Reiseziele von heute als Prototyp für die Zukunft

Reiseziele blicken nach vorne und legen Wert auf eine harmonische, sichere und integrative Entwicklung der Tourismuswirtschaft.

 

Klima-Notlage ebnet den Weg

Der Wettlauf um die Entkarbonisierung der Industrien hat begonnen, so dass die Länder bis 2050 CO2-neutral werden müssen. Für den Tourismus gibt es dabei keine Ausnahme. Der World Travel & Tourism Council hat eine Roadmap veröffentlicht, welche die Tourismusindustrie auf dem Weg zum Null-Emissions-Ziel begleiten soll.

Im Bereich der Reiseziele zeigt sich noch, dass nur wenige Länder die Treibhausgas-Emissionen (THG) ihrer Aktivitäten bilanzieren. Dennoch hat Frankreich seine erste THG-Bilanz für den Tourismus im Jahr 2021 vorgelegt. In Spanien ist Valencia die erste Stadt, die den Kohlenstoff- und Wasserfussabdruck ihrer Tourismusaktivitäten durch die Nutzung von Megadaten berechnet und zertifiziert. Diese Stadt verfolgt den ehrgeizigen Plan, bis 2025 CO2-neutral zu werden.

Für ein Reiseziel geht die Reduzierung seines CO2-Fussabdrucks mit einer nachhaltigen Anpassung der Aktivitäten einher. In den letzten zwei Jahren haben sich mehrere Reiseziele internationalen Netzwerken wie dem Global Council for Sustainable Tourism angeschlossen, um bessere Rahmenbedingungen und eine anerkannte Akkreditierung zu erhalten oder um ihre Leistung durch ein Benchmark-System zu vergleichen. Die Städte Québec City und Montréal sind beispielsweise dem Global Destination Sustainability Movement beigetreten.

 

Verantwortungsvolle Inspiration eines kleinen Landes mit grossen Ambitionen

Die Erholung der Tourismuswirtschaft wird unweigerlich über die Entwicklung von nachhaltigen und widerstandsfähigen Tourismusmodellen erfolgen. In Europa hat Slowenien bereits vor vielen Jahren den Schritt zu einem ganzheitlichen Destinationsmanagement vollzogen. Sloweniens Image als «grünes Reiseziel» beruht auf einem Zertifizierungsprogramm für lokale Reiseziele und Unternehmen sowie auf der Erhaltung von Naturräumen. Seit der Pandemie strebt das Land ausserdem danach, seinen Besuchern die höchsten Gesundheits- und Hygienestandards zu bieten. Die Massnahmen sind nahtlos in das Marketing des Reiseziels und in seine Strategien zur Wiederbelebung integriert. Das Land gehört laut dem von Euromonitor entwickelten Index für nachhaltiges Reisen zu den Top 10 der Reiseziele.

Quelle: Slovenia.info

 

Die Gemeinschaft im Mittelpunkt der Diskussionen

Lange vor der Pandemie wollten Reisende authentische Erfahrungen machen und vorübergehend den Lebensstil der Einheimischen übernehmen. Bereits mehrere Destination Management Organizations (DMOs) gaben dieser Art von Gemeinschaft die Priorität ihrer Massnahmen. Andere nutzten den aussergewöhnlichen Kontext der Krise, um das Angebot und die Tourismuswerbung sowohl an die lokale als auch an die Kundschaft der Umgebung anzupassen (Lesen Sie auch: Glückliche Bürger, glückliche Stadt).

 

Laut Destination International wird eine Werbung, die auf den von der Gemeinschaft geteilten Werten beruht, in den kommenden Jahren einen Wettbewerbsvorteil bringen. Zusätzlich zu ihrer Marketingfunktion müssen die Destinationsmanager die Voraussetzungen für blühende Gaststätten für Einwohner, Unternehmen und Besucher schaffen.

In den USA hat Travel Oregon die Vision, allen Menschen in Oregon ein besseres Leben zu ermöglichen – durch lokale, nachhaltige und starke Gemeinden, die eine Vielfalt von Entdeckungsreisenden willkommen heissen. Um dies zu erreichen, bietet die OGD partizipative Begleitprogramme für Gemeinden an und arbeitet derzeit daran, Kriterien wie Vielfalt, Inklusion und Klimawandel in diese Programme zu integrieren (siehe Kasten 1).

Im Polarkreis betrachten die Färöer-Inseln den Anteil der Einwohner, die den Tourismus positiv wahrnehmen, als einen der drei Erfolgsmarker ihrer Tourismusstrategie 2025. Durch Umfragen unter ihnen soll die Erreichung ihres Ziels überwacht werden. Dies ist ein gutes Beispiel für den Stellenwert, den die Bürger für die Leistung von Reisezielen haben.

 

Regenerativer Tourismus: Die neue Form der Nachhaltigkeit

Im Jahr 2022 sollten sich die Reiseziele auf einen regenerativen Tourismus ausrichten, d. h. sich auf die Ära einer neuen Form des nachhaltigen Tourismus einstellen. Regenerativer Tourismus ist kein buzzword, sondern ein Begriff, der seine Wurzeln in der Entwicklung und im Design hat. Es handelt sich um eine Erweiterung des nachhaltigen Tourismus mit einem Ansatz, der auf Systemebene (Dialog, Experimente, Co-Kreation, Inklusion usw.) und auf das Potenzial (nicht die Probleme!) der Gemeinden abzielt.

 

In Neuseeland arbeitet die Regierung z. B. an sektorweiten Transformationsplänen, zu denen auch der Tourismus gehört. Diese Pläne werden sich auf ein hohes Engagement der Akteure stützen, um eine Vision für 20 bis 30 Jahre mit kurz-, mittel- und langfristigen Massnahmen zu entwickeln. Das Hauptziel besteht darin, auf ein regeneratives Tourismussystem umzuschalten, das die Gemeinschaft und die Umwelt in einem besseren Zustand als zuvor zurücklässt. In Anbetracht der Auswirkungen der Pandemie auf den Sektor wird sich die erste Phase auf die Herausforderungen im Bereich der Arbeitskräfte konzentrieren, um langfristige Lösungen zu finden.

 

Auf regionaler Ebene hat Dolomiti Paganella, eine erfolgreiche italienische Alpenregion, die Grundlagen des Reiseziels in Frage gestellt, um seine Gemeinschaft zum Besseren zu verändern. Als Ergebnis wurde eine Charta der gemeinsamen Werte von allen Beteiligten unterzeichnet. Ausserdem werden Projekte erprobt, um mithilfe der jungen Generation ein intelligentes, harmonisches und innovatives Reiseziel aufzubauen.

 

Es gibt kein magisches Rezept für ein sicheres Ziel oder einen festen Punkt, an dem man ankommt. In einem Umfeld, in dem der Wandel die einzige Konstante ist, hilft es, über das eigene Modell der Zusammenarbeit nachzudenken, um beweglich und belastbar zu bleiben. Und Sie, wie wollen Sie eine positive und transformative Bewegung in Ihre Netzwerke bringen?

 

Abbildung 1: Matthew Henry

 

Quellen:

Agence de la transition écologique. « Le tourisme durable en France : un levier de relance écologique », ademe.fr, 8 juin 2021.

Bellato, Loretta. « Is ‘regenerative tourism’ just a rebranding of ‘sustainable tourism’? », The «Good Tourism» Blog, 20 mai 2021.

Bricker, Scott. « Developing Authentic Experiences », présentation de Travel Oregon effectuée dans le cadre du X. Festival organisé par Digital Tourism Think Tank, 2 décembre 2021.

Build it Green. « Introduction to Regenerative Development & Design », YouTube, 21 novembre 2020. 

D’Angelo, Luca. « Dolomiti Paganella Future Lab », présentation effectuée dans le cadre du X. Festival organisé par Digital Tourism Think Tank, 30 novembre 2021.

Destinations International et MMGY NextFactor. « DestinationNEXT 2021 Futures Study », destinationsinternational.org, 2021.

Dolomiti Paganella Future Lab, site Web.

Euromonitor International. « Top Countries for Sustainable Tourism – Embracing a Green Transformation for Travel Recovery », mars 2021. 

Gibbons, Leah V. « Regenerative—The New Sustainable? », Sustainability, vol. 12, n. 13, 7 juillet 2020.

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Ministry of Business, Innovation and Employment. « Initial Scope for the Tourism Industry Transformation Plan », New Zealand Government, octobre 2021.

Ministry of Business, Innovation and Employment. « Tourism Industry Transformation Plan », New Zealand Government, consulté le 12 janvier 2021.

Slovenian Tourist Board. « Green&Safe – Commiment to responsible, green and safe tourism », slovenia.info, consulté le 11 janvier 2022.  

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Oregon Tourism Commission. « Oregon Tourism Studios », Travel Oregon, consulté le 10 janvier 2022.

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Visit València. « València becomes the first city in the world to measure the water footprint of tourist activity », visitvalencia.com, 29 juillet 2021.

World Travel & Tourism Council. « Driving Climate Action: A Net Zero Roadmap for Travel & Tourism », wttc.org, novembre 2021.