Angesichts der Verallgemeinerung von Prozessen und digitalen Transaktionen wird es nur eine sozial engagierte Zukunft für den Tourismus geben
Digital Ecoresponsable Etourisme SocialTourismusunternehmen und -organisationen müssen sich in Zukunft transparent zeigen, genau wie andere Sektoren (Agrar- und Ernährungswirtschaft, Textilindustrie usw.). Sie sollten aber auch in der Lage sein, ihre positiven Auswirkungen darzulegen, da sie immer häufiger in Frage gestellt werden. Online-Plattformen sind keineswegs immer vorbildlich, sondern stehen sehr oft im Fokus der Kritik. In diesem Beitrag soll ein Überblick über einige digitale Unternehmen vermittelt werden, die sich darauf konzentrieren wollen, den Tourismus umweltfreundlicher und sozialverträglicher zu gestalten.
Gerechtere Buchungsplattformen für Unterkünfte
Trotz hoher Gewinne bleibt die Bezahlung von Steuern und Gebühren der führenden Online-Plattformen an die Öffentliche Hand im Dunkeln. Neue Marktteilnehmer wie Fairbnb und Solikens haben beschlossen, Plattformen zu schaffen, die es Reisenden ermöglichen, die wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Buchungen zu erkennen.
- Fairbnb als ethische und faire Alternative zu Airbnb
In Amsterdam, Barcelona, Bologna, Valencia und Venedig arbeitet eine Gruppe von Bürgern an der Einrichtung einer kooperativen Plattform für die Vermietung von sozial verantwortlichen Wohnungen. Die Fairbnb-Plattform steckt noch in den Kinderschuhen und bietet ihre ersten Pilotunterkünfte seit diesem Jahr an. Ein bestimmter Prozentsatz des Mietbetrags wird in die Finanzierung lokaler Projekte investiert. Reisende können aus mehreren Projekten wählen.
- Solikens: Eine Online-Plattform für solidarische Hotelreservierungen
In Biarritz hat ein Unternehmen mit Solikens eine Online-Plattform für solidarische Buchungen gegründet. Solikens schlägt den Hotels vor, einige Nächte zugunsten regionaler oder nationaler Verbände unentgeltlich anzubieten. Bislang haben sich sechzig Hotels und 27 Verbände an dem Prozess beteiligt.
(Präsentation auf französisch)
Bewusstseinsprozess bei den europäischen Suchmaschinen
Suchmaschinen erwägen neue Modelle, indem sie Werbeeinnahmen zur Finanzierung verantwortungsvoller Projekte nutzen.
- Qwant Causes: Ein Klick = ein Geschenk
Die französische Suchmaschine Qwant hat Qwant Causes gegründet. Mit dieser Funktion können Internetnutzer Verbände ihrer Wahl (Akteure der Solidarität und nachhaltiger Entwicklung) unterstützen, wenn sie während ihrer Internetrecherche auf einen gesponserten Link klicken. Es sind keine Banktransaktionen erforderlich. Die bei Klicks erzeugten Punkte werden in Euro umgewandelt und an Organisationen weitergegeben.
- Ecosia: Eine Reservierung, ein gepflanzter Baum
Die deutsche Suchmaschine Ecosia hat beschlossen, die Einnahmen aus der Werbung zur Finanzierung der Aufforstung zu verwenden. Ecosia Travel ist Partnerschaften mit umweltfreundlichen Hotels auf der ganzen Welt eingegangen. Die Provision, die Ecosia für jede Reservierung erhält, finanziert durchschnittlich 25 Bäume. Die Nutzer von Ecosia haben zur Wiederaufforstung mehrerer Gebiete in Äthiopien, Brasilien, Indonesien, Spanien und in vielen anderen bedrohlichen Gebieten der Biodiversität beigetragen.
Ebnen diese Initiativen den Weg für Big Player?
Oftmals sind diese Plattformen aus dem Impuls des aktuellen Modells der Big Player entstanden, d. h. dem Wunsch, "besser", nachhaltiger und verantwortungsbewusster zu werden. Obwohl weltweit nur eine Nische diese Plattformen nutzt, stört ihr Erscheinen dennoch auf dem Markt die Gewohnheiten und ermutigt die Verbraucher, anders zu handeln. Ihre Fähigkeit, die neuen Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen, zwingt die grossen Digital Player ihre Modelle zu überdenken.
TripAdvisor und Airbnb (seit Kurzem) haben sich klar für den Tiertourismus positioniert, der die Richtlinien der World Animal Protection Association respektiert.
Quelle : Airbnb
Das soziale Netzwerk Instagram hat in den Stories Aufkleber entwickelt, die helfen Spenden an Vereine zu machen. In Frankreich gehören Unicef, WWF, SPA, Rotes Kreuz, «Les Restos du Cœur» und die Krebsliga dazu. Instagram stellt sicher, dass die Verbände verifiziert werden und der volle Betrag an sie gezahlt wird.
Veränderung des Konsumentenverhaltens
Laut Jean-Luc Boulin, Direktor der «Mission des Offices de tourisme de la Nouvelle Aquitaine» und Professor an der Universität Bordeaux, wird die nachhaltige Transition genauso wichtig sein wie die digitale Transition. Im Gegensatz den Geschehnissen im digitalen Sektor, wo grosse Unternehmen auf den Markt gekommen sind, glaubt er, dass das Aufkommen von Bürgerinitiativen und deren Verhaltensweisen es ermöglichen werden, eine Veränderung des Konsumverhaltens herbeizuführen.
Laut einer im Oktober 2019 veröffentlichten Studie von G2A Consulting über die Wahrnehmung von Klima- und Umweltproblemen in den Bergen stimmen 90 % der Befragten zu, dass sie vorhaben ihr Konsumverhalten im Allgemeinen zu ändern. 76 % planen umweltfreundlichere Ziele zu wählen.
Mit dem Aufkommen von Apps sind die Verbraucher zunehmend in der Lage, sich zu informieren und verantwortungsbewusst zu konsumieren. So führt MyLabel beispielsweise Einkaufsrecherchen nach sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Kriterien durch. Im Agrar- und Lebensmittelsektor liefert die von IBoycott entwickelte Anwendung BuyOrNot Informationen, wie beispielsweise die ernährungsphysiologischen Folgen der Produkte und die sozialen Auswirkungen des Unternehmens.
Können wir uns, wie in der Lebensmittelindustrie mit BuyOrNot oder den "nutri-scores", eine App vorstellen, die eines Tages den Nachhaltigkeitswert unserer Destinationen definieren könnte?
Das Schlusswort: Zu einer Neudefinierung eines sinnvollen Tourismus
Anlässlich der 15. Ausgabe der institutionellen Treffen des E-Tourismus im Oktober in Pau präsentierte die Auvergne Rhône-Alpes Tourisme ihre neue strategische Vision, die auf einem wohlwollenden Tourismus basiert.
(auf französisch)
Die Auvergne Rhône-Alpes Tourisme hat derzeit fünf Interventionshebel identifiziert: Ein Manifest zur Erläuterung ihrer Vision und zur Mobilisierung der Interessengruppen, die Einrichtung eines Stiftungsfonds zur Förderung des Tourismus-Sponsorings in der Region, eine E-Learning-Plattform zur kontinuierlichen Weiterbildung von Fachleuten, eine Plattform zur Förderung von Arbeitsplätzen im Tourismus, die Förderung des lokalen Tourismus durch die Entwicklung exklusiver Angebote für regionale Fans.
"Wir müssen eine ausgewogene und harmonische Entwicklung unserer Gebiete und der Menschen, die dort leben, gewährleisten", sagt Lionel Flasseur, General Manager.
Seiner Meinung nach wird die nächste Herausforderung für den Tourismus darin bestehen, die noch zu wirtschaftliche Vision zu überwinden. Das Bedürfnis nach Sinngebung wird den Tourismushandel und die Investitionen neu definieren.