Die touristische Beherbergung im Spannungsfeld der Verteilnetze
Etourisme ReservationEnLigne HotellerieDer Tourismus war schon immer ein bevorzugtes Innovationsfeld, auch wenn Erneuerungen häufig bereits in anderen Industriegebieten ausgetestet wurden. Auch die Verbreitung und der Verkauf von Übernachtungsdienstleistungen sind von dieser Tatsache betroffen. Die Beherbergung ist die eigentliche Säule, auf der die Mehrheit der touristischen Dienstleistungen ruht. Dadurch profitiert sie laufend von den Vorteilen die durch die Weiterentwicklung der Technologien entstehen. Die Entwicklung des e-Tourismus beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Berücksichtigung dieser technischen Aspekte. Sie verändert sowohl die Geschäftsmodelle als auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Akteuren der Produktion und der Verbreitung der touristischen Dienstleistungen.
Der E-Tourismus verleiht den Verteilnetzen Macht
Der e-Tourismus hat eine schnelle Wende einer Welt eingeleitet, die sich bisher unflexibel und abgrenzend gegenüber für sie kaum verständlichen und in ständiger Veränderungen befindenden Komplexen verhielt. Es handelt sich um ein „vernetztes touristisches System“ wie man es heutzutage bezeichnet. In diesem System wurden die Karten neu verteilt und dabei bekamen die Onlinevertriebsnetze eine immer grössere Bedeutung. Im Verlaufe weniger Jahre haben gewisse Online-Reiseagenturen oder „Online Travel Agency“ (OTA) genannt, eine phänomenale Bedeutung erlangt. Die grossen Marktleader haben sehr schnell die Möglichkeit erkannt, sich von jeglichen territorialen Beschränkungen zu befreien. Sie machen sich den sogenannten „Skaleneffekt“ (Grössenvorteil) maximal zunutze und schlagen Lösungen auf dem höchsten Innovationsstand vor, die ganz darauf ausgerichtet sind, den Kundenbedürfnissen optimal gerecht zu werden (user friendly).
In der Schweiz ist der Marktanteil der OTA (Online Travel Agency) in weniger als 10 Jahren von 2% auf 25% angestiegen. Man nimmt an, dass im Jahr 2014 die OTA einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Schweizer Franken erzielt haben. Booking.com mit Expedia und HRS beherrschen 90% dieses Marktes. Die erzielten Provisionen bewegen sich bei über 100 Millionen CHF wovon rund 15 Millionen CHF Walliser Unternehmen betreffen. Ein mittleres Walliser Hotelunternehmen hat jährlich immerhin eine Kommission von ca. 30.000 CHF oder ungefähr 700 CHF pro Zimmer abzuliefern.
Konzentration und Konsolidierung des Sektors
Die Kapitalvernetzungen werden immer enger und es sind bedeutende Firmenkäufe und Fusionen zu beobachten. Im Jahr 2014 erwarb Expedia Wotif.com, Orbitz und Travelocity. Der Gesamtwert dieser Einkäufe belief sich auf 2,8 Milliarden US$. Bei Wotif.com handelt es sich um eine OTA, die hauptsächlich in Australien aktiv ist. Orbitz, das auf der Basis einer Partnerschaft verschiedener Fluggesellschaften entstand, sollte die Antwort der Fluggesellschaften auf die immer stärker werdenden Online-Agenturen wie Expedia sein….. Travelocity ist eine OTA welche von Sabre Corpoation gegründet wurde und sich mittlerweile auch in den Händen von Expedia befindet.
Die OTA zeigen auch ein lebhaftes Interesse für die Diversifizierung ihrer Aktivitäten. Die Akquisition des Metasuchdienstes Kayak durch Priceline und diejenige von Trivago durch Expedia liefern dazu unwiderlegbare Beweise. Nehmen wir zudem davon Kenntnis, dass Priceline sich kürzlich Hoteltechnologien geleistet hat (BookingSuite, Hotel Ninja, OpenTable), die für Inhaber und Hotelmanager vorgesehen sind und nicht für Endkunden.
In Zukunft werden die zwei Marktleader ein Grösse erreichen, die ihnen erlaubt für die Konkurrenz unüberwindbare Schranken zu errichten. Die Konkurrenz zwischen Priceline (Muttergesellschaft von Booking.com) und Expedia führt zur Schaffung eines eigentlichen „Duopols“ mit allen daraus entstehenden Konsequenzen, die eine solche Angebotskonzentration hervorruft.
Einige Ratschläge für die Hoteliers
Seit jeher haben die grossen Strategen ihre Gegner dadurch geschlagen, weil sie deren Waffen gekannt haben. Das folgende Video erläutert die Ratschläge, die Thomas Young den unabhängigen Hoteliers gibt, um in eine dynamische Partnerschaft mit den Online-Agenturen (OTA) zu gelangen.
Trotz zweier starken Waffen – einem enormen Kunden-Portefeuille und einer potentiellen Kontrolle über die „big data“ – wird es den beiden Marktleadern kaum gelingen den Verkauf der touristischen Übernachtungs-Dienstleistungen dauerhaft zu beeinflussen. Obwohl eine Umkehr der aktuellen Tendenzen kaum wahrscheinlich erscheint, sagen einige Experten eher einen Rückgang ihres Volumens voraus. Sie erklären diese Prognose mit der Tatsache dass die OTA mit verschiedenen gesetzlichen Beschränkungen belegt werden, die durch die Kritik grosser Hotelgruppen und Fluggesellschaften ausgelöst werden und vor allem weil diese ihnen keinen Zugang zum Bestand der Shared Economy gewähren.