Twitter: Bekanntheitsgrad der Walliser Tourismus-Destinationen und internationaler Benchmark

ReseauSocial

Twitter wurde im März 2006, also zwei Jahre nach Facebook lanciert. Inzwischen ist die Mikroblogging-Plattform ein Must für Unternehmen, die sich Gehör verschaffen und ihre (Werbe-)Botschaften verbreiten möchten. Pro Sekunden werden 5900 Tweets abgesetzt. Zum Vergleich: In der gleichen Sekunde werden auf YouTube 23'000 Clips angeschaut und nahezu 510'000 Kommentare auf Facebook gepostet. Gemäss einer von Semiocast durchgeführten und von Le Temps aufgegriffenen Studie war im August 2012 ein von zehn Schweizern auf Twitter vertreten; auf Facebook waren es vier von zehn.

Obschon Twitter weniger intensiv genutzt wird als Facebook, bietet es spezifische Vorteile.

  • Facebook schafft ein entspanntes Klima: Man bleibt „unter Freunden“, kann Informationen teilen, sich privat oder öffentlich unterhalten. Es ermöglicht eine verstärkte Kundenbindung durch die Publikation vielfältiger Inhalte: Bilder, Videos, weiterführende Links usw. Aber auch gezielte Werbebotschaften sind möglich.
  • Twitter konzentriert sich auf das Teilen von Informationen in einem öffentlichen Netz. Man kann seine Gemeinschaft über eine höhere Publikationsfrequenz, als dies auf Facebook möglich ist, an seinem Leben teilhaben lassen und so an sich binden. Twitter ist zudem im Echtzeit-Bereich hervorragend, was es den Unternehmen ermöglicht, permanent darüber informiert zu sein, was über sie gesagt wird, und mit der Kundschaft zu interagieren. Auf Twitter können Gespräche und ganze Accounts verfolgt werden, ohne dass man vorher anfragen muss, ob man als „Freund“ willkommen ist, und ohne dass man wie auf Facebook „Gefällt mir“ anzeigen lassen muss. Jeder Internetnutzer kann den Tweets nachgehen, die ihn interessieren, ohne vorher irgendeine Erlaubnis einzuholen. Die kanadische Tourismusobservationsstelle (Veille en Tourisme du Canada) hat einige grundlegende Ratschläge zum Umgang mit Twitter und zur Präsenz auf diesem Medium veröffentlicht « Conseils élémentaires pour améliorer votre présence sur Twitter ».

Unser Artikel ist dem Bekanntheitsgrad der Walliser Tourismus-Destinationen gewidmet, der sich über die so genannten „Followers“ (deutsch etwa „Anhänger“ oder auch „Abonnenten“) auf Twitter herleiten lässt. Einfacher gesagt haben wir einen Vergleich anhand der Personen hergestellt, die sich für regelmässige Updates der Twitter-Accounts von wichtigen Walliser Destinationen angemeldet haben.

EINSTUFUNG DER WALLISER DESTINATIONEN AUF TWITTER

Für einige Destinationen haben wir mehrere Konten berücksichtigt. Grundsätzlich haben wir die Informationen auf dem offiziellen Twitter-Account der Destinationen gesammelt, dann aber auch zusätzliche Konten mit aufgenommen, wie z. B. diejenigen von Bergbahnen, wenn diese mit Hinblick auf die Followers wichtig erschienen. Valais Community und Valais Wallis sind bei der Promotion ihrer Destinationen sehr aktiv, weshalb diese Konten ebenfalls berücksichtigt wurden. Von insgesamt 29 Konten, die für unsere Einstufung relevant waren, gehörten 2 Konten zum Promotionsbereich des Kantons (Valais Community und Valais Wallis), 3 wurden für Saas-Fee berücksichtigt, 2 für Verbier und ebenfalls 2 für Crans-Montana. Somit wurden insgesamt 23 Walliser Destinationen in unser Panel aufgenommen.

Mehrere Destinationen, die in unserer Rangordnung punkto Bekanntheitsgrad auf Facebook festgehalten sind, gehören nicht zur analogen Gruppe auf Twitter. Tatsächlich haben wir beim Abgleich festgestellt, dass diese Destinationen zwar ein Facebook-Konto, aber nicht zwingend auch ein Twitter-Konto haben. Es handelt sich um Anzère 365° Nature, Bettmeralp, Goms, Grimentz, Zinal, Vercorin, Val d’Illiez – Les Crosets – Champoussin, Sion, Mont-Noble, Moosalp Region, Morgins und Lötschental. Zinal, Vercorin und Arolla verfügen weder über ein Twitter- noch über ein Facebook-Konto.

Tab1

Vergleicht man die Walliser Destinationen unter diesem Gesichtspunkt, erkennt man dass 7 Konten mit über 500 Followers die Spitzenplätze belegen. Es sind dies die Konten von Verbier Booking, Leukerbad, Les Portes du Soleil, Crans-Montana CMA, Zermatt, Crans-Montana und Valais Community, welches mit 2700 Followers die Rangordnung anführt. Diese Ergebnisse widerspiegeln eine eigentliche, bewusst umgesetzte Strategie.

Gleich hinter der Spitzengruppe folgt ein Fünferteam mit guten Resultaten (200 bis 500 Followers): Sierre Tourisme, Valais Wallis, Heidadorf Visperterminen, Nendaz und Verbier. Sie stellen unter Beweis, dass sie sich mit dem Netzwerk auseinander setzen und bereits eine beträchtliche Anzahl an Followers gewinnen konnten.

Leider sieht das bei den 17 restlichen Konten unseres Panels anders aus: Sie kommen auf weniger als 200 Followers, was zum Ausdruck bringt, dass sie zwar das Netz als Medium wahrgenommen haben, dessen spezifische Inhalte aber nicht bewirtschaften.

Tab2 

Die Darstellung hebt die Konto-Situation der Walliser Destinationen gezielt hervor (rot), da sie sonst im übergeordneten Panel der Destinationen im Alpenraum untergehen würden.

Unter den Schweizer Destinationen kommt Crans-Montana auf Platz 6 und Zermatt auf Platz 9 zu liegen; Davos Klosters belegt den 4. und Engadin St. Moritz den 2. Platz. Die beiden Bündner Tourismusorte schneiden im Vergleich zu den österreichischen Destinationen im Alpenraum, St. Anton / Arlberg (3. Platz) und Saalbach Hinterglemm (5. Platz), sehr gut ab.

Valais Community (2702 Followers) wurde dem Vergleich nicht hinzugefügt, liegt aber eigentlich noch vor Val Thorens (2159 Followers), das den 1. Platz in unserer Rangordnung für die Destinationen im Alpenraum belegt.

Tab3

(*) Das Gesamttotal für die Walliser Destinationen berücksichtigt alle Destinationen der Liste 1, ohne Valais Community und Valais Wallis. Rechnet man diese beiden Einheiten noch dazu, kommt man auf 13'254 Followers.

Im internationalen Vergleich mit den TOP 20 Destinationen, die auf Facebook vertreten sind, liegen nordamerikanische Tourismusorte an der Spitze. Sie haben Followers-Zahlen, die sich mit der Konto-Situation der Walliser Destinationen absolut nicht mehr vergleichen lassen.

Zur Veranschaulichung wurde das Gesamttotal der Followers der Walliser Destinationen in diese Tabelle integriert (rot).

Tab3 

Leider muss festgestellt werden, dass diese Zahlen weit von denjenigen entfernt sind, die aus dem Vergleich der Tourismus-Destinationen im Wallis, in der Schweiz, im Alpenraum oder international gesehen hervorgehen.

Tab4

Benoitdx9 liegt auf der Twitter-Rangliste der am meisten nachverfolgten Schweizer Konten an allererster Stelle und ist für seine Tests von Videospielen bekannt. Der Spezialist ist vor allem online auf verschiedenen Plattformen tätig: Facebook, Twitter und insbesondere YouTube, wo seine Tests über zwei spezifische Kanäle vertrieben werden. Nachdem er die Schwelle von einer Million Abonnenten auf YouTube überschritten hat, zieht Diablox9 ein noch zahlreicheres Publikum an. Nach welchem Rezept?

Wir werden das Geheimnis von Benoitdx9 in unserem Bericht nicht verraten. Immerhin geben wir aber ein paar Hinweise. Das Bewirtschaften von Online-Inhalten zu Marketingzwecken wird gemeinhin als Brand Content bezeichnet. Diese Disziplin verfolgt das Ziel, die Sichtbarkeit oder Visibilität einer Marke zu verstärken, die Kundenbindung zu fördern und zahlreiche Geschäfts- und Verkaufskontakte zu generieren. Am Ende lässt sich die dominante Position zu einem spezifischen Thema im Netz erlangen…

Die Firma Altimètre hat in ihrem Weissbuch zum Brand Content fünf Etappen aufgezeigt, die ein Unternehmen in Sachen Content-Entwicklung durchlaufen muss:

  1. Neugier und Bewusstwerden: Was ist Content-Management?
  2. Experimentieren mit dem Content-Management
  3. Erarbeiten einer Strategie und von Prozessen für das Content-Management
  4. Entwickeln einer Unternehmenskultur mit Content-Bewusstsein
  5. Integration in die Strategie und Evaluierung des Geldwerts der einzelnen Contents

Gemäss Daniel Bô – CEO und Gründer von QualiQuanti, Autor von Brand Content: Comment les marques se transforment en médias? (Verlag Dunod, 2009) – weist ein guter „Content“ oder „Inhalt“ wesentliche Merkmale auf: Er muss ehrgeizig, repetitiv, hoch spezialisiert und objektiv sein (Selbstpromotion ist zu vermeiden); er muss die Gemeinschaft ansprechen, eine starke visuelle Identität haben und im Multicast-Modus bzw. über mehrere Kanäle übermittelt werden.

Alle Erklärungen zum Brand Content gemäss Daniel Bô finden Sie in der Präsentation seines Werks auf YouTube von September 2012: 

Unsere Kurzuntersuchung zur Nutzung von Twitter durch die Walliser Destinationen belegt, dass der Gebrauch dieser Kommunikationsplattform erst anläuft und bestimmt noch eine grossartige Entwicklung vor sich hat.

Nachweise und Links für weitere Nachforschungen:

Das Titelbild beruht auf einem Screenshot des TripAdvisor-Profils auf Twitter. Datum: 4. März 2013.

Die Angaben zum Publikationsvolumen pro Sekunde auf den sozialen Netzwerken stammen von http://www.planetoscope.com. Datum: 3. März 2013.

Die Angaben zur Präsenz der Walliser Destinationen auf Facebook wurden aus einem früheren Blogbeitrag übernommen: Skiorte, die auf Facebook surfen: Internationaler Benchmark für den Bekanntheitsgrad (veröffentlicht am 28. Februar 2013).

Die Angaben zu den Personen mit den meisten Followers stammen von http://www.socialbakers.com. Datum: 2. März 2013.

Die Angaben zu den Destinationen im Wallis, im Alpenraum und international gesehen stammen von twitter.com und www.twitonomy.com. Abfragen vom 12. Februar bis zum 4. März 2013.a