Zunahme des Hotelangebots der oberen Preisklasse

Die internationale Positionierung der touristischen Hotspots im Gebirge beschleunigt den Übergang von einer historischen Klientel aus den westlichen Grossstädten mit etablierten Vermögen zu einer globalisierten Klientel, die aus Inhabern grosser Vermögen besteht, die in kurzer Zeit angehäuft wurden. Die sozialen Normen, das Konsumverhalten und ein anderes Verhältnis zum Luxus als das der traditionellen Kundschaft führen zu einer Erweiterung und Anpassung der angebotenen Unterkünfte und Dienstleistungen an diese neuen Kunden.

Unter Berücksichtigung der Unterbringung im weitesten Sinne ist die Sanierung von Freizeitimmobilien in Bergregionen kein neues Phänomen. Die Zunahme der Zahl der Luxus-Chalets, die auf den Vermietungsmarkt gebracht werden, ist in den führenden Ferienorten der Alpen seit einigen Jahren ein gut etabliertes Phänomen. Der Fall Courchevel, der von etwa 20 Luxus-Chalets im Jahr 2010 auf über 70 in diesem Jahr angestiegen ist, ist ein perfektes Beispiel für die Dynamik der Vermietung von diesen Luxusunterkünften, die unter der Leitung von spezialisierten Immobilienagenturen personalisierte Dienstleistungen auf höchstem Niveau anbieten. Mit drei Häusern der Kategorie "Palace" und achtzehn 5*-Hotels stellt die Bergdestination in den Savoyen auch ein sehr hochwertiges Hotelangebot zur Verfügung. Die Parallele zu Courchevel erscheint relevant, weil ihre Positionierung in bestimmten Aspekten mit jener der wenigen Walliser Ferienorte, die internationales Ansehen geniessen, verglichen werden kann. Auch wenn der Luxus die treibende Kraft hinter Courchevel ist, so macht er doch nur ein Fünftel des gesamten Unterkunftsangebots (36.600 Betten) des Ortes aus, was eine weitere Ähnlichkeit mit einigen Walliser Reisezielen darstellt. Bergdestinationen mit internationaler Ausrichtung begrüssen eine immer vielfältigere Klientel, die viel mehr auf Komfort und Grösse der Unterkünfte ausgerichtet ist. Die Veränderungen in Bezug auf das "Bergerlebnis" spiegeln sich in den Erwartungen wider, die sich im Zusammenhang mit der Unterbringung erheblich verändert haben. Diese Erwartungen üben Druck auf die Hotelindustrie aus, die in ihrem Kerngeschäft zunehmend gefordert ist. In den Destinationen der Schweizer Alpen im Allgemeinen und im Wallis im Besonderen ist ebenfalls eine Zunahme des Hotelangebots der oberen Preisklasse zu beobachten.

Tourobs integriert jeden Monat die vom Bundesamt für Statistik (BFS) erstellte Hotelstatistik (HESTA) in seine Datenbank. Bei dieser Gelegenheit möchte Tourobs Sie daran erinnern, dass den Akteuren des Wallis-Tourismus ständig eine Analyse der monatlichen Leistungen sowie Dashboards zur Verfügung gestellt werden:

 (https://data.tourobs.ch/Dashboard_Hotel/DashboardHotellerie?canton=vs).

Basierend auf den oben erwähnten Statistiken liefert Tourobs Zahlen, die die Entwicklung von Hotelangebot und -nachfrage in den Gemeinden der Schweizer Alpen zwischen 2005 und 2018 veranschaulichen. Die Auswahlkriterien basieren einerseits auf der durchschnittlichen Höhe des Gemeindegebiets, die etwa 1000 Meter betragen sollte, und andererseits auf dem Vorhandensein von mindestens einem Superior-Hotel. Auf dieser Grundlage wurden 57 Gemeinden in der ganzen Schweiz identifiziert, davon allein 24 im Kanton Wallis.

 Allgemeiner Trend bei den Berggemeinden

Im Jahr 2005 belief sich die Zahl der Hotelbetriebe, die in den Gemeinden der Schweizer Alpen liegen, auf 533 Einheiten. Wenn man zwischen Einstiegs- und höheren Kategorien (4 und 5 Sterne) unterscheidet, sieht man, dass 377 Hotels 1 bis 3 Sterne haben, während 156 als 4 bis 5 Sterne klassifiziert sind. Ende 2018 war das Gesamtangebot um 14 Einheiten gestiegen, obwohl die Zahl der  niedriger klassierten Betriebe um 28 Einheiten zurückgegangen war. Das Wachstum von 42 zusätzlichen Einheiten wird unbestritten durch die Dynamik des High-End-Segments erzeugt.

Quelle: Tourobs.ch

Die gleiche Tendenz ist bei der Entwicklung der Zimmerzahl zu beobachten. Die Hotels in den höheren Kategorien verzeichneten einen Anstieg der Zimmerzahl um 1.981 Einheiten, während die Betriebe in den niedrigeren Kategorien einen Rückgang um 802 Zimmer verzeichneten.

Quelle: Tourobs.ch

Es überrascht daher nicht, dass der Anstieg der Übernachtungszahlen um etwa 450.000 Einheiten ausschliesslich auf die gestiegene Nachfrage nach Unterkünften höherer Kategorien zurückzuführen ist.

Quelle: Tourobs.ch

 Spezifische Entwicklungen für die Walliser Gemeinden

Im Wallis besteht eine Situation, welche derjenigen der übrigen Bergdestinationen relativ ähnlich ist. Da die im Jahr 2005 bekannte Situation jedoch praktisch unverändert ist, scheinen sich die niedriger klassierten Betriebe im Wallis besser zu behaupten. Andererseits kann man feststellen, dass sich die Entwicklung in den letzten 5 Jahren für alle Bergdestinationen im Wesentlichen beschleunigt hat, während sie sich für das Wallis ausgeglichener über den gesamten Zeitraum von 2005-2018 erstreckt.

Quelle: Tourobs.ch

Im Wallis ist der Anstieg der Zimmerzahl in der Kategorie «4-5 Sterne» geringer als in den übrigen Bergdestinationen. Es besteht ein Unterschied von etwa zehn Prozent. Andererseits ist die Situation bei den im Wallis stabilen Betrieben mit niedriger Klassierung umgekehrt, gegenüber den übrigen Bergdestinationen mit einem Rückgang von mehr als 7 Prozent bei der Zimmerzahl. Die Tourobs Zahlen zeigen auch, dass die durchschnittliche Anzahl der Zimmer pro Betrieb im oberen Bereich tendenziell abnimmt und im mittleren sowie im unteren Bereich stabil bleibt. Zieht man alle Bergdestinationen in Betracht, dann sinkt zwischen 2005 und 2018 die durchschnittliche Anzahl der Zimmer pro «4-5 Sterne»-Betrieb von 66 auf 62 Zimmer. Dasselbe Phänomen ist für das Wallis zu beobachten, wo die durchschnittliche Anzahl der Zimmer in den Spitzenhotels zwischen 2005 und 2018 von 48 auf 41 gesunken ist. Dies veranschaulicht einerseits, dass die Betriebe im Wallis generell kleiner sind als die diejenigen in allen übrigen Bergdestinationen. Andererseits bestätigen diese Zahlen, dass die Tendenz zu mehr Hotels der oberen Preisklasse bedeutet, dass auch in den Alpenregionen die Grösse der Zimmer erhöht werden muss, um sich den internationalen Standards anzunähern.

Quelle: Tourobs.ch

Für die Walliser Gemeinden ist die Entwicklung der Übernachtungszahlen in gehobenen Betrieben um 3 Prozent niedriger als bei den übrigen Bergdestinationen. Andererseits ist die Nachfrage nach Einstiegsbetrieben seit 2016 gestiegen und wird Ende 2018 das Niveau von 2005 übersteigen. 

Quelle: Tourobs.ch

Neue Konzepte bei einer neuen Wahrnehmung von Luxus

Die wenigen analysierten Zahlen zeigen eine Zunahme des Hotelangebots in den Walliser Destinationen. Es scheint auch eine Beziehung zwischen der Kategorie des Betriebes und der Unterkunftskapazität zu bestehen, die in Betrieben der oberen Preisklasse grösser ist. Die bereits deutlich sichtbare Transformation des Angebots an Touristenunterkünften in den Bergen scheint noch lange nicht abgeschlossen. Ihre Umgestaltung wird von gesellschaftlichen Veränderungen und den Erwartungen der neuen Generationen diktiert, die zwar die Normen der "high-tech" beherrschen, aber zunehmend die "high-touch"-Beziehung der Menschen schätzen, indem sie ihr ihren einzigartigen und warmen Charakter zurückgeben. Die Wahrnehmung von Luxus entwickelt sich weiter und damit auch die Konfiguration der Reiseziele von morgen.

 Um sich davon zu überzeugen, muss man nur den Erfolg der Angebote vom Typ Hostels sowie aller Angebote, die auf Coliving- und Coworking-Services basieren, betrachten. Zum Beispiel die Lifestyle-Hotels der Okko-Kette, eine Art Jugendherberge, die an der Spitze des Angebots (4*) steht und einen freundlichen Bereich aufweist, in dem der Kunde frei arbeiten, sich entspannen, einen Drink oder einen Snack zu sich nehmen kann. Ebenso das Moontain Hostel in Oz en Oisans, welches die Normen der Wintersportunterkünfte durchbrechen will, oder die Folie Douce Chamonix, die ein "Resort"-Konzept anbietet und gleichzeitig eine grosse Vielfalt an Unterkunftsmöglichkeiten für jedes Budget biet.