Gastronomische Erlebnisse an Festivals
Tendance Gastronomie FestivalRéseau de veille en tourisme
Autor: Maïthé Levasseur, Réseau de veille en tourisme de la Chaire de tourisme Transat ESG-UQAM. Artikel auf veilletourisme.ca |
Das Monopol des Hot-Dog Kiosks geht auf sein Ende zu. Das Verpflegungsangebot bei den heutigen Festivals gehört eher zur Gastronomie bzw. zu deren lokaler Kultur und dient in erster Linie dem Wohlbefinden der Gäste.
Das kulinarische Angebot an den Festivals und Events bringt den Besuchern einen Mehrwert und gibt den Restaurateuren die Gelegenheit, die Einnahmen zu erhöhen. Man experimentiert in unterschiedlichen Formen – kurzlebige Restaurants, gastronomische Erfahrungen, hausgemachte Getränke, Degustationsstände – und folgt unterschiedlichen Tendenzen. Die Festivalbetreiber streben nach Erlebnissen und Authentizität, indem sie hinsichtlich ihres Geschmacks und ihrer Vorlieben immer anspruchsvoller werden.
Gesundheit und Wohlbefinden
Die Konsumenten von heute geben ihre gesundheitsbewussten Lebensgewohnheiten während einer Reise oder eines Festivals nicht auf. Mehrere Festivals profitieren von dieser Tendenz, wie z. B. das Musikfestival Way Out West in Göteborg (Schweden), das seit 2012 ausschliesslich eine Auswahl von vegetarischen und biologischen Produkten anbietet. Dieses Angebot ermöglichte es, die CO2 Emissionen im Zusammenhang mit dem Verpflegungsangebot des Festivals um 80 % zu reduzieren.
Am Fuss des Olympiastadions gibt es bei den Einrichtungen des Sommerfestivals Les jardineries einen städtischen Gemüsegarten, eine Verteilstelle und einen Restaurationsbereich. Das ganze Menü ist vegetarisch.
Quelle: La Pépinière – Espaces collectifs, crédit photo : Steven Porotto
Die körperlichen Aktivtäten widmen sich der Wellness. In Frankreich besteht SlowUpan der Elsässischen Weinstrasse aus einem Fest-, einem Sport- und einem Feinschmeckertag. Das Event, das Radtourismus, Weinkunde und lokale Gastronomie kombiniert, erfährt einen zunehmenden Erfolg.
Grün, nachhaltig und ethisch
Die Konsumenten reagieren immer sensibler auf eine Ernährung, die die Umwelt respektiert, d. h. die verantwortungsbewusst und ethisch ist. Sie schätzen eine regionale Versorgung und legen Wert auf die Rückverfolgbarkeit der Produkte.
Die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung sind integrierter Bestandteil des Festival en chanson de Petite-Vallée in der Gaspésie (Kanada). Dies spiegelt sich in seinem kulinarischen Angebot wider: Man bevorzugt regionale Produkte, es existiert ein eigener Gemüsegarten und der Lebensmittelverbrauch wird sehr effizient bewirtschaftet. Ausserdem werden ausgewogene Mahlzeiten für Bedürftige angeboten.
Das Festival von Glastonbury im Vereinigten Königreich bringt 135'000 Teilnehmer auf einem Gebiet von 900 Acres (engl. Flächeneinheit) zusammen und setzt auf umweltfreundliche Aktionen im Zusammenhang mit seiner Restauration: Sonnenkollektoren zur Stromversorgung der Cafés und Kioske, Verbot von Plastikflaschen, recyclierbares Geschirr und Kompostierung.
Bemerkenswert ist das Vorgehen des Bierfestivals Festibière de Gatineau, das sich im Gegenzug zu seiner Lebensmittel-Konzession dazu verpflichtet hat, an seiner Veranstaltung im Jahr 2016 abwaschbares Geschirr einzuführen.
Ethnisch, lokal oder original
Die Restauration und ihre Veranstaltungen, die sich den regionalen Spezialitäten widmen, nehmen ständig zu und bieten eine ausgezeichnete Gelegenheit, gastronomische Talente und lokale Produkte bekannt zu machen.
Eine der wichtigsten Highlights am Sapporo Snow Festival in Japan ist die Hokkaido Food Plaza, wo typische sowie ungewöhnliche Gerichte angeboten werden. Die Küche von Chicago steht im Mittelpunkt des Sektors Chow Town des berühmten Lollapalooza, das sich in der erwähnten Stadt befindet.
Quelle: Lollapalooza
Die grossen Klassiker werden neu interpretiert und umgestaltet. «La Poutine» hat sein Festival in Drummondville und seine semaine in Québec. In San Diego liefern sich die Restaurants einen Wettstreit um den besten mac n’cheese.
Andererseits vermitteln die exotischen Düfte einen Hauch von Originalität und führen zu einem Tapetenwechsel im Angebot. Tacos, chinesische Küche, Raclette, peruanische Burritos, Poutine mit Poulet Tikka, Ramen und verschiedene Gerichte können bei der Ausgabe 2017 des Festivals Coachella in Kalifornien probiert werden. Das Stampede Festival in Calgary setzt eher auf Originalität, wie nachstehendes Foto zeigt.
Quelle: Calgary Stampede
Ausbildung
Le festival de films Cuisine, Cinéma & Confidences erweist der kulinarischen Kunst und seinen Künstlern seine Referenz, indem es Vorführungen anbietet, die mit gastronomischen Mahlzeiten kombiniert werden. Die Veranstaltung findet im Hotel Le Germain de Charlevoix statt und beinhaltet auch einen Wettbewerb mit dem Ziel, das beste Karamell zu finden. Zudem gibt es Kochworkshops, die von Küchenchefs geleitet werden.
Die mittelalterliche Küche wird am Festival du Château gourmand in Brest in Frankreich praktiziert. Man bietet dort Kochkurse, aber auch Familien-Workshops zum Falten von Servietten, zum Brotbacken und zur mittelalterlichen Esskultur an.
Technos und soziale Medien
Die Veranstaltungsmanager benützen immer häufiger mobile Apps oder die sozialen Medien, um das kulinarische Erlebnis zu verbessern. An verschiedenen Festivals erfolgt die Bezahlung der Speisen und der Getränke mithilfe von RFID Armbändern. Wie bei anderen Veranstaltungen schlägt das festival de la bière de Borefts in Bodegraven (Niederlande) eine Applikation vor, die allgemeine Informationen wie die Liste der Brauer, der Biere und eine Orientierungskarte liefert. Die Applikation kann auch offline benützt werden.
Während der Veranstaltung MTL à Table konnten die foodies mit einem Klick (#mtlatable) das Foto eines Gerichts auf Instagram teilen – mit der Möglichkeit, einen Geschenkscheck zu gewinnen.
Quelle: Unsplash
Gastronomie als Berufung
Wenn die Gastronomie die prägende Thematik eines Ereignisses ist, erscheint es selbstverständlich, dass das Angebot reichhaltig und vielfältig ist:
Am Westport Festival of Music and Food (Irland) bietet man Rundfahrten zu den Brennereien der Umgebung an. Ausserdem gibt es Ausflüge, auf denen man seine eigene Mahlzeit angeln kann (Partnerschaft mit einem Restaurant und einem Angelausflugunternehmen). Das Sammeln von Pilzen und das Pflücken von Algen stehen auch auf dem Programm.
Das Copenhagen Cooking Festival betreibt eine Art von open source Leitung, die es den Restaurants, den Lebensmittelfachleuten und anderen Interessierten ermöglicht, an dem Event teilzunehmen. Ein kulinarischer Künstler und ein Bühnenkünstler schliessen sich zusammen, um eine Mahlzeit mit 12 interaktiven Gängen zu kreieren, wobei die Gastronomie und das Theaterexperiment verknüpft werden. Das Festival beinhaltet ebenfalls einen kulinarischen Wettbewerb für Kinder, ein pop up Restaurant am Flughafen und eine mobile Applikation, mit der man Erlebnisse personalisieren kann.
Am Melbourne Food and Wine Festival haben die Cafés, Weinlokale und Restaurants die Technologie der beacons installiert, um den Besuchern personalisierte Nachrichten aufgrund ihres aktuellen Standorts zukommen zu lassen. Diese Besucher haben die Gelegenheit, exklusive Herausforderungen annehmen und erleben zu können. Zudem fasst ein Buch die Rezepte zusammen, die anlässlich der 20 vergangenen Ausgaben dieses Festivals erarbeitet wurden.
Quelle: Melbourne Food and Wine Festival
Für eine vorbildliche Qualität
Das Angebot der Speisen an den Festivals hat sich im Verlauf der letzten Jahre gut entwickelt, aber es bleibt trotzdem noch viel Raum zur Verbesserung. Nachfolgend sind fünf Verbesserungsaspekte aus touristischer Perspektive aufgeführt:
- Verbesserung der Produktequalität mit vorwiegend lokalen Produkten
- Neue Ernährungstendenzen integrieren (bio, glutenfrei, vegetarisch usw.)
- Neue Angebote und Erlebnisse anbieten
- Identische Angebote entwickeln, die als Schaufenster für das Event dienen können
- Partnerschaften eingehen, welche die Werte des Events respektieren
Quelle(n)
Chaire de tourisme Transat. « Bonification de l’offre alimentaire lors des événements – tendances culinaires mondiales en milieu événementiel », présentation de Paul Arseneault à la Table de concertation des événements des Îles et l’Association touristique régionale, 15 novembre 2017.