Erfolgsrezepte für den Vierjahreszeiten-Tourismus in den Bergen

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Seit ein paar Jahren sieht sich der Sommertourismus in den Bergen mit der Konkurrenz von Destinationen konfrontiert, die sonnenverwöhnter sind, billiger und dazu noch leicht erreichbar. Gemeinhin gilt, dass das auf strukturelle Veränderungen bei der in- und ausländischen Nachfrage zurückzuführen sei sowie auf ein unklares Image der Bergdestinationen im Sommer. Diese werden ziemlich vage als Umgebung wahrgenommen, die eher sportlich ausgerichtet ist und sich somit weniger für Menschen eignet, die in den Ferien dem Nichtstun und An-der-Sonne-Liegen frönen möchten, vom tropischen Reiz ganz zu schweigen.

Gibt es Strategien, um den Sommertourismus in den Bergen zu stützen? Welche neuen Trends lassen sich in diesem Bereich ausmachen? Catherine Klimek vom Institut für Tourismus (ITO) der HES-SO Valais/Wallis ist diesen Fragen nachgegangen und hat detaillierte Untersuchungen dazu angestellt. Auch hat sie sich mit zahlreichen Teilnehmern des internationalen Treffens der «Mountainlikers» unterhalten, das im April 2014 in Andorra stattfand und sich mit den Aktivitäten für Touristen in den Bergen befasste. Nachfolgend zählen wir ein paar Punkte auf, die von den dortigen Kongress-Teilnehmern angesprochen wurden. Es sind Problemzonen und Vorschläge, wie man das touristische Angebot in den Bergen in allen vier Jahreszeiten attraktiver gestalten könnte.

Vorschläge für die Förderung des Vierjahreszeiten-Tourismus in den Bergen

  • Das Angebot von der Saison unabhängiger machen: Infolge von Wetterverhältnissen, die Jahr für Jahr völlig anders sein können, und wegen der fortschreitenden Klimaveränderung ist es zwingend nötig, das Angebot im Sommer und im Winter anzupassen, so dass das ganze Jahr über attraktive Tätigkeiten möglich sind.
  • Das Sommerangebot auf dem Markt neu positionieren bzw. es neu erfinden: Die besonderen Vorzüge der Berge müssen hervorgehoben werden. Die Destinationen brauchen ein Image, das sich mit dem Gefühl von Gemütlichkeit, Zugänglichkeit, menschlicher Wärme und Sonnenschein verbindet.
  • Das Image der Berge im Sommer strategisch auffrischen: Die Bergwelt muss leichter zugänglich wirken; die Destinationen sollen weniger sportbetont auftreten – oder mit weniger schwierigen und weniger technischen Anforderungen – dafür mit einem attraktiven kulturellen Angebot.
  • Den Aspekt „Abenteuer in der freien Natur“ pflegen: Individuelle und/oder kollektive Abenteuer vermitteln das Bild von Leistung, Dynamik und Herausforderung. Sie stellen dadurch einen Wettbewerbsvorteil dar und versprechen wirtschaftlichen Erfolg.
  • Die Vorstellung von den Bergen modernisieren: Schwerpunkte sind dabei Sensationen, ausserordentliche Erfahrungen und Abenteuer, die vor allem ein jüngeres Publikum ansprechen.
  • Den Aufenthalt in den Bergen mit Aktivitäten im und ums Wasser verbinden, denn Wasser ist aus der Vorstellung von Sommerferien nicht wegzudenken: Kommunikation und Promotion für den Sommer müssen gezielt auf Wellness, Erfrischung und Wasser in allen möglichen Formen ausgerichtet werden.
  • Die Erreichbarkeit im Sommer verbessern: Der öffentliche Verkehr muss gefördert werden. Es braucht Verbundangebote (Touristen können verschiedene Transportmittel auf einfache Weise in Anspruch nehmen, um zu den Sommerdestinationen zu gelangen); sanfte Mobilität soll in den Vordergrund gerückt werden (Velo, zu Fuss, Verzicht auf den Verbrauch von fossiler Energie).
  • Kommunizieren, dass die Berge im Sommer nicht langweilig sind.
  • Gemeinsam an der Aufwertung des ganzen Gebiets arbeiten und eine Positionierungsstrategie entwickeln (Destinationen arbeiten zusammen an den Strategien): Die Organisation und Governance des geografischen Raums muss neu übergedacht werden. Im Winter steht der Ort selbst im Mittelpunkt, im Sommer die umliegende Bergwelt.

Collage 4Saisons Fr

Ganzjähriger Tourismus in den Bergen

Tatsache ist, dass sich bei den Sommerstrategien der Tourismusorte in den Bergen gegenwärtig zwei wichtige Trends abzeichnen. Erstens besteht der Wille, die deutliche Einteilung in Winter- bzw. Sommertourismus aufzugeben und zu einem Tourismus überzugehen, der das ganze Jahr über funktioniert. Die Fachleute sprechen von einer „Desaisonalisierung“ des Angebots. Zweitens schiessen Sommerangebote wie Pilze aus dem Boden. Sie sind aber nicht nur zahlreich, sondern auch diversifiziert und streben Originalität an, was bedeutet, dass die Sommerangebote zunehmend komplexer werden.

In einem nächsten Beitrag stellen wir einige strategische Lösungen vor, wie sie von Destinationen in den Bergen Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Andorras oder auch Kanadas umgesetzt werden. Ihr Rezept? Alle bemühen sich um ein Sommerangebot mittels Differenzierung und/oder Entwicklung von Vierjahreszeitenprodukten.