Profitiert Airbnb von der Pandemie?

Seit dem Beginn der Pandemie ist der Aufenthalt in individuellen (und nicht kollektiven) Unterkünften auf dem Land zu einer beliebten Ferienlogis geworden. Die Vermietungsagenturen von Berghütten berichten darüber: Der Buchungsstand dieser Objekte, welche die Agenturen im Wallis vermietet haben, war zum Jahresende 2021 sehr zufriedenstellend. Dieser Trend wird auch von den Daten von Tourobs bestätigt, die für 2020-2021 eine höhere Buchungsquote für Airbnb-Objekte in den Kantonen Wallis und Graubünden als in den Jahren 2018-2019 ausweisen. Periphere Regionen profitieren insgesamt im Vergleich zu städtischen Regionen, die eher mit Menschenmassen und begrenztem Raum assoziiert werden. Die Abkehr von städtischen Reisezielen (und von traditionellen Sommerreisezielen) zeigt sich auch bei einer Analyse auf europäischer Ebene.

Von Juli bis September 2021 waren nicht weniger als 20 % der Buchungen von Airbnb-Unterkünften Buchungen für Langzeitaufenthalte (mehr als 28 Tage). Airbnb macht also keine Ausnahme zum Trend zu längeren Aufenthalten. Die Gäste buchen mehr Übernachtungen als üblich, um so wenig wie möglich von einem Hotel zum anderen umziehen zu müssen. Eine längere Aufenthaltsdauer verringert die sozialen Interaktionen mit Personen ausserhalb der Reisegruppe und damit die Ansteckungsgefahr. Eine längere Aufenthaltsdauer ermöglicht es auch, eventuelle Mehrkosten aufgrund strengerer Hygienevorschriften einzuschränken und vermeidet die Vervielfachung der derzeit geltenden Formalitäten. Eine längere Aufenthaltsdauer ist auch eine Folge der Tendenz, Arbeits- und Freizeit günstiger miteinander zu verbinden. Die einfache Anpassung des Arbeitsumfelds an Freizeit- und Komfortwünsche ist eine der Attraktionen von Airbnb, die von seinen Anhängern schnell erkannt wurde. Im Jahr 2019 gab es in der Schweiz noch 50'196 Mietobjekte, während es im Jahr 2021 nur noch 40'866 waren.

Die Empfehlung zur Telearbeit hat indirekt auch die Preise für Schweizer Mietobjekte von Airbnb in die Höhe getrieben. Der Medianwert der Mieteinnahmen stieg von 168.- CHF im Jahr 2019 auf 193.- CHF in den ersten Monaten des Jahres 2021. Von 2015 bis 2019 war der Schwellenwert von 168.- CHF nie überschritten worden. Im Wallis stieg der Medianwert des Mieteinkommens von 149.- CHF im Jahr 2019 auf 174.- CHF im Jahr 2021. Es ist jedoch fraglich, ob diese Teuerung die durch die Pandemie verursachten Verluste ausgleichen kann.

 

 

Titelbild: KEYSTONE/DPA/FRISO GENTSCH