Neue Trends und innovative Umsetzungen 2015: eine Auswahl

Tendance

Neue Reisegewohnheiten, andere Marketingstrategien; kostengünstigere, aber auch luxuriösere Unterkunftsformen; vielversprechender technologischer Fortschritt; „kollaborativer“ und „partizipativer“ Tourismus – in unserer Übersicht stellen wir ein paar innovative Ansätze vor, aber auch Tendenzen, die im weltweiten Tourismusverhalten bereits Fuss gefasst haben. Erfrischendes für den Tourismus in den Bergregionen ist auch dabei.

Lokalkolorit: Seine Ferien mit einer Privatperson teilen

Die Zeit ist reif für den „kollaborativen“ und „partizipativen“ Tourismus. Einfach bei einer Privatperson zu schlafen, das ist heute bereits zu wenig. Jetzt werden die Bewohner von Tourismusorten zunehmend auch Fremdenführer für ihre Gäste. Diese scheinen die sympathische Nähe zur lokalen Bevölkerung sehr zu schätzen. Im Jahr 2015 ist der Tourist auf der Suche nach Authentizität. Er möchte am Leben der Dorfbewohner teilhaben, einen Ort von seiner ungewöhnlichen Seite kennenlernen, versteckten Kleinoden nachspüren oder auch eine typische Mahlzeit mit Einheimischen teilen. Die sozialen Netzwerke kennen diese Tendenz inzwischen gut und bieten via kollaborative Websites, wie EatWith oder BookaLokal, ein Online-System für Direktreservationen an. Der kollaborative Tourismus gewinnt Anhänger: Kern der Idee sind das Teilen und die Suche nach dem Ursprünglichen. 

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Etwas Authentisches erleben dank einer „Boutique Destination“

Boutique Destinations“ sind ursprünglich keine Tourismusorte. Sie vermögen es aber, mit einem authentischen Angebot Touristen anzulocken. Diese machen sich auf, kleine Städte zu erkunden, wie Belfast oder Lexington (USA), statt Big Apple oder Paris. Ausgewachsene Werbekampagnen bleiben den Grossen vorbehalten, aber „Boutique Destinations“ bauen sowieso auf Mund-zu-Mund-Propaganda, wobei den sozialen Netzwerken eine ganz entscheidende Rolle zukommt. „Boutique Destinations“ erfüllen das Bedürfnis der Rückkehr zu den Ursprüngen, sie entsprechen einer lokalen und kollaborativen Form von Tourismus und bilden somit einen klaren Kontrast zum Massentourismus.

iBeacon – Technologie des Jahres

Die Beacon-Technologie könnte im Tourismus leicht eine Revolution auslösen. Das Prinzip ist einfach: Dank einem kleinen Device – in einem Gebäude z.B. einfach an der Wand – kann der Tourist ein Signal sowie Informationen auf seinem Smartphone empfangen. 

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Im Tourismus lässt sich die Technologie überall einsetzen. Am Flughafen zum Beispiel kann sie Orientierungshilfe bieten oder Unterstützung bei der Gepäckaufgabe. Im Hotel kann sie den Gast über die Tagesaktivitäten informieren, ihm Restaurantvorschläge machen oder ihn auf Einkaufsmöglichkeiten hinweisen – ihm mit anderen Worten virtuelle Rezeptionsdienste bieten. In einem Museum eröffnet die Technologie den Besuchern Zugang zu Informationen über die ausgestellten Werke und Objekte, liefert aber umgekehrt der Museumsleitung auch interessante Rückmeldungen zum Verhalten der Besucher. So können zum Beispiel Räume identifiziert werden, die von den Besuchern gerne ausgelassen werden. Das nachfolgende Video zeigt die Beacon-Technologie im Museumseinsatz.

Quelle: http://vimeo.com/84760383

Erzählen Sie mir doch keine Geschichten, das tu ich selbst!

Storytelling besteht darin, dem Konsumenten eine Geschichte zu präsentieren, die ihm eine Identifizierung mit der beworbenen Marke erleichtert. Storymaking ist der umgekehrte Prozess: Der Kunde hat das Wort. Er soll aktiv werden und seine persönliche Geschichte im Zusammenhang mit der Marke erzählen. Dieser „partizipative“ und „kollaborative“ Ansatz steht dank der sozialen Medien – Facebook, Snapchat Stories, Instagram oder auch Vine – in voller Blüte. Auf diese Weise kann nicht nur die Kundenbindung gefestigt werden, auch die Glaubwürdigkeit wird gefördert, denn der Rat eines Freundes verdient bekanntlicherweise sehr viel mehr Beachtung als irgendeine Werbeaussage. Hotelketten und Tourismusdestinationen werden das neue Phänomen bestimmt schnell berücksichtigen und ihre Marketingstrategie entsprechend anpassen. Denn der beste Verkäufer ist immer noch der Kunde selbst. 

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„Posthotels“ und „Lifestyle Hotels“: Anders nächtigen

Die Zeit der kleinen zweifelhaften Hotels und der heruntergekommenen Jugendherbergen ist definitiv vorbei. In England hat gerade das Konzept der Posthotels die Nase vorn. Es geht dabei darum, eine kostengünstige Unterkunft mit gepflegtem Design anzubieten. Die Palette reicht von „Top-Wow-Effekt“ bis zu „einfach, aber herzlich“. 

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„Lifestyle Hotels“ betonen vor allem den „Style“. Bilder von Standardzimmern? Nur nicht! Die Marketingstrategie besteht darin, seine Kunden zu zeigen, deren Lebensart, ihren persönlichen Stil. Das Ziel ist immer das gleiche: Die Kunden sollen sich spontan mit der Marke identifizieren. Meistens handelt es sich um Hotels im Luxussegment, denn Kunden, die kostengünstige Angebote suchen, interessieren sich eben mehr für den Preis als für den Style. 

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Hintergrundinformationen

Einige Tendenzen finden sich bereits bestätigt, andere zeichnen sich erst ab. Experten haben sich zu 15 Trends geäussert, die ihrer Meinung nach für die Tourismusbranche in Kanada wichtig sind. Kanada ist ein Land, in dem die Bedingungen für den Tourismus eine gewisse Aehnlichkeit mit denjenigen im Alpenraum aufweisen. Es ist folglich ganz interessant, sich mit dem Beitrag von Claudine Barry auseinanderzusetzen. 

Nachweise

Claudine Barry 2015. 15 tendances touristiques pour 2015. Réseau de veille en tourisme, Chaire de Tourisme Transat. http://veilletourisme.ca/2015/01/22/15-tendances-touristiques-pour-2015/

Chantal Neault 2014. Brève incursion dans le monde des beacons. Réseau de veille en tourisme, Chaire de Tourisme Transat. http://veilletourisme.ca/2014/10/02/breve-incursion-dans-le-monde-des-beacons/

Le journal du Net : Passer du Storytelling au Storymaking : une nouvelle dynamique du Marketing Digital ! http://www.journaldunet.com/ebusiness/expert/59022/passer-du-storytelling-au-storymaking---une-nouvelle-dynamique-du-marketing-digital.shtml

Skift : The Megatrends defining for 2015 : http://products.skift.com/yearbook/the-megatrends-defining-travel-in-2015-2/

Kuoni: rapport sur les vacances 2015: http://www.kuoni.ch/fr/la-societe/medias-et-communication/rapport-sur-les-vacances/

ABTA Travel Trends Report 2015: https://c0e31a7ad92e875f8eaa-5facf23e658215b1771a91c2df41e9fe.ssl.cf3.rackcdn.com/publications/Travel_Trends_2015_Report.pdf

Deloitte. Hospitality 2015: Game changers or spectators?: https://www.deloitte.com/assets/Dcom-Uruguay/Local%20Assets/Documents/Industrias/Uy_Hospitality_2015.pdf

WTM Global Trends Report: http://www.wtmlondon.com/files/wtm_global_trends_2014.pdf

Hospitality Trends 2015 http://de.slideshare.net/snig/hospitality-trends-2015