Die Chancen des medizinischen Tourismus
SegmentDeClientele TendanceDer medizinische Tourismus in Zahlen
Der medizinische Tourismus befindet sich in voller Entwicklung. Jedes Jahr verreisen weltweit mehr als 10 Millionen Touristen aus medizinischen Gründen. Gemäss dem Bericht von «Global medical tourism market» wird dieser aufstrebende Wirtschaftszweig innert 3 Jahren 46 Milliarden Dollar umsetzen. Dies entspricht einer Zunahme von 19 % zwischen 2016 und 2021. Aktuell sind mehr als 600 medizinische Institute und Spitäler bei der Joint Commission International (JCI) akkreditiert, welche die Fachkompetenz dieser Institute anerkennt. Die Anzahl dieser Institute dürfte jährlich um 20 % ansteigen.
Den medizinischen Tourismus verstehen
Der medizinische Tourismus besteht aus Reisen im In- oder Ausland mit dem vorrangigen Ziel sich zu pflegen. Die Onkologie, die Herzchirurgie, die Orthopädie, die Zahnheilkunde, die plastische Chirurgie, Fruchtbarkeitsbehandlungen, Gewichtsabnahme Therapien und medizinische Untersuchungen sind die häufigsten Behandlungsspektren. Oft kann eine Logik der medizinischen Spezialisierung nach Region oder Land beobachtet werden.
Die technologischen und wissenschaftlichen Fortschritte sowie die Pflegequalität sind massgebende Reisemotive für die Patienten. Zudem tragen auch hohe Kosten für die Pflege und lange Wartezeiten zu der Entscheidung bei, sich anderswo pflegen zu lassen. Auch das aufkommende Internet und die Entwicklung der Transportmöglichkeiten haben dem Gesundheitssektor eine Öffnung ins Internationale ermöglicht. Aktuell sorgt der medizinische Tourismus für zwei Hebelwirkungen, indem er auf der einen Seite ermöglicht, das Niveau der medizinischen Installationen der Zielländer zu verbessern und auf der anderen Seit dafür sorgt, dass zusätzliche Einnahmen generiert werden können.
Eine starke internationale Konkurrenz
Die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Spanien und Deutschland, deren Reputation bei medizinischen Angeboten schon seit langem gesichert ist, werden sukzessive von Ländern wie Brasilien, Mexiko, der Türkei, Thailand, Indien, Südkorea, Israel, Costa Rica, Polen oder auch Ungarn eingeholt.
Die Entwicklung des medizinischen Angebots erfolgt in den Ländern der Golfregion und in Asien ganz besonders schnell. Dubai hat 2015 bereits 300'000 medizinische Touristen empfangen.
Wie kann der Tourismus profitieren?
Auch wenn das vorrangige Ziel in der Pflege liegt, so wollen viele Patienten und ihre Begleiter davon profitieren, den medizinischen Aufenthalt mit kulturellen Unternehmungen und Freizeitaktivitäten zu kombinieren. Die Tourismusindustrie beginnt sich gerade für dieses Segment zu interessieren. In Zukunft werden sich die traditionellen Online Reiseagenturen gut positionieren müssen. Der medizinische Empfang «France Surgery» wurde von Expedia kontaktiert, welche darüber nachdenkt, ein medizinisches Tourismusangebot für ausländische Patienten aufzubauen.
- Von «ambulanten Behandlungen» profitieren
Gegenüber der allgemeinen Zunahme der Gesundheitskosten bevorzugen die Spitäler immer häufiger ambulante Eingriffe. Patienten, die keine medizinische Überwachung während der Nacht benötigen, schlafen nicht mehr im Krankenhaus und werden eher in Patientenhotels untergebracht. Diese Betriebe mit einer meist beschränkten medizinischen Versorgung befinden sich in der Nähe der Spitäler. Sie beherbergen die Patienten und die Familienmitglieder.
Das Angebot entspricht fast immer den traditionellen Dreisterne-Hotels, die meistens über ein Restaurant, allgemeine Aufenthaltsbereiche, einen Privatparkplatz und gratis Wi-Fi verfügen. Die Zimmer sind zweckmässig und modern ausgestattet.
Aus Patientensicht wird diese Alternative als verträglicher, weniger invasiv und weniger ermüdend empfunden. Den Spitälern ermöglicht dieses Prinzip, niedrigere Rechnungen zu stellen und die Pflegedienste zu entlasten. Die Hotelkundschaft ist zudem treu und auch nicht saisonabhängig, da sie häufig für eine mehr oder weniger lange Therapie zurückkehrt. Der Belegungsgrad nimmt zu und die Aktivitätsperiode der Betriebe kann erweitert werden.
Skandinavien ist mit diesem Konzept bereits seit einigen Jahren vertraut. In Schweden, Norwegen und in Finnland gibt es mit Norlandia die erste «Patientenhotelkette». 2015 hat Patienthotellet seine Tore auf dem Gelände des Spitals von Rigahospitalet in Dänemark geöffnet.
In Frankreich experimentieren seit vergangenem Jahr 41 öffentliche und private Spitalbetriebe mit dieser Art von Programm.
Das Hôtels des Patients in Lausanne ist in der Schweiz ein Pionier. Hier kommen Patienten und Touristen zusammen. Der Dreisterne Superior Betrieb bewahrt die traditionellen Hotelstandards, bietet aber auch Dienstleistungen für die medizinische Kundschaft (ambulante Pflegeräume). Von den 114 Zimmern sind 105 für die Patienten und Begleitpersonen des CHUV vorgesehen mit dem man eine Partnerschaft realisiert hat.
Quelle : Hôtel des Patients, Lausanne
- Chancen in der Vorsorge Medizin
Benoît Kuchler, Direktor der «Clinique de Valère» in Sion, identifiziert das Walliser Potenzial im medizinischen Tourismus nicht unbedingt bei chirurgischen Eingriffen, sondern eher bei der Vorsorge Medizin.
Unterhaltung mit Benoît Kuchler
Quellen:
Laurent Ribadeau Dumas, « Le tourisme médical en plein essor un peu partout dans le monde », France tv info, 19 mars 2017
Anna Luebke, « Italy to focus more on medical tourism », Tourism Review, 19 février 2018
Sarah Diaa, “Switzerland seeks to tap medical tourism”, Gulf News Tourism, 25 janvier 2018
« Tourisme médical : comment la Suisse tire son épingle du jeu », lextension.com, 13 mars2017
ITB Berlin – Presse Information “Health-oriented and medical tourism: Germany leading globally”, 17 novembre 2017
Joe McClain, “Medical Tourism In Germany Continues To Be A Successful Business”, Tourism Review, 22 janvier 2018
Daniel Rosenweg, “Dormir à l'hôtel plutôt qu'à l'hôpital, c'est possible”, Le Parisien, 8 octobre 2017
Patricia Brambilla, “Quand l’hôpital se prend pour un hotel”, Migros Magazine, 16 mars 2017
“Medical Tourism Market: Global Industry Analysis and Opportunity Assessment 2014 – 2020”, Future Market Insight, Sera publié en mai 2018
Carine Hilaire, « Accueillir des patients étrangers demande un véritable savoir-faire. France Surgery, conciergerie médicale », Revues Espace, N°326, septembre-octobre 2015
“Global medical tourism market expected to grow and reach US$ 46.6 billion by 2021”, travelandtourworld.com, 28 juin 2017