Schweizer Luxushotellerie im Fokus

Hotellerie

In Wintersportorten wird kräftig investiert, auch das Wallis profitiert

In den letzten Jahren wurde sehr viel über die dynamische Entwicklung der Hotellerie in den urbanen Gebieten der Schweiz gesprochen. Doch nicht nur in den Städten wurde  investiert, auch im Alpenraum wurden und werden Projekte mit einem Investitionsvolumen in Milliarden Höhe realisiert. 

In der Destination Davos-Klosters nahm im November 2012 das Hilton Garden Inn gegenüber dem erweiterten Kongresshaus den Betrieb auf. Rund 50 Millionen Franken wurden in den 148-Zimmer Betrieb, der über fünf Konferenzsäle verfügt, investiert (Stocker, 2012). Gerade auf den Beginn des World Economic Forum (WEF) im Januar 2014 wurde dann der Stilli-Park eröffnet. Dieser 250 Millionen Franken Betrieb der Luxusklasse verfügt über 216 Zimmer und wird von der Intercontinental Hotel Gruppe gemanagt. Das Nobelhotel The Chedi in Andermatt wurde Ende 2013 eröffnet. Total sind in Andermatt 6 Hotels im 4- und 5-Sterne-Segment vorgesehen mit über 800 Zimmern und einem Investitionsvolumen von beinahe 2 Milliarden Franken (Stocker 2012). Entstehen soll eine Feriendestination mit Golfplatz, Skipisten, Wellnessinfrastruktur und Shoppingmöglichkeiten. Bei einem weiteren Leuchtturmprojekt in der Innerschweiz, dem Bürgenstock Resort, wurde Ende März die Bauarbeiten gestartet. Das gesamte Resort wird 30 Gebäude umfassen, darunter drei Hotels mit 400 Zimmern (800 Betten), und 12 Restaurants. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf 485 Millionen Franken (Hotel Revue 2014).

 

Das Wallis hinkt den Entwicklungen in der Luxushotellerie im Rest der Schweiz jedoch nicht nach. Mit 13 Fünf-Sterne Hotels (von total 89Häusern in der Schweiz) in dieser Kategorie ist der Kanton sehr gut vertreten, wobei Zermatt und Crans-Montana mit 9 Betrieben dominieren (Kullmann & Schegg, 2014). Mit vier neuen Betrieben (Crans Ambassador Hotel und drei kleineren Hotels in Zermatt: CERVO Mountain Boutique, Chalet Zermatt Peak und Hotel The Omnia) hat sich der Sektor dynamisch entwickelt. Dazu kamen im Winter 2013/2014 noch weitere Neuereröffnungen von Hotels im oberen Hotel-Segment. In Verbier wurde im Dezember 2013 das erste W Hotel mit 123 Zimmern der Starwood-Hotelgruppe im alpinen Raum eröffnet (Hotelier 2014). Europaweit ist es erst das 6. Designhotel der weltweit tätigen Kette. Im Dezember 2013 wurde auch das Hôtel des 4 Vallées in Nendaz mit 62 Zimmern im 4-Sterne Segment eröffnet, welches Teil des Projekts „Mer de Glace“ ist. Ein weiteres Hotel Grossprojekt ist in Leukerbad in Planung. Ob die Swiss Development Group das Grundstück für das geplante Luxushotel „51 degrees“ aber bis Ende April 2014 erwerben wird, um das Projekt zu realisieren, ist momentan nicht klar (Walliser Bote 2014).

 

The Omnia Zermatt 999X501

Internationale Investoren im Vormarsch

Eine neue Studie des Instituts für Tourismus der HES-SO Wallis in Zusammenarbeit mit dem Hotelexperten Patrick Kullmann zeigt, dass die Quote ausländischer zu inländischen Investoren in der Schweizer 5 Sterne Hotellerie mit geschätzten 46% im Jahr 2013 gegenüber 40% im Jahr 2012 zugenommen hat. Zudem konnten im Gegensatz zur gesamten letzten Dekade sehr viele Eröffnungen von 5 Sterne Häusern und internationalen Kettenhotels in den letzten zwei Jahren im Alpenraum beobachtet werden, bspw. Giardino Mountain Champfèr, Alpina Gstaad, Chedi Andermatt, W Verbier oder auch das Intercontinental Davos. Angesichts des Nachfragerückgangs, den man aber seit einigen Jahren in den alpinen Ferienregionen im Gegensatz zu den Schweizer Städten beobachtet (diskutierte Faktoren sind hier der starke Schweizer Franken, die Wirtschaftskrise in wichtigen Quellmärkten aber auch Veränderungen im Kundenverhalten) ist dies sicherlich eine spannende und ermutigende Entwicklung für die Bergregionen.

Hinter vielen Projekten steht ein für die internationale Hotellerie übliches Triumvirat (Kullmann & Schegg, 2014): Eine globale Hotelkette (z.B. Intercontinental, Starwood) als Managementorganisation, welche neben dem Know-How weitgehend auch das Vertriebsnetz, Geschäftsbeziehungen und Stammkunden mitbringt. Eine lokale Betriebsgesellschaft, die das unternehmerische Risiko trägt (z.B. Stilli Park AG in Davos), Franchisegebühren an die Hotelkette und Miete an den Eigentümer (Credit Suisse Real Estate Fund Hospitality in Davos) zahlt.

Die zukünftige Entwicklung der Eigentumsverhältnisse zur Schweizer 5 Sterne Hotellerie wird womöglich weiterhin in Richtung eines Anstiegs ausländischer Investoren gehen. 5 Sterne Hotels sind als Leuchttürme vieler Tourismusdestinationen durch ihre Wertschöpfung zentral notwendig und tragen gleichermassen zur internationalen Reputation der Schweizer Tourismusbranche bei. Hotelbetriebe sind (und waren) den Globalisierungstendenzen und der Internationalisierung schon immer stark ausgesetzt und daher auch Gradmesser für Trends und Entwicklungen im Tourismus.

 

Die neue Studie des Instituts für Tourismus (Kullmann & Schegg 2014, siehe Download in Referenzen) geht diesen vielschichtigen Veränderungen in der Zusammensetzung und Struktur der Schweizer Luxushotellerie auf Schweizer Ebene nach und versucht die Trends zu deuten.

Download und Referenzen

Kullmann, P. & Schegg, R. (2014): Das „Who is Who“ der Schweizer 5 Sterne Hotellerie 2013/14: Investorentrends und -Strategien in der Luxushotellerie. Institut für Tourismus, HES-SO Wallis, Siders. PDF

 

Kullmann, P. & Schegg, R. (2012): Das „Who is Who“ der Schweizer 5 Sterne Hotellerie. Institut für Tourismus, HES-SO Wallis, Siders. PDF

Kullmann, P. & Schegg, R. (2012): Transaktionsgegenstand: Schweizer 5 Sterne Hotellerie. Institut für Tourismus, HES-SO Wallis, Siders. PDF

Pressemeldungen

Daniel Stocker (2012): Hoteliers werden sich wärmer anziehen müssen. http://www.baizer.ch/aktuell/index.cfm?rID=3542

Hotelier (2014): In Verbier wurde das erste W Hotel der Schweiz eröffnet. http://www.hotelier.ch/Web/HO.nsf/0/A8E96DDEA962F41AC1257C5900489467?OpenDocument&parm=parm

Hotel Revue (2014): Bürgenstock Resort nimmt Formen an. http://www.htr.ch/hotellerie/buergenstock-resort-nimmt-formen-an-38301.html

Lucas Meier (2014): Warum investieren Grossbanken in Hotels? http://www.hotelier.ch/Web/HO.nsf/0/3AE2D95358C3C3BCC1257C8C00399418?OpenDocument&parm=parm

Walliser Bote (2014): Luxus-Projekt auf der Kippe? http://www.1815.ch/wallis/aktuell/luxus-projekt-auf-der-kippe-130929.html