Kultur und Veranstaltungen in Saint-Maurice und Monthey
SegmentDeClientele TourismeExperientiel CultureGespräch mit Caroline Dayen und Tiffany Müller
Foto „Radio Chablais“: Caroline Dayen (links), Tiffany Mülller (rechts)
„Wir wollen den Zugang zur Kultur erleichtern“, bestätigen Tiffany Müller, Kultur und Tourismus Delegierte der Stadt Saint-Maurice, und Caroline Dayen, Tourismus Direktorin von Monthey. Der Ort Saint-Maurice wird manchmal als geschichtsträchtig wahrgenommen, aber nicht gerade als „unterhaltsam“. Monthey seinerseits hat eine lange industrielle Vergangenheit. Zu mehr Leichtigkeit ihrer jeweiligen Stadt beizutragen, ist die noble Mission von Tiffany Müller und von Caroline Dayen.
„Geschichtsträchtig“, dieser Ausdruck gilt insbesondere für Saint-Maurice und seine Abtei, die 2015 1500 Jahre kirchliche Aktivitäten feierte und dies ohne Unterbruch seit dem Jahr 515! Für Caroline Dayen bedeutet „zu mehr Leichtigkeit beizutragen“ lediglich, sich Anderen zu öffnen. Die Kultur dient der Begegnung von jedermann. In Monthey gilt es, von den ungewöhnlichen Orten zu profitieren. In Saint-Maurice ist die Entwicklung so faszinierend, weil es sich hier darum handelt, das spirituelle Leben eines immer noch aktiven Klosters mit der Geschäftstätigkeit des Ortes in Übereinstimmung zu bringen.
Durchgangstourismus
Saint-Maurice und Monthey werden hauptsächlich von einem „Durchgangstourismus“ geprägt. Saint-Maurice trägt als Pilgerstation auf dem Weg nach Rom über die „via Francigena“ und als Besucherattraktion der Abtei zur Verehrung der Reliquien des heiligen Märtyrers vorwiegend zu den generierten Übernachtungen in der kleinen Stadt bei. In Monthey, in der Stadt, wo die ganze wirtschaftliche Bedeutung bei der Industrie liegt, sind die Durchgangsbesucher hauptsächlich mit einem Geschäftstourismus verbunden. Heute ist die Kultur für alle kleinen Städte, die sich im Rhone- tal aneinanderreihen (die famose „Ebene“ der Walliser), ein Positionierungselement, präzisiert Jean-Pierre Pralong, Direktor von Wallis Kultur. Die Stadt Monthey hat das Image der ungewöhnlichen Stadt gewählt, ganz nach dem Beispiel ihrer grossen französischen Schwester, der berühmten Stadt Nantes, der es gelang, dank der Entwicklung eines Kulturtourismus, der im weitesten Sinn zu verstehen ist, aus der industriellen Vergangenheit aufzutauchen.
Ungewöhnliches Monthey
Monthey © Alain Rithner, festival hik et nunk, Théâtre du Crochetan © Monthey Tourisme
Die Strategie von Caroline Dayen besteht darin, Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten mit einer „unkonventionellen kulturellen Positionierung“ zu organisieren. So ist das Festival der lebendigen Kunst hik et nunk ein eigentliches Kooperationsprojekt zwischen den Kunstschaffenden und dem Tourismus. Die Ausgabe 2016 umfasste mehr als 20 Konzerte, Spektakel oder Events an 13 Orten in der Stadt. Kulturveranstaltungen finden auch in den Gärten des Psychiatrischen Spitals von Monthey statt, das über ein kulturelles Animations Team verfügt, das sich ganz der Weltoffenheit und somit dem Leben widmet…
Die Veranstaltung will auch aufrütteln. So hat das Event mit dem Titel „l’Envers du décors“ ein auf die Natur neugieriges Publikum fasziniert. Der Besuch der Kulissen der kulturellen Orte, der Theater beispielsweise, hat eine grosse Menschenmenge angezogen. Die „balade des chantiers“ schliesslich hat einen unerwarteten Erfolg erleben dürfen. Sogar schreckliche Löcher können amüsant werden, wenn deren Besuch mit einem aufgesetzten Baustellenhelm erfolgt. Im Übrigen ist der Industrietourismus noch im Projektstadium. Es handelt sich dabei um eine Tendenz, ganz unter dem Aspekt der Bedeutung der Geschichte und dem kulturellen Erbe der Region, auf welche die Stadt Monthey einzugehen beabsichtigt.
Saint-Maurice erwacht aus einem langen Schlaf
In Saint-Maurice war die Abtei mit ihrem Kunstschatz eingeschlafen, mit dem Risiko für immer vergessen zu bleiben. Die Mehrheit der jungen Schweizer im obligatorischen Militärdienst hatten in diesem Ort, der sich zu einer eigentlichen Kaserne entwickelt hatte, lediglich punktuelle Aufenthalte. Diese Situation war kaum anziehend für die Besucher. Glücklicherweise ist der Märchenprinz vorbeigekommen, um den Dornröschenschlaf zu beenden. Tatsächlich hat das Jubiläum von Saint-Maurice zu einer grossen Präsenz in den nationalen und internationalen Medien geführt. Während der Renovationsarbeiten zur Unterbringung des Kirchenschatzes, die zum Anlass dieses aussergewöhnlichen Geburtstages dienten, hat die Gemeinschaft der Kanoniker zugestimmt, die wichtigsten Exponate des Kirchenschatzes, der auf wundersame Weise die Jahrhunderte überstanden hat, im Louvre in Paris auszustellen. Der Louvre in Paris? Ganz einfach eines der berühmtesten Museen der Welt. Die Abtei verfügt heute über ein Museum, das diesem spirituellen und künstlerischen Schatz würdig ist.
Saint-Maurice entstauben
Tiffany Müller kann von dieser Situation profitieren. Die durchgeführten Veranstaltungen erfreuen sich eines wachsenden Erfolgs. Dies geschieht in erster Linie im Klostermarkt, wo die religiösen Gemeinschaften jedes Jahr die Produkte ihrer klösterlichen Aktivitäten ausstellen. Lumina und sein Lichterfest danach, wo die natürliche Beleuchtung mit der Fackel oder mit Kerzen stattfindet, entspricht voll und ganz dem mystischen Ambiente der Orte. Aber auch das Profane wird in Saint-Maurice nicht vergessen. So fand im vergangenen Jahr erstmals in der Grand-Rue die Veranstaltung „Nuances Pop“ in Farben und mit Musik statt, das durch eine ungewöhnliche Dekoration ausgestattet wird. Die Idee dabei ist, während des Sommers eine Animation anzubieten und zugleich mit den Restaurateuren und den einheimischen Händlern zusammenzuarbeiten.
© Saint-Maurice Tourisme
Theater und Ausstellungen
Andere angesehene kulturelle Institutionen sind die Theater. Diejenigen von Monthey und von Saint-Maurice ziehen ein Publikum an, das aus dem gesamten französischsprachigen Wallis stammt. Die Begeisterung der jungen Leute für das Theater ist echt und auch die Kinder werden nicht vergessen, denn Monthey verfügt mit dem Theater de la Bavette über einen Ort, der ganz speziell diesem sehr jungen Publikum gewidmet ist. Die temporären Ausstellungen im Schloss in Saint-Maurice richten sich auch an das junge Publikum und an Familien, die sich für die Geschichte der Comics interessieren. 2016 hat die Ausstellung zur Biologie des Marsupilami Gross und Klein total begeistert. Dieses Jahr kommt „Alice im Wunderland“ zum Zug.
Der Pass bienvenue: Gratiskultur für die neuen Bewohner
Caroline Dayen und Tiffany Müller wollen die Kultur einem breiten Publikum zugänglich machen, bei dem alle Generationen vertreten sind. Die Botschaft und die Pädagogik werden nicht vergessen. Denn es ist klar, dass die Kultur auch ein Integrations Tool ist. Genau darum haben Monthey und Saint-Maurice gemeinsam den Pass bienvenue lanciert, der ganz dem Modell von Sion entspricht. Neue Bewohner, schweizerische oder ausländische, profitieren so von Gratiseintritten in 12 kulturellen Orten der Region. Ein schönes Kooperationsbeispiel zwischen zwei Nachbarregionen.