Von den Vorteilen unterschiedlicher Kundenerwartungen

SportDHiver DeveloppementDurable RoyaumeUni Suisse

Synthese vom 09. bis zum 21. November 2016

Wie gehen Touristen mit Schneemangel in den Bergen um?

Auch wenn sie momentan noch als Nischensport gehandelt werden: Skitouren werden immer beliebter. Diese Feststellung hat auch der Skiort Arêches-Beaufort im französischen Departement Savoie gemacht. Es sind nicht mehr nur Bergler oder Menschen, die die Berge von Kindsbeinen an kennen, die dieser Sportart frönen, sondern zunehmend auch Städter, denen die Bergwelt mit ihren Gefahren eigentlich fremd ist. Für solche Gelegenheits-Skiwanderer hat Arêches-Beaufort neuerdings gesicherte, speziell gekennzeichnete Routen zu bieten, die von einer Bergbahnstation aus erreicht werden können. Zwar machen die Skitouren-Pässe erst 1% des Gesamtumsatzes der Bahn aus, ihre jährliche Zuwachsrate liegt jedoch regelmässig bei 60%. Tatsächlich geht der Trend in der Bevölkerung hin zu vermehrter körperlicher Verausgabung im Einklang mit der Natur. Wie aber lässt sich diese Tendenz mit dem für viele Wintersportorte prognostizierten Schneemangel vereinbaren? Mit dieser Frage hat sich die Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck beschäftigt und die Akzeptanz bei den Gästen genauer untersucht. Aus den Ergebnissen der Studie geht hervor, dass die Kunden je nach Alter unterschiedlich reagieren: Jüngere Menschen sind eher als ältere geneigt, die Berge als ein Milieu zu betrachten, in dem man intensiv Sport treibt. Sie wünschen sich möglichst viele Pistenkilometer und wollen dann alle bewältigen können. Für sie ist die Grösse des Skigebiets ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer Destination. Wenn dann ein Teil des Gebiets wegen Schneemangels gesperrt ist, sind sie frustriert. Bei ihnen ist die Akzeptanz diesbezüglich deutlich weniger gross als bei den älteren Ski-Semestern, die übrigens grundsätzlich kleinere Skigebiete bevorzugen, die ursprünglicher sind und wo es ruhiger zu und her geht. Um für jeden Geschmack etwas bieten zu können und dem Gast die Reisevorbereitungen zu vereinfachen, hat die Tourismusregion „Savoie Mont-Blanc“ nun ein spezifisches digitales Hilfsmittel für Skitouristen entwickelt.

Verlockende Aussichten in London an der Schwelle zum Jahr 2017

Aus der österreichischen Studie lässt sich übrigens auch herleiten, weshalb Schneesportzentren wie das nördlich von London gelegene Snow Centre von Hemel Hempstead, mit denen das Problem des Schneemangels ja eigentlich gelöst wäre, bei vielen Skiläufern nur ein müdes Lächeln auslösen. Mit 500’000 Gästen im Jahr hat das Zentrum zwar durchaus seine Daseinsberichtigung. Aber ein solcher Indoor-Ski-Komplex entspricht klar nicht allen Kundenbedürfnissen, wie die Studie aus Innsbruck aufgezeigt hat. Die Zentrumsleitung in London ist sich dessen bewusst – und folgerichtig eine Partnerschaft mit Valais/Wallis Promotion und Schweiz Tourismus eingegangen. Ganz konkret geht es darum, britische Skitouristen mit überdimensionierten Bildern der Walliser Alpen als Kulisse des Indoor-Zentrums in die Weite der Walliser Bergwelt zu locken. Ab Februar macht auch Swiss mit und testet eine Flugverbindung zwischen London und Sion/Sitten, die man bei Erfolg den ganzen Winter 2017-2018 aufrecht erhalten möchte. Ob man sie dann auch auf die Sommersaison ausdehnt, steht zwar noch in den Sternen. Aber die Entwicklung der Sommersaison ist für die Tourismusorte äusserst wichtig, wie Atout France in einer neuen Studie bestätigt. Für die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA darf jedoch diese Entwicklung nicht zu jedem Preis erzwungen werden. Mit ihrem Projekt alpMonitor unterstützt die NGO vielmehr eine nachhaltige Entwicklung, hebt Fehlentscheidungen hervor und macht konkrete Lösungsvorschläge. Die CIPRA engagiert sich unter anderem für die Jugendbeteiligung; insbesondere die Rolle der Jugendlichen bei den politischen Entscheidungsprozessen soll gestärkt werden. Damit junge Menschen auf die Gestaltung des Rahmens, in dem sie leben werden, Einfluss nehmen können, hat die CIPRA einen Jugendbeirat (CIPRA Youth Council, CYC) ins Leben gerufen. Auf diese Weise können Jugendliche zu den aus ihrer Lebenswelt wichtigen Alpenthemen Vorschläge einbringen. Das Vorgehen der CIPRA kann als weiterer Beweis dafür gewertet werden, dass die Zahl der verantwortungsbewussten Touristen steigt: Immer mehr Menschen fühlen sich von den Auswirkungen ihrer Reisen betroffen. Dies bedeutet wiederum, dass solche Gäste mehr als andere Reisende Massnahmen schätzen, die einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung und der Bewahrung des Lebensraums förderlich sind. Solche Massnahmen sind folglich für verantwortungsbewusste Touristen ein wichtiges Element bei der Wahl der Feriendestination. Gegenwärtig stehen bereits 60% aller US-amerikanischen Touristen, d.h. 105,3 Millionen Menschen zu einem nachhaltigen Reiseverhalten.