Luxusindustrie verliert durch Coronavirus an Glanz

Wie ausgestorben muten die drastisch reduzierten oder zum Teil sogar stillgelegten Industriezweige an. Man war zwar versucht zu glauben, dass gerade der Luxussektor verschont bliebe und der Krise souverän begegnen könnte, aber auch dieser mondäne Bereich hat durch den wirtschaftlichen Schaden, der durch das Coronavirus entstanden ist, beträchtliche Einbussen hinnehmen müssen und an Glanz verloren. Er wurde von der Pandemie hart getroffen. Das bis zum aus der Modewelt nicht mehr wegzudenkenden „must“ hochstilisierte Modebewusstsein ist aus den Zeitschriften verschwunden. Modeschauen und Präsentationen, die immer von Erfolg gekrönt waren, wurden abgesagt. Gerbereien, Textilateliers sowie Leder- und Porzellanfabriken sind zum Stillstand gekommen. Die Automobilindustrie hat ihre Produktion drastisch reduziert. Die Uhrenindustrie hat ihre jährlichen Messen abgesagt, was zur Folge hatte, dass ihre Exporte nach China, wo das Schweizer Know-how sehr geschätzt wird, um 51 % zurückgegangen sind. Die Flagge der Luxusindustrie steht auf Halbmast.

Unternehmen wie Ralph Lauren und Versace hatten bereits davor gewarnt, dass durch die Verbreitung des Coronavirus Umsatzverluste in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar entstehen würden. Heute ergibt eine Umfrage unter den Top-Managern von Luxusmarken, dass die Gesamtauswirkungen auf den Umsatz der Branche 40 Milliarden Euro (43.4 Milliarden Dollar) erreichen könnten.

Aber gerade in schwierigen Zeiten erkennt man echte Freunde. Und das gilt auch für Marken, die für Werte stehen und eine Vision haben, die nicht nur über eine Voraussicht hinsichtlich des Unternehmens durch die Festlegung von Geschäftszielen verfügen, sondern auch über eine Markenvision mit Weitsicht und einem sozialen Engagement.

Und in Krisenzeiten müssen Marken Engagement und Innovationskraft beweisen, damit die Kunden ihnen treu bleiben. Ein Beispiel ist «Maison Dior», das angesichts seiner unzähligen Boutiquen, die weltweit schliessen müssen, mit seinen Kunden verbunden bleibt, indem es ihnen über soziale Netzwerke eine neue Beziehung für praktische Schönheitsberatung anbietet.

Um Italien zu helfen, das seit mehreren Wochen mit dem Virus extrem konfrontiert wird, engagiert sich der französische Modekonzern Kering. In einer gemeinsamen Aktion mit allen Marken der Gruppe, die auf der italienischen Halbinsel tätig sind, spendet die Gruppe 2 Millionen Euro an zahlreiche lokale Gesundheitsorganisationen, die alle in der Lombardei, in Venetien, in der Toskana und in der Region von Latium, dem Grossraum von Rom, ansässig sind.

Die italienische Uhrenmarke Bulgari hat eine Spende getätigt, die die Lieferung eines 3D-Mikroskops ermöglicht, das für die bessere Erforschung von Infektionskrankheiten in Rom von grundlegender Bedeutung ist.

LVMH (Moët Hennessy – Louis Vuitton), die weltweite Nummer 1 unter den Luxuskonzernen, trägt auch im Zusammenhang mit dem Monopol von Dreien seiner französischen Parfüm- und Kosmetik-Produktionsstätten (Christian Dior, Guerlain und Givenchy) zur Herstellung von hydroalkoholischem Gel „in großen Mengen“ bei. Diese Gele werden dann kostenlos an viele französische Krankenhäuser verteilt.

Angesichts der Covid-19-Epidemie hat sich Chanel dafür entschieden, nicht auf Kurzarbeit zurückzugreifen: Das Unternehmen hat beschlossen, die Bezüge seiner 8.500 Mitarbeiter bis zum 8. Mai 2020 zu 100% beizubehalten. Im Rahmen einer nationalen Solidaritätsinitiative hat das Modehaus 1.2 Millionen Euro an finanziellen Beiträgen für Krankenhäuser und öffentliche Hilfsdienste zugesagt. Das Haus hat auch 50’000 Atemschutzmasken für das Krankenhauspersonal gespendet und mobilisiert nun seine Produzenten, um weitere Atemschutzmasken herzustellen.

In der Schweiz sind es die Luxushotels, die auf der Welle der Ausgangsbeschränkungen reiten und ihre Innovationen in einer schwierigen Zeit einbringen, da der Tourismus stark vom Coronavirus verseucht ist. Anstatt ihre Hotels zu schliessen, erfinden sie ihr Geschäftsmodell neu: Sie schaffen «Quarantäneräume», die es den in der Schweiz «festsitzenden» Touristen ermöglichen, sich von der Welt abzuschotten. Das bedeutet hochwertiges, massgeschneidertes Containment: Zimmerservice, Covid19-Screening und bei Bedarf mit Pflegedienst vor Ort. Andere Hotels zögern nicht, ihre Räume in einen Telearbeitsplatz umzuwandeln, um zu vermeiden, dass sich Menschen in Coworking-Bereichen aufhalten und mit anderen in Kontakt kommen. Für diese Hotels ist es «ein solidarischer und innovativer Ansatz, der es ihnen ermöglicht, schwierige Zeiten besser zu meistern».

In diesem wirtschaftlichen Kontext kann Innovation ein wertvolles Instrument sein, welches der Luxusindustrie ermöglicht, den Kampf gegen das Coronavirus zu bestehen. Das Engagement wird auch dazu beitragen, die Akzeptanz zu erhöhen und die Beziehung zwischen der Marke und ihren Kunden langfristig zu festigen. Und Unternehmen, die diesen Weg eingeschlagen haben, können das Coronavirus als ein Zeichen für ihre Existenznotwendigkeit sehen. In einem kürzlich von Vogue Business geführten Interview zeigten sich die Führungskräfte der Luxusindustrie hinsichtlich ihrer langfristigen Aussichten optimistisch und waren zuversichtlich, dass der Sektor Anfang 2021 zur Normalität zurückkehren würde, wobei die meisten erwarten, dass sie sich bis dahin erholen und ihre Verkaufsziele erreichen werden.

Es bleibt zu hoffen, dass die Luxusindustrie nach dem Abklingen des Coronavirus sich erholen wird und ihren Glanz zurückgewinnen kann.

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