die Begeisterung für die Gastronomie wächst genauso wie die Erwartungen der Konsumenten. Es gibt drastische und schnelle Wechsel der Verhaltensweisen, denen man manchmal kaum folgen kann. Aber auch bei den Fachleuten der Restauration kämpft man mit den notwendigen Anpassungen. Diese Bresche ermöglicht immer häufiger Investoren und Startups des Foodtech, neue Lösungen anzubieten.

Digitale Transformation. Immer mehr Restaurants umgeben sich mit Startups, die sie in diesem digitalen Übergang begleiten und die sie unterstützen und mit technologischen Lösungen ausrüsten. Die Funktionalitäten für die Restaurateure sind genauso vielfältig wie effizient:

  • Aktualisierung des Menüs und der Promotionsangebote
  • Informatisierung des Bestellprozesses (Clyo Systems) 
  • Realtime Kreation und Personalisierung von Menüs (WeBox)
  • Übersetzung der Menüs in Fremdsprachen (z.B. lerestoweb, Menuze, Sensafood) 
  • Lager- und Hygienemanagement  (z.B. traQ'food) 
  • Management der e-Reputation (z.B. la Borne Smiley, MyReactions, Wysifood, Zenchef) 
  • Andere usw.

Die Branche ist Anforderer: l’Addition ein KMU aus Bordeaux, das mit einer Plattform arbeitet, welche die Bestellungen, die Bestellzettel für die Küche und die Rechnungsstellung informatisiert, hat 5 Millionen Euro aufgenommen, um seine Expansion fortzuführen.

Irritierende Innovation. Auf die Gefahr hin, die Strukturen eines noch traditionellen Sektors zunichte zu machen, versuchen einige Akteure die Restauration von morgen neu zu erfinden: dazu gehören diejenigen, die Gerichte mit 3D Druckern produzieren oder Mahlzeiten durch Drohnen liefern lassen. Derzeit ermöglichen Modelle wie Foodini, Bocusini, Choc Edge Ltd und 3D Systems Culinary Lab den Druck von Teigwaren und Pizzen oder Biscuits und Skulpturen aus Schokolade oder Zucker. In Neuseeland hat das Startup Flirtey mit der Auslieferung von Flugdrohnen im Auftrag von Domino’s Pizza experimentiert. In London bietet Just Eat, eine Onlineplattform auf der man Mahlzeiten bestellen kann, demnächst den Restaurateuren die Möglichkeit an, ihre Takeaways mit Landrohnen auf den Weg zu bringen.

 

Gründerzentrum für Unternehmen. In Lyon haben drei einheimische Unternehmer und die Gruppe Chevrillon 2,2 Millionen Euro in die Kreation von  La Commune investiert, einem Gründungszentrum für künftige Restaurants, das seine Tore 2018 öffnen wird. Mit einer gemeinsam nutzbaren Küche oder auch mit der Möglichkeit einer kurzfristigen Miete von Verkaufsständen soll aus diesem alten brachliegenden Industriegebäude ein Ort der Inspiration für Köche werden, der ihnen auch erlaubt ihre unternehmerischen Projekte zu konkretisieren.

Kulturelles Unternehmertum und Veranstaltungen

Gemäss einer Studie des Centre national des variétés befinden sich die Musikfestivals in Frankreich in einem ausgezeichneten Zustand. Die glänzende Konstitution dieser Veranstaltungen zieht Investoren an, welche ein Festival nach dem anderen aufkaufen oder daraus neue kreieren. Die letzte registrierte Transaktion ist die Übernahme von Rock en Seine durch einen Investment-Banker. Dabei ist anzumerken, dass das Festival „heavy metal Hellfest“ zum „am geringsten subventionierten Festival von Frankreich“ ausgezeichnet wurde…

Kultur und Unternehmen – ein verfluchtes Paar? Den Ausspruch kennt man. In Grenoble tauchen Startups und gemischte Finanzierungen auf, um die fehlende Unterstützung durch das öffentliche Kollektiv auszugleichen. Auch der Konzertsaal „la Belle Électrique“ wird für einen Abend privat genutzt, um die Monatsergebnisse zu verbessern. „Den Saal haben wir 2016 ein Dutzend Mal für Unternehmen wie EDF oder HP zur Verfügung gestellt“, erklärt ein Mitglied der Vereinigung MixLab, die für den Saal verantwortlich ist.

In Genf hat das Festival Antigel ein Hybrid Modell konzipiert, das sich bereits bewährt hat. Einige sind der Ansicht, dass dieses Festival im Verlauf der Jahre zu einem der innovativsten Events in Europa geworden ist. Seine Mission ist, die Kultur in all ihren Formen aus allen Ecken herbeizuführen, auch aus denjenigen im Kanton Genf, die sich am wenigsten zeigen. Momentan nehmen 22 von 45 Genfer Gemeinden an dem Festival teil. Die enge Beziehung zwischen dem Festival und dem Privatsektor ruft Kritiker auf den Plan, was aber die Organisatoren nur lächeln lässt, denn für Letztere sind die Leute der Kultur sowieso Unternehmer, egal was sie sagen.