Schweizer Tourismus im internationalen Vergleich

Destination

Im Rahmen des internationalen Benchmarking Programms für den Schweizer Tourismus von BAKBASEL werden regelmässig tiefschürfende Analysen zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Tourismusbranche durchgeführt. Die Stichprobe umfasst 149 Tourismusorte in den Alpen, wovon 38 in der Schweiz und 11 im Wallis liegen. Um den Erfolg der Destinationen zu messen und auf internationaler Ebene zu vergleichen, hat BAKBASEL den „BAK TOPINDEX“ ausgearbeitet, der sich auf die Entwicklung der Marktanteile, den Auslastungsgrad der Hotelzimmer und den Durchschnittspreis der Zimmer an einer bestimmten Destination abstützt. Der „BAK TOPINDEX“ einer Destination kann entweder für die Sommer- oder die Wintersaison oder auch für das ganze Jahr berechnet werden.

Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Tourismus-Destinationen

Die Studie zur Performance der Schweizer Tourismusbranche zeigt für den Zeitabschnitt 2000 bis 2010 ein kontrastreiches Bild. In dieser Zeit hat die touristische Nachfrage in der Schweiz weniger stark zugenommen als in den Nachbarländern. Zudem geht aus einer Untersuchung zu den Veränderungen in den letzten Jahren im ganzen Schweizer Alpenraum hervor, dass die Hotelübernachtungen seit 2008 (ca. 2 Millionen Uebernachtungen) um über 8 % abgenommen haben. Diese wenig erfreuliche Entwicklung ist vermutlich vorwiegend auf den starken Schweizer Franken und die wirtschaftliche Krise in Europa zurückzuführen.

Prüft man die Faktoren, die für die Wettbewerbsfähigkeit ausschlaggebend sind, zeigt sich dass die Schweizer Tourismusbranche vor allem wegen der Preise Schwierigkeiten mit der Wettbewerbsfähigkeit hat. Gemäss BAKBASEL rührt der Preisunterschied hauptsächlich vom hohen Niveau der Arbeitskosten in der Schweiz. Im Jahr 2009 verschlechterte sich die Wettbewerbsfähigkeit bei den Schweizer Hotelpreisen weiter. Die wenigen Fortschritte, die innerhalb eines Jahrzehnts im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit der Preise gemacht wurden, fielen in kürzester Zeit dem Währungsgefälle zum Opfer.

Ein weiterer Schwachpunkt der Schweizer Tourismusbranche ist das Beherbergungsangebot. In der Schweiz beruht dieses auf einer grossen Anzahl kleinerer Betriebe, von denen ein überdurchschnittlich hoher Anteil nicht klassifiziert ist. Einen anderen strukturellen Nachteil in den Schweizer Alpen bildet die grosse Zahl von Zweitwohnsitzen. In den kommenden Jahren wird es darum gehen, die Weiterentwicklung im Zweitwohnungsbereich einzudämmen und die zahlreichen gegenwärtig ungenutzten Betten aktiv zu bewirtschaften.

Zu den Stärken der Schweizer Tourismusbranche gehört die Tatsache, dass das Personal relativ gut ausgebildet ist. Zudem verfügt der Schweizer Arbeitsmarkt über eine hohe Flexibilität und auch über Konkurrenzvorteile im Bereich der Unternehmensbesteuerung und auf Ebene der Markt- und Produktregulierung.

Die Alpen-Destinationen mit der besten Performance im Jahr 2011

Unter den 15 bestplatzierten Destinationen hat im Jahr 2011 der Schweizer Tourismusort Luzern die beste Performance erreicht (sechster Rang). Eine weitere Schweizer Destination, nämlich Zermatt, gehört ebenfalls zu den 15 besten im Alpenbogen (14. Rang). Allerdings ist die Position von Zermatt in dieser Rangordnung seit Beginn der Performance-Evaluationen im Jahr 2007 stets rückläufig: zweiter Rang 2007 und 2008, sechster Rang 2009 und neunter Rang 2010. Auf den fünf ersten Plätzen der Rangordnung 2011 befinden sich österreichische Destinationen, mit Grossartal (Region Salzburg) an der Spitze.


Serfaus-Fiss-Ladis liegt an der Spitze für den Wintersport. Für die Wintersaison zeigt sich eine deutliche Dominanz der österreichischen Destinationen: die ersten acht Plätze gehören alle Tourismusorten in Österreich. Dazu kommt, dass in den Jahren 2010 und 2011 zwölf der 15 Winterdestinationen mit der besten Performance in Österreich lagen. Zermatt ist die einzige Schweizer Wintersportdestination in diesem Klassement und liegt nur an zwölfter Stelle.


Für die Sommersaison ist das Klassement viel uneinheitlicher. Hier gehören zu den 15 besten auch zwei Schweizer Destinationen: Luzern auf dem zweiten Rang  und Interlaken auf Platz acht. Drei Schweizer Destinationen, Engelberg (Zentralschweiz), Laggo Maggiore e Valli (Tessin) und Scuol (Graubünden), die im Jahr 2010 noch zu den TOP 15 gehörten, waren 2011 nicht mehr dabei, dies hauptsächlich infolge des Nachfragerückgangs aus den Euroländern.

Ascona Locarno Laggo Maggiore 640X427

Gründe für den Erfolg

Trotz der starken Konkurrenz und dem Wechselkurs des Schweizer Frankens, der für den Schweizer Tourismus ungünstig ist, können Interlaken und Luzern ihre Position in der Rangliste der besten Alpendestinationen seit Jahren halten. Tatsächlich profitieren die beiden Tourismusorte von einer starken Nachfrage aus fernen Ländern. So entfiel im Sommer 2011 ein Viertel der Gesamtnachfrage, sowohl in Interlaken als auch in Luzern, auf Touristen aus dem asiatischen Raum. Zudem nutzt Luzern den Vorteil seiner Geschäftskundschaft, die eine dynamisierende Wirkung auf den Tourismus hat  und den währungsbedingten Rückgang der Touristen aus den traditionellen europäischen Herkunftsländern kompensiert. Was Zermatt angeht, so hält es sich dank seines imposanten Skigebiets und dank des Matterhorns, das auf der ganzen Welt berühmt ist. Zu den guten Neuigkeiten für den Walliser Tourismus gehört, dass es die Region Sion in die Rangliste der zehn Aufsteigerinnen des Sommers 2011 geschafft hat. Die Destination „Sion und Region“ erreichte hier den sechsten Platz (Veränderungen im „BAK TOPINDEX“ zwischen 2010 und 2011), was für den Sommertourismus in der Region eine erfreuliche Entwicklung bestätigt.

Nachweise

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO (2011). Tourismus Benchmarking – die Schweizer Tourismuswirtschaft im internationalen Vergleich. Schlussbericht zum „Internationalen Benchmarking Programm für den Schweizer Tourismus: Update 2010-201“, 112 S.

BAKBASEL (2012). Performance des alpinen Tourismus in der Schweiz im internationalen Vergleich. Provisorischer Bericht zum internationalen Benchmarking Programm für den Schweizer Tourismus. Aktualisierung 2012-2012, 13 S.