Integration der Einheimischen in die Entwicklung des Tourismus
Comportement Tendance GestionTrends in Kürze
Die „Anti-Touristen“ Protestwelle, die sich diesen Sommer in Europa ausgebreitet hat, scheint ein Umdenken bei zahlreichen touristischen Destinationen ausgelöst zu haben. Lange galt die Aufmerksamkeit den Marketing Aktionen, die darauf abzielten, möglichst viele Besucher anzuziehen, statt für die Rahmenbedingungen der Begrenzung von Tourismusströmen zu sorgen. Sollten die Institutionen nicht auf die sich daraus ergebenden Forderungen eingehen, wird sich die einheimische Bevölkerung von dem Tourismus abwenden, weil er sich für sie kaum mehr richtig erfassen und nachvollziehen lässt. Städte wie Barcelona, Dubrovnik, Venedig und auch Lissabon fühlen sich bereits in dem Widerspruch zwischen der Unzufriedenheit der Bewohner, die sich vergessen fühlen, und der finanziellen Bedeutung, welche der Tourismus tatsächlich repräsentiert, aufgerieben.
Die Einheimischen sind jedoch heutzutage die wichtigste lebendige Kraft der Tourismusgebiete. Dabei genügt es, wenn man sich das Wachstum der Sharing Plattformen vor Augen führt, die für eine Beziehung der Destination zu den Touristen sorgen (Bsp. Airbnb).
Während sich Destinationen wie z. B. Island damit befassen, die Touristen für eine „Charta des guten Benehmens“ zu sensibilisieren, konzentrieren sich andere auf die Frage der Integration der Einheimischen in die Entwicklung des lokalen Tourismus. Diese neue strategische Vision setzt sich sowohl bei den Institutionen als auch bei den Tourismusfachleuten durch.
Der „Consultant“ Guillaume Cromer sieht einen Lösungsansatz in Form von Einbindung der einheimischen Bewohner in den Tourismus, indem sich diese als touristische Dienstleister verstanden fühlen würden und auch wahrgenommen werden. Beispiele, die in diese Richtung gehen, werden immer zahlreicher. Dies ist auch der Fall bei dem West Sweden Tourist Board, das durch das Ergreifen der Initiative Meet the Locals ermöglicht, dass die Begegnung zwischen den Besuchern und den Residenten, welche dieselben Interessen teilen möchten, zustandekommt. Die Picardie in Frankreich hat die touristische Sättigung in ihrem Gebiet nicht abgewartet, um sich denselben Überlegungen widmen zu müssen. Seit zwei Jahren lädt das „Comité régional du tourisme des Hauts-de-France“ die Besucher dazu ein, den Einheimischen direkt zu begegnen, um die Vorzüge der Region kennenlernen zu können.
Quelle: Esprit-Picardie
Die einheimischen Bewohner müssten auf systematische Art und Weise zu Akteuren in den Projekten werden. Dabei könnten sie sogar zu Testern der touristischen Produkte avancieren. Zum Beispiel auf der Basis der Afnor-Zertifizierung „testé et approuvé par les séniors“ für Konsumprodukte könnte man sich ein ähnliches Label im Tourismus vorstellen: „Getestet und geprüft durch die Bewohner“. Was vorerst nach einem reinen Marketing Interesse aussieht, beinhaltet einen doppelten Vorteil: Rechtfertigung der Aktionen der touristischen Entwicklung bei der Bevölkerung und die Garantie der Qualität des angebotenen Erlebnisses.
Das Verständnis des touristischen Phänomens und seiner Probleme spielt eine wesentliche Rolle im Akzeptierungsprozess. Dies trifft vor allem auf die Gebiete zu, in denen der Tourismus der Motor für die regionale Wirtschaft ist. Die Frage des Tourismus und die Wichtigkeit seiner Wechselwirkung mit der Wirtschaft und der Landwirtschaft wird nun an den Schulen des Oberwallis vertieft behandelt.