Post-Covid: Camping – zwischen Chance und Herausforderung

Campingplätze auf dem Vormarsch

Seit einigen Jahren erlebt das Camping einen bemerkenswerten Aufschwung, weil es als alternatives Angebot, das Naturnähe und Komfort verbindet, die Aktivität des Campens neu belebt hat. So sind trotz der Pandemie die Verbindungen zum Camping noch stärker geworden. Der TCS, ein wichtiger Akteur in diesem Sektor in der Schweiz, verzeichnet einen Anstieg von 25 % gegenüber dem Jahr 2020, wodurch die Zahl der Übernachtungen auf TCS-Campingplätzen auf 780’000 stieg.

Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik verzeichneten die Campingplätze 3'884’790 Übernachtungen im Jahr 2020, im Vergleich zu 3'757’306 im Jahr 2019 und 3'579’715 im Jahr 2018.

2019 waren fast 400 Einrichtungen in der Schweiz registriert. Bern, Wallis und Graubünden sind die Regionen mit der höchsten Anzahl von für Camping vorgesehenen Einrichtungen. Im Jahr 2019 lag das Tessin mit insgesamt 809’568 Übernachtungen an der Spitze, vor der Region Bern mit 485’096, der Genfersee Region mit 468’892 und dem Wallis mit 434'096 Übernachtungen.

Laut TCS müssten die Campingplätze im Jahr 2021 gute Ergebnisse erzielen, vorausgesetzt das Wetter ist gut. Auch die Einschränkungen für Auslandsreisen müssen als Faktor für die Branche miteinberechnet werden.

©Camping Curban, Flickr

 

Immer noch positives Image für Campingplätze

Campingplätze gelten immer noch als sehr attraktiv, weil sie nach wie vor ein positives Image bei den Besuchern haben.

Eine Studie, die das Label «Campings Qualité» in Frankreich im Januar 2020 unter mehr als 1’000 Personen durchgeführt hat, bestätigt diesen Eindruck.

Tatsächlich hatten 85 % der Befragten ein positives Bild vom Camping.

Die Mehrheit der Campingbegeisterten sind junge Erwachsene und/oder Familien aus bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen mit Kindern. Mobilheime, Chalets und umgebaute Zelte sind am beliebtesten (75 %). Etwa 22 % mieten ein Zelt und 9 % kommen mit dem Wohnmobil.

Quelle: ©Camping Curban, Flickr

 

42 % der Befragten gaben an, dass sie jedes Jahr Ferien auf dem Campingplatz machen. 49 % der Campingurlauber bleiben für eine Woche und 14 % weniger als eine Woche. Dies betrifft vor allem die unter 25-Jährigen, welche mehrmals im Jahr mit ihrem Zelt oder Wohnmobil zum Campen fahren.

Die Meeresküsten sind weiterhin das bevorzugte geografische Feriengebiet (76 %), gefolgt von den Bergen (31 %) und dem Land (27 %). Seit der Pandemie ist auch das Land sehr beliebt geworden. Die Berge ziehen vor allem Kunden mit Kindern aus höheren sozio-professionellen Kategorien an, die hier mehrmals im Jahr Campingurlaub machen.

56 % der Urlauber wechseln fast jedes Mal den Campingplatz. 34 % wechseln ihn nur von Zeit zu Zeit, wobei sie aber immer wieder dieselben Campingplätze benützen. Das betrifft vor allem die Urlauber, die zum Campen in die Berge fahren.    

Bei den Campingplätzen stellen die Qualität der Einrichtung (69 %) und diejenige der Stellplätze (51 %) die wichtigsten Zufriedenheitskriterien dar. Auch das Vorhandensein des Meeres, eines Sees oder einer Wasserstelle zum Baden steht für die Hälfte der Befragten (51 %) im Vordergrund.

Verhalten und Umgang des Personals beim Empfang und während des Aufenthaltes werden für 60 % der Besucher ebenfalls als grundlegendes Element angesehen. Auch die Klarheit und Genauigkeit der auf der Website bereitgestellten Informationen sind für die Besucher wichtig.

47 % der Campingurlauber sind der Ansicht, dass die Campingplatzbetreiber in Zukunft einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Umwelt pflegen sollten. Diesen Anspruch stellen vor allem diejenigen, die Campingplätze in den Bergen besuchen.

 

Attraktivität von Glamping ungebrochen

Dass Camping immer noch so attraktiv ist wie eh und je, liegt an den Erneuerungen seines Images, wie z. B. Glamping, ein alternatives Angebot, das Naturerlebnis und Komfort verbindet. Ungewöhnliche Unterkünfte sind besonders begehrt. Hütten, Bubbles, Baumhäuser, Tiny Houses oder Wohnwagen sind eine Auswahl von vielfältigen Formaten für einen sehr ungewöhnlichen Aufenthalt.

Quelle: PxHere

 

Laut dem «Observatoire de l'insolite», einer Initiative der Plattform AbracadaRoom und der Beratungsfirma Alliances wurde das Potenzial ungewöhnlicher Unterkünfte in Frankreich für 2019 auf 260 Millionen Euro geschätzt. Knapp 1’000 Einrichtungen oder 13’098 Betten sind derzeit im Land gelistet. Der Erfolg dieser Art der Unterbringung ist durchschlagend, wie die Einrichtung von «Cabanes» zeigt, die seit 2012 um 257 % gestiegen ist.

Der gesundheitliche Kontext während der Pandemie hat den lokalen Tourismus gestärkt. Ungewöhnliche Unterkünfte machen sich diesen Trend zunutze. Die Suchfunktion «weniger als 2 Stunden entfernt» ist auf der AbracadaRoom-Website sehr beliebt. Wieder mit der Natur in Kontakt kommen, Menschenmassen meiden, dem Alltag entfliehen: Ungewöhnliche Unterkünfte entsprechen den aktuellen Bedürfnissen der Reisenden.

 

Zu bewältigende Herausforderungen

  • Technologische Aufgaben zur Erfüllung der aktuellen Konsumbedürfnisse

Obwohl sich dies jetzt ändert, war die technologische Entwicklung in der Campingbranche langsamer als in der Hotel- oder Ferienvermietungsbranche.

Mit der bargeldlosen Bezahlung halten programmierte Schliess-Systeme Einzug auf den Campingplätzen. An der Tür des Mobilheims/Bungalows befindet sich zum Beispiel eine Box, mit der das Schloss mit einem RFID-Armband oder einem personalisierten Code entriegelt werden kann. Die berührungslose Technologie ist besonders für Beherbergungsbetriebe interessant, die darin eine Möglichkeit sehen, die Sicherheit der Reisenden zu gewährleisten und darüber hinaus das Management der Abläufe zu optimieren.

In ähnlicher Weise wird den Campingplatzbetreibern bewusst, dass die Hausautomation, also das automatisierte elektronische Management, welches auf ein Gebäude angewendet wird, konkrete Antworten auf die Herausforderungen der Rentabilität und Nachhaltigkeit geben kann.

  • Hygieneaspekte und Sicherheitsfragen vorrangig

Laut einer Umfrage von «Campings Qualité» aus dem Jahr 2020 gibt fast jeder zweite Befragte (44 %) zu, wegen der mangelnden Sauberkeit der Sanitäranlagen schon einmal von seiner Erfahrung enttäuscht gewesen zu sein. Nach einem Jahr der Pandemie achten Reisende noch stärker auf Hygiene- und Sauberkeitsmassnahmen. Daher muss die Kontrolle in Bezug auf diese beiden Aspekte noch verstärkt werden.

Die Schweizer Feedback-Plattform re: spondelligent GmbH führte 2020 eine Studie durch, um die Bedeutung von Schutzmassnahmen bei der Bewertung des Tourismuserlebnisses zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten am meisten auf die Einhaltung von Abstandsregeln, Desinfektionsmittel und Schutzmasken für das Personal achten.

In Hotels und auf Campingplätzen ist es einfacher, räumlichen Abstand zu halten. Kunden legen daher mehr Wert auf das Tragen von Masken und den Geruch von Desinfektionsmitteln.

Quelle: Freepick

 

  • Flexible Stornierungsbedingungen

Angesichts der Unsicherheit, welche die Reisebedingungen seit mehr als einem Jahr beeinflusst, sind die Reisenden bezüglich der Flexibilität der Stornierungsbedingungen sehr besorgt. Auch wenn es für Unternehmen eine Herausforderung bedeutet, ist die Flexibilität von Stornierungsrichtlinien unerlässlich. Laut einer kürzlich von Booking.com durchgeführten Umfrage zu den Erwartungen der Reisenden während der Rückreise ist fast jeder zweite Reisende (46 %) der Meinung, dass eine Rückerstattung der Unterkunft im Falle einer Stornierung zwingend erforderlich ist.

  • Arbeitskräfte als Problem für die gesamte Tourismusbranche

Schliesslich war vor der Pandemie das Problem des Mangels an Arbeitskräften für den Tourismussektor, insbesondere für das Hotel- und Gaststättengewerbe, von grosser Bedeutung. Diese Probleme betreffen auch Campingplätze. Viele Einrichtungen fürchten einen zu schnellen Wiederaufschwung wegen der Notwendigkeit, innert Kürze Personal zu finden und es auch ausbilden zu können. In der Schweiz verlor das Hotel- und Gaststättengewerbe im Jahr 2020 mehr als 40’000 Arbeitsplätze. Die Bilanz dürfte sich mit den Folgen des zweiten Lockdowns noch verschlechtern. Laut Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse, sind seither noch mindestens 10'000 zusätzliche Arbeitsplätze verloren gegangen.

 

 

Quellen:

Camping Qualité « Label Camping Qualité : perceptions et attentes des adhérents et des clients finaux », janvier 2020. https://www.perseus-web.fr/nar6/uploads/2021-01-18-rapport-e-atude-camping-qualite-a.pdf

Dis-leur ! « Tourisme : Les campings montent en gamme et cherchent à recruter », 29 mars 2021

Hugo Pellegrin. T.O.M. « Plein air : Osmozis veut équiper les campings de serrures connectées », 13 février 2020

HTR. «Camping-Übernachtungen boomten im Coronajahr», 5 mai 2021

HTR. «Schutzkonzepte sind relevant für Gästebewertungen», 2 novembre 2020

Julia Luczak-Rougeaux. T.O.M. « Comment Booking.com voit-elle la reprise du voyage et son évolution ? », 27 avril 2021

Nicolas Dayot. Revue Espace. Hôtellerie de plein-air : les chiffres clés, les tendances à retenir. Janvier-Février 2021

RTS Info. « L'hôtellerie-restauration a perdu plus de 40'000 emplois en 2020 en raison du Covid », 14 mai 2021

Office fédéral de la statistique. Chiffres de la Parahôtellerie. Consulté le 5 mai 2021

Sophie Dorsaz. Le Nouvelliste. « Vacances : la saison s’annonce bien pour les campings valaisans », 12 avril 2021

Tendance-Hotellerie. « Etat des lieux du secteur de l’insolite en France par Abracadaroom », 6 novembre 2020.