Sind die neuen Winter-Outdoor-Aktivitäten eine valable Alternative zum klassischen Skifahren ?

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Ausgangslage

Der Rückgang der Skifahrertage in den Schweizer Wintersportdestinationen in den letzten Jahren ist augenfällig. In der Saison 2008/09 konnten noch 29.3 Mio. Skierdays registriert werden. Danach wurden während drei Jahren Rückgänge verzeichnet: 2009/10 minus 7%; 2010/11 minus 4.6%; 2011/12 minus 4.8% (jeweils jährliche Veränderungsraten). Für die letzte Wintersaison 2012/13 konnte glücklicherweise wiederum ein Wachstum von 2.6% registriert werden, welches aber die Rückgänge der vorhergehenden Jahre nicht zu kompensieren vermag.

Die externen – für die Touristiker unbeeinflussbaren – Rahmenbedingungen sind gegenwärtig sehr ungünstig, deshalb durchlebt der alpine Tourismus momentan eine schwierige Zeit. Der starke Schweizer Franken und die Konjunkturprobleme in den wichtigsten Quellmärkten setzen den alpinen Destinationen hierbei vor allem zu. Die Aufwertung des Frankens hat den ohnehin bestehenden Preisunterschied zum Ausland nochmals deutlich vergrössert. Dies hat die bereits vor der Aufwertung bestehende Tendenz für unsere Wintersportdestinationen weiter verstärkt, dass sie nur über die Qualität der Angebote und nicht über den Preis im internationalen Wettbewerb bestehen können. Gleichzeitig haben insbesondere der demografische Wandel und die Veränderung des Ferienverhaltens in den angestammten Märkten Europas dazu geführt, dass die Ferienanbieter im Alpenraum heute und in absehbarer Zeit nicht mehr auf das Grundprodukt «Schneesport» oder «Wandern» alleine setzen können. Es müssen neue differenzierte Angebote geschaffen werden. Dabei wird es aber schwierig sein, Ergänzungsprodukte zum Skifahren im Winter mit ähnlicher Wertschöpfung und ähnlichem Marktvolumen zu entwickeln.

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Wintersport-Trends Schweiz Das Ski- und Snowboardfahren hat in der Schweiz aber immer noch ein beträchtliches Potenzial. Es tummeln sich auch heute noch an Spitzentagen viele Menschen auf den Pisten. Die letzte Erhebung des „Observatoriums Sport und Bewegung“ zeigt für die Jahre 2000 bis 2008 einen überdurchschnittlichen Zuwachs des „Anteils an Personen, welche Skifahren als eine von ihnen ausgeübte Sportart angeben“ um 3.8%. Der „Anteil Personen, welche neu oder vermehrt Skifahren möchten“ lag für 2008 bei 2.0% und ist seit 2000 um 0.2% angestiegen. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass sich das Skifahrerpotenzial im Vergleich zu jenem anderer Wintersportaktivitäten durchaus ansprechend entwickelt hat. [Es wird interessant sein, im ersten Halbjahr 2014 die neuesten diesbezüglichen Zahlen des Sportobservatoriums Schweiz zu analysieren und dem Trend 2000-2008 gegenüberzustellen.

Observatorium Sport und Bewegung Schweiz - Zahlen 2008
  Skifahren (ohne Skitouren) Snowboarding (ohne Snowboard-touren) Ski-langlaufen

Ski-, Snowboard-touren, Schneeschuh-laufen

Eislaufen Wandern, Berg-wandern (Sommer & Winter)
Anteil Personen, welche diese Aktivität als von ihnen ausgeübte Sportart angeben  26.6%  5.2%  4.5%  2.7%  0.8%  32.9%
Veränderung 2000-2008  +3.8%  +.08%  -0.4%  +1.4%  -1.1%  +4.0%
Anteil Personen, welche neu oder vermehrt diese Sportart ausüben möchten  2.0%  0.3%  0.8%  0.6%  0.1%  1.5%
Veränderung 2000-2008  +.02%  -.06%  -.04%  +.02%  0%  -.08%

Einzig das Alpin-Skifahren verzeichnete zwischen 2006-2011 einen Rückgang (minus 1%). Dafür werden verschiedene andere Outdoor-Aktivitäten bei den US-Amerikanern immer populärer. Allen voran weist das Telemarkfahren mit plus 46% die höchste Wachstumsrate auf. Aber auch andere „neuere“ Sportaktivitäten wie das Schneeschuhlaufen (plus 41%) und das Freestyle-Skifahren (plus 34%) sind stark gewachsen und erreichen schon beträchtliche Teilnehmerzahlen. Des Weiteren weisen auch das Wandern (plus 16%) und das Skilanglaufen (plus 12%) ein beträchtliches Potenzial auf.

Zusammenfassend ist es wichtig für unsere alpinen Wintersport-Destinationen sich auf folgende Trends einzustellen und sich dementsprechend zu positionieren:

  • Die Überalterung und der fehlende Nachwuchs, sowie die Migration werden in Zukunft weniger Skifahrer zur Folge haben. Ehemals regelmässige Skifahrer werden vermehrt zu Gelegenheits-Skifahrern.
  • Wintersport-Destinationen müssen mehr Produkte für (Wieder-) Einsteiger entwickeln, bei denen nicht nur das Skifahren im Vordergrund steht, sondern auch sanfter Wintersport, Genuss & Kulinarik, Spass, Kultur, Wellness, Events.
  • Outdoor-Aktivitäten sind im Winter weiterhin sehr gefragt. Es ist entscheidend neben dem klassischen Schneesportangebot das Angebot mit neueren stärker wachsenden Winteraktivitäten wie beispielsweise Winterwandern, Schneeschuhlaufen, Freestyle-Skifahren, Telemark u.a. oder auch noch weniger bekannten neuen Nischensportarten wie beispielsweise Snowbiking, Snowkiting, Fat Boys, Skwals, Skijöring, Speed Riding, Airboarding, Zorbing u.a. zu erweitern.
  • Es gilt dabei zu beachten, dass die touristische Wertschöpfung bei „sanften“ Outdoor-Aktivitäten wie beispielsweise dem Winterwandern und Schneeschuhlaufen tendenziell tiefer ausfällt als bei klassischen Ski-Angeboten. Daher ist es wichtig, die neuen „sanften“ Outdoor-Aktivitäten mit wellnessortientierten oder auch kulturellen Angeboten zu kombinieren. Zudem lohnt es sich auch den Aufwand und Ertrag bei den oben erwähnten neuen Nischensportarten im Auge zu behalten.

... und zum Abschluss noch einige Inspirationsbeispiele zur Erweiterung des Winterangebots

Winterzauber Tirol

Die vertriebsorientierte Kampagne Winterzauber umfasst alle sanften Themen des Winters abseits von Skifahren und Langlaufen. Das Erlebnis rund um „Berge & Schnee“ mit Aktivitäten wie Winterwandern, Schneeschuhwandern, Rodeln, Kulinarik oder Wellness steht hier im Fokus. Zur Erhöhung der Sicherheit wird den Gästen die Checkliste Winterwandern zur Verfügung gestellt, welche die Themen erste Hilfe (inklusive Notruf App Bergrettung Tirol), Tourenplanung, Ausrüstung, Tipps und Hinweise sowie Bergwegklassifizierung abdeckt. Website >

Ski-Comeback im Salzburger Land

Ein einfacher und günstiger Weg zurück auf die Piste. Im Salzburger Land wird einem das Ski-Comeback so einfach wie möglich gemacht. Die Wiedereinsteiger werden mit dem derzeit besten Material ausgerüstet und starten das Ski-Comeback mit professioneller Unterstützung eines geprüften Skilehrers. Im Ski-Paket enthalten sind 3 Übernachtungen, 3-Tage-Skipass, 3-Tage-Skiverleih und 3 Tage Skilehrer à 2 Std. täglich. Website >

Tirol barrierefrei

Im Rahmen des Projekts „Tirol barrierefrei“ werden seit über 10 Jahren barrierefreie Urlaubsangebote entwickelt bzw. deren Qualität in Bezug auf ihre Eignung für Menschen mit Behinderung, aber auch für ältere Menschen sowie für Familien mit Kinderwagen überprüft. Bei der Angebots- & Produktentwicklung fokussiert die Tirol Werbung auf Langlaufen für Rollstuhlfahrer. Wichtige Kriterien sind hierbei: Rollstuhlgerechte Unterkünfte, schlittentaugliche Loipen (tirolweit gültige Kriterien), Schlittenverleih (größenflexibler Schlitten), Schneesportlehrer mit „No handicap Ausbildung". Seit 2008 besteht darüber hinaus eine Qualitätsinitiative für langlauffreundliche Betriebe. Barrierefreiheit gewinnt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung für die Reisebranche zunehmend an Gewicht. Website >

Skijöring Park in Les Gets (Haute-Savoie)

Ski Joering

Skijöring ist eine Wintersportart bei der sich ein Skifahrer an einem Seil von einem Pferd, Schlittenhunden oder einem Motorfahrzeug ziehen lässt. Im Skijöring Park in Les Gets können Kinder das Pferde-Skijöring unter Anleitung eines diplomierten Lehrers erlernen. Für die Nicht-Skifahrer werden geführte Pony-Touren durch die Winterlandschaft angeboten. Zudem ist es auch möglich eine Pony-Patenschaft zu übernehmen. Website >

Snowbike in Grächen

“Bike“ klingt nach Velo – aber statt Rädern hat dieses lustige Gerät zwei hintereinander angebrachte Skier. Der vordere ist mit einer gewöhnlichen Lenkstange verbunden - somit fällt dem Fahrer das Lenken sehr leicht. Für eine gewisse Stabilität schnallt er sich zusätzlich zwei Kurzski an die Füsse. Die Schweizer Ski- & Snowboardschule sowie die Walliser Schneesportschule bieten Unterricht im Snowbiken an. Website >

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Blue Day in Montafon

Vom Big Foot über Fat Boys auf Skwals: Mach mal "blau" im Montafon. "Blue Day" ist der Renner im Wintersportverleih der neuen Generation. Ausser Rockerski - speziellen Freerideski - stehen dort nämlich auch jede Menge Spassgeräte bereit: Big Foot heißen die superkurzen Spassski, Fat Boys sind extrabreite Tiefschneebretter, Skwal ist eine Mischung aus Snowboard und Monoski. Auch rasante Fahrten mit dem Schlauchrodel gehören zum Angebot, bei dem man einen ganzen Tag lang zwischen allen Spaßgeräten wechseln kann. Website >

Abtauchen unter Eis in Tignes

Auf in ein eiskaltes Abenteuer: Gut gegen Kälte geschützt, können auch völlig unerfahrene Wassersportler bei professioneller Anleitung unter die Eisdecke des Lac de Tignes tauchen. An einem "roten Faden" geht es in Begleitung erfahrener Guides hinab in die dunkle Welt unter dem Eispanzer. Website >

Hundeschlitten-Fahrten im Obergoms

Mit den Hundeschlitten-Fahrten gibt es seit Winter 2009/10 im Obergoms ein neues Angebot. Der Veranstalter arbeitet mit zwei Schlitten mit jeweils acht Hunden – pro Schlitten können max. vier Personen mitgeführt werden. Website >

Schwebend über Kitzbühel - Skifahren auf der Streif

Unter dem Glasboden gähnt der Abgrund. Gleich zweimal Adrenalin pur lässt sich im Tiroler Prominentenort Kitzbühel erleben: Erst geht es mit der 3S-Gondel über ein riesiges Tal in 400 Meter Höhe - natürlich in einer der beiden Gondeln mit Glasboden. Und dann hinab nach "Kitz" auf der Streif, einer der berühmtesten Abfahrtsrennstrecke der Welt. Die Rennfahrer sind im Ziel 140 Stundenkilometer schnell. Ein besonderes Highlight für Skifahrer und Snowboarder ist die Familienstreif. Unter Umfahrung der schwierigsten Passagen mutiert die Streif zu einem Genuss für alle Wintersportler und zu einer „roten Piste“ auf Kitzbühels Pistenplan. Website >

Quellen

  • Hotelleriesuisse (2013): Schweizerische Tourismuspolitik - Überlegungen und Positionen von hotelleriesuisse zur Ausrichtung der Tourismuspolitik im Berg- und Seengebiet
  • Dicks, Ute/Neumeyer, Erik (2010): Grundlagenuntersuchung Freizeit und Urlaubsmarkt Wandern, Forschungsbericht, herausgegeben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Berlin
  • Lamprecht, Markus/Fischer, Adrian/Stamm, Hanspeter (2008): Sport Schweiz 2008 - Kinder- und Jugendbericht, Observatorium Sport und Bewegung Schweiz
  • Lamprecht, Markus/Fischer, Adrian/Stamm, Hanspeter (2009): Sport Schweiz 2008 - Factsheets Sportarten, Observatorium Sport und Bewegung Schweiz
  • Manova (2010): Wintersportanalyse in Europa Memmer
  • Gernot (2012): Die Zukunft der Schi-Destinationen
  • Kohl & Partner Rodrian, Hans-Werner (2013): 10 To-Dos für Ski-Muffel, www.trax.de (Das Outdoor-Portal)
  • Schoenenberger, Michael (2013): Schneesport – Angst vor leeren Pisten, NZZ Online vom 12.07.2013
  • Seilbahnen Schweiz (2012): Fakten und Zahlen zur Schweizer Seilbahnbranche Taurer
  • Werner/Memmer, Gernot (2012): 6 Thesen zur Zukunft des Wintersports
  • Kohl & Partner Theler, Luzius (2013): Die Abkehr vom „Kampfwandern“
  • NZZ vom 13.07.2013 The Outdoor Foundation (2012): Outdoor Recreation Participation Topline Report (www.outdoorfoundation.org)
  • Tirol Tourism Research (2013): Wo geht’s hin mit dem alpinen Wintertourismus, Interview mit Prof. Hubert Siller
  • T-MONA (2012): Urlauberbefragung Winter 2011/12