Der Klang ermöglicht eine andere touristische Erfahrung (1. Teil)
Marketing Destination ExperienceClient StratégieSeit einigen Jahren arbeiten Branchen wie der Einzelhandel oder die Grossverteiler daran, die Sinneswahrnehmungen der Kunden für Marketingzwecke zu wecken. An physischen Verkaufsstellen ist die Macht des Geräusches oder sogar des Geruchs auf Grund von Erfahrungen schon lange bekannt. Auch das Tourismusmarketing, das bisher von Bildern dominiert wird, beginnt sich allmählich zu verändern. So vervielfachen sich auch im Wallis die Tonprojekte und werden an den entsprechenden Orten zum Leben erweckt, um die Besucher zu inspirieren oder ihnen eine neue Erfahrung zu bieten.
Ein Erlebnis wird durch seinen Klang geprägt
Der Ton ist eine Erfahrung von entscheidender Bedeutung. Der Akustiker Christian Hugonnet bestätigt: „Der erste Toneindruck beim Betreten eines Ortes ist entscheidend». Dies gilt auch in einem Restaurant, einem Auditorium oder einem Hotel“.
Man darf nicht übersehen, dass eine angenehme Umgebung die Kunden günstig beeinflusst. Tatsächlich hat ein wissenschaftliches Experiment gezeigt, dass dasselbe Gericht, das in zwei Restaurants mit unterschiedlicher Geräuschkulisse serviert wurde, für die Person, die es kostete, nicht den gleichen Geschmack hatte.
Darüber hinaus hilft der Ton, eine emotionale Kundenbindung zu schaffen. In einer Branche wie dem Tourismus, in welcher der eigentliche Zweck darin besteht, Emotionen zu vermitteln, ist der Ton ein wichtiges Einsatzmittel. Antoine Charon, industrieller Sounddesigner, ist der Ansicht, dass „Sounddesign darauf abzielt, dem Klang einen Sinn zu geben. ...] Sounddesign trägt dazu bei, eine bestehende Identität zu stärken oder den Besucher an einen anderen Ort zu bringen“.
Um ihre Besucher an den gewünschten Ort zu bringen, treffen die Akteure des territorialen Tourismus nun die strategische Entscheidung, in qualitativ hochwertige Tonproduktionen zu investieren und diese in ihre Inhaltsstrategie zu integrieren.
Technologie ermöglicht qualitativ hochwertige Tonparcours
Die Klangparcours wurden dank der Mittel, die für ihre Produktion eingesetzt werden, erheblich verbessert, indem man Komponisten, Künstler, Toningenieure, Start-ups, Kommunikationsagenturen usw. in Anspruch nimmt.
In Lascaux (Dordogne) zum Beispiel beginnt der Besuch mit einer immersiven Erfahrung, die den Besucher in die Atmosphäre der Entdeckung einer Höhle durch vier Jungen im Jahr 1940 eintauchen lässt. Ein Mediator führt die Besucher, während die Erzählung durch Soundeffekte illustriert wird, die aus den vier Himmelsrichtungen oder aus einer bestimmten Richtung kommen. Der Effekt ist atemberaubend und die Aufmerksamkeit der Besucher wird sofort geweckt.
Neue Technologien und die damit verbundenen Objekte haben den Besucher auch viel mobiler gemacht. Durch die Konzentration auf das Zuhören ist die Erfahrung viel intensiver. Dies geschieht nach dem Vorbild des 2017 gegründeten Unternehmens Akken, das Klangwanderungen mit Schirmen entwirft. Die "Sonopluie" besteht aus einer Technologie, die in einem geolokalisierten Schirm eingebaut ist. Dieses Gerät hat mehrere Fremdenverkehrsbüros, Kulturstätten und Naturgebiete überzeugt.
Source : Facebook. ©Akken,
Podcast: Neuer Liebling der Reiseziele?
In den letzten Jahren sind Podcasts sehr beliebt geworden. Berichten zufolge sind aktuell fast 500.000 Podcasts auf der iTunes-Plattform verfügbar, im Vergleich zu 3.000 im Jahr 2005. Was ist ein Podcast? Podcasts sind Audiobeiträge, die online ins Internet gestellt werden. Dank der immer verfügbaren Smartphones ist es sehr einfach, einen Podcast in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Auto oder zu Hause beim Kochen zu hören. Die Art von Podcasts kann unterschiedlich sein: Nachrichtenartikel, Radiosendung, Dokumentation, Geschichte, Soundscape usw. Ein Podcast ist eine ziemlich lange Aufnahme, die oft als Serie oder Episode produziert wird. Diese Eigenschaft lässt den Benutzer tiefer in die Kommunikation eintauchen, wodurch sie attraktiver und intensiver wird.
Der Podcast beeinflusst die Tourismusbranche immer stärker.
- Die Einheimischen haben das Wort
Destinationen wie Vendée Vallée oder Sierre-Anniviers haben dieses neue Kommunikationsformat gewählt, um ihren Bewohnern eine Stimme zu geben. Mit dem Podcast wird das Geschichtenerzählen zum Leben erweckt. Die Hörbeispiele erlauben es dem Zuhörer, seine Phantasie auszuleben und auf sehr private Weise in das Leben der Menschen und die Besonderheiten der Destination einzutauchen.
Im Januar veröffentlichte Sierre Anniviers Marketing seinen ersten Podcast. Die Organisation plant die Ausstrahlung von zwei Folgen pro Monat, eine für die Region Sierre und eine für die Region Val d'Anniviers. Die Podcasts führen die Zuhörer zu Einheimischen, die von ihrer Geschichte, ihrem Beruf, ihren Lieblingsorten, ihrem Produkt und dessen Gebiet erzählen. Bei einem Besuch des Castel de Daval führt der Winzer (encaveur) Benoît Caloz durch das Schloss sowie das Weingut seiner Familie.
Source : Facebook. Sierre Tourisme
Anzuhören auf SoundCloud : https://soundcloud.com/user-664834362/benoit-caloz
Tourobs stellte Julien Petit, dem Marketing Direktor von Sierre Anniviers, einige Fragen zur Entstehung und dem Interesse an diesem Projekt.
Wie kam es zu der Idee?
Dieses Projekt findet in einem globaleren Kontext des Strategiewechsels statt. Letzteres hat zu einer internen Umstrukturierung und zur Integration neuer Ressourcen geführt, die auf die Produktion von Inhalten und die Beherrschung digitaler Plattformen spezialisiert sind. Unsere neue Strategie ist um drei Achsen organisiert: Sich abzuheben, den menschlichen Faktor zu schätzen und Qualität zu produzieren.
Der Podcast entspricht aufgrund seines Formats ziemlich diesen strategischen Achsen. Ganz allgemein wurde der Ton als eigenständige Kommunikationsachse identifiziert. Sein Einsatz ist sogar in unserer Strategie für soziale Netzwerke (z. B. Stories) vorgesehen.
Der Podcast wird immer von einem Video-Teaser und einem kurzen Artikel auf der Website des Reiseziels begleitet. Dadurch wird ein Gleichgewicht zwischen dem visuellen und dem auditiven Bereich gewährleistet.
Wie wählen Sie die Leute aus?
Wir haben zuerst die Themen ausgewählt. Diese stehen im Einklang mit den Achsen der Tourismusförderung der Region: Gebiet, Kulturerbe, Sport-Natur, Kultur-Event. Dann identifizieren wir die Menschen, die wir treffen wollen, nach diesen Themen und ihren Besonderheiten oder ihrer Verbundenheit mit der Region.
Sind Ihre Podcasts mit einem Skript versehen?
Nein, ich habe nur einen Rahmen für die Umsetzungen. Interaktionen finden in der Realisierung statt. Wenn das Telefon der anderen Person klingelt oder wenn ein Kellner vorbeikommt, um ein Getränk zu bestellen, gebe ich ein Zeichen, um es weiterlaufen zu lassen. Die Tatsache, dass ich kein Drehbuch schreibe, lässt mehr Raum für Spontaneität. Und ich finde es interessanter.
Ist die Produktion von Podcasts teuer?
Nicht wirklich. Die Vorbereitung und Produktion von Podcasts ist machbar. Wir haben Alles im eigenen Haus produziert. Aber man muss natürlich in eine gute Ausrüstung, Ressourcen und kompetente Beratung investieren.
Was ziehen Sie nach dem ersten Podcast für eine Bilanz?
Die ersten Rückmeldungen waren sehr positiv. Wir haben auch nicht mit einem Medienecho gerechnet. Wir waren angenehm überrascht, dass die Leute den Podcast auch anderswo in der Westschweiz und sogar bis nach Frankreich gehört hatten. Eine Quantifizierung dieser Leistungen ist im Moment noch schwierig. Unser Ziel ist es, dass das Interesse das ganze Jahr über zunimmt. Und wir hoffen, diese Erfahrung auch einem nicht-französischsprachigen Publikum anbieten zu können.
- Reiseerzählungen/Erfahrungen mit Influenzern
In Frankreich hat Tarn Tourisme beschlossen, eine globale Inhaltsstrategie zu verfolgen, die auf den 5 Sinnen der Wahrnehmung basiert. Die Destination ist einer der Vorreiter in der Podcasting Nische. Rund um das Hören des «Petit Espanté» hat der Tarn Tourisme eine echte redaktionelle Linie entwickelt, die ein Zielmagazin, Webkommunikation, Newsletter usw. umfasst.
Für seine Podcast-Strategie hat Tarn Tourisme beschlossen, sich mit Influenzern zu umgeben, die ihrer Gemeinde zugutekommen. In der ersten Episode ist es der Reiseinfluenzer Alex Vizeo, der die Geschichte seiner Reise im Tarn Tourisme erzählt.
Die Destinationen beginnen mit Webradio
Einige Destinationen probieren auch Webradio aus. Ein Beispiel ist die Tourismusregion Lenzerheide in Graubünden, welche die Initiative ergriffen hat, ein eigenes Radioprogramm zu lancieren. Mit den Sendungen will Lenzerheide die Vielfalt seiner Region bekannt machen. Das Radio möchte Themen wie regionale Besonderheiten, neue Angebote oder Veranstaltungsprogramme ansprechen. Die Destination richtet sich in erster Linie an Einheimische und Besucher von Lenzerheide. Aber sie glaubt an die Reichweite und die weiteren Auswirkungen eines solchen Programms.
Schlussfolgerung
Ton hat viele Vorteile. Die territorialen Tourismusorganisationen beginnen, die Auswirkungen des Tons zu messen. Es muss jedoch eine ganzheitliche Sichtweise des touristischen Erlebnisses beibehalten werden, bei welche der Ton eine der Komponenten ist.
Laurence Giuliani, Direktorin und Mitbegründerin von Akken, sagt: «In einer Zeit, in der Bild und Visuelles in den öffentlichen Raum eindringen und Vorrang vor anderen Sinneswahrnehmungen einnehmen, zielt das Einsetzen von Ton darauf ab, sich wieder mit dem Persönlichen zu verbinden.
Titelfoto: ©jonas mohamadi from Pexels
Quellen:
- Mise en en son des lieux et destinations touristiques, Revues Espaces, p.4-57, n°349 Juillet-Août 2019
- Amélie Perrin, « Le podcast de destination, une idée made in Tarn », etourisme.info, 22 juillet 2019
- Margot Ladiray, « Akken : le podcast au service des destinations touristiques », Travel On Move, 27 janvier 2020
- «Ferienregion Lenzerheide mit eigenem Radio», Htr.ch, 29 janvier 2020