Studie zum Einsatz neuer Technologien in Schweizer Museen

Im Rahmen ihres Bachelorstudiums in Tourismus hat sich Mégane Cuennet, Studentin an der HES-SO Valais-Wallis, mit den Herausforderungen sowie dem Umgang mit neuen Technologien in Museen befasst. Die Ergebnisse ihrer Arbeit basieren auf Interviews mit Museumsdirektoren und Kuratoren sowie auf einer vergleichenden Analyse von 60 Museen in der Schweiz und im Ausland.

 

Hintergrund der Forschungsarbeit

Laut dem Netzwerk der europäischen Museumsorganisationen haben digitale Technologien nicht nur ihren Weg in unser tägliches Leben gefunden, sondern auch in kulturelle Einrichtungen wie Museen. Mit über 1’053 Einheiten im Land ist die Museumsdichte in der Schweiz im Verhältnis zur Einwohnerzahl eine der höchsten der Welt. Im Allgemeinen sind Museen bei der Bevölkerung sehr beliebt, da mehr als 70 % der Schweizer Bürger mindestens ein Museum pro Jahr besuchen. Man kann also sagen, dass das Museumsangebot in der Schweiz von erheblicher Bedeutung ist

 

Was die Tourismusindustrie betrifft, so erfreut sich der Kulturtourismus einer wachsenden Nachfrage. Museen sind daher als Touristenattraktionen gefragt und ermöglichen es, einen erheblichen Mehrwert für die Tourismusbranche zu schaffen. Wie in anderen Sparten auch, stehen Museen vor der Herausforderung, ihre Kundenbasis zu erneuern, immer wieder neue Besucher anzulocken, ihr Interesse zu wecken und natürlich auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Dies ist umso wichtiger, wenn man die Generationen Y und Z betrachtet, die das Publikum von morgen darstellen. Im Allgemeinen ist dieser Teil der Bevölkerung technologieorientiert und relativ sicher im Umgang mit neuen Technologien. Daher sind neue Vermittlungsmedien zur Sensibilisierung dieser Art von Zielpublikum erforderlich.

 

Ansatz zur Durchführung der Studie

Insgesamt wurden 13 Experten aus neun verschiedenen Museen befragt, um ihr Management und ihre Strategie für den Einsatz von digitaler Technologie in Ausstellungen einzuschätzen. Die neun befragten Museen befinden sich in verschiedenen geografischen Gebieten der Schweiz.  Ausserdem sollten die Institutionen in Bezug auf Grösse und Typologie unterschiedlich sein, um eine bessere Repräsentativität der Museen im ganzen Land zu erreichen.

 

Resultate der Studie

Von den neun befragten Museen setzen sieben im Rahmen ihrer Ausstellungen technologische Hilfsmittel ein. Unter den eingesetzten Technologien finden sich vor allem gängige Tools wie Audioguides, verschiedene Projektionen oder auch interaktive Terminals. Innovativere Instrumente wie Augmented Reality, Virtual Reality oder Apps werden in einigen der befragten Museen bereits eingesetzt, sind aber noch wenig vertreten. Der Einsatz anderer Techniken wie Videomapping in der Fondation Opale in Lens oder Roboter im Museum für Kommunikation in Bern können vereinzelt auch schon festgestellt werden.

 

Gleichzeitig zeigt die Benchmarking-Analyse, die 60 Museen aus der Schweiz und dem Ausland umfasst, dass je «grösser» das Museum ist, desto mehr fortschrittliche technologische Tools eingesetzt werden. Dies gilt insbesondere für Tools der neuesten Generation (Augmented Reality, Virtual Reality, künstliche Intelligenz, Hologramme, Apps usw.). Archäologische und historische Museen sind die kulturellen Einrichtungen, in denen die neuen Technologien am stärksten vertreten sind. Die Vergleichsstudie zeigt, dass ausländische Museen im Vergleich zu Schweizer Museen mehr technologische Hilfsmittel in ihren Ausstellungen anbieten.

 

 

Vorteile der Einführung von technologischen Hilfsmitteln

Für die meisten Museen ist der Einsatz von technologischen Hilfsmitteln unerlässlich, um einen Mehrwert für die Besucher schaffen zu können. Denn diese Hilfsmittel ermöglichen es, eine Botschaft leichter zu vermitteln und eine Fülle von Informationen auf begrenztem Raum zu präsentieren, sodass der Besucher die Freiheit hat, selbst zu entscheiden, welche Inhalte er sich ansehen möchte. Darüber hinaus geben diese neuen Technologien den Fachleuten die Möglichkeit, den Inhalt ihres Angebots leicht zu ändern und zu vertiefen, was ihnen noch mehr Flexibilität bietet.

 

Herausforderungen bei der Einführung von technologischen Hilfsmitteln

In Bezug auf die Herausforderungen, die mit der Einführung technologischer Hilfsmittel verbunden sind, wurden in den Interviews mehrere Punkte angesprochen. Eine der Herausforderungen für Museen besteht darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem technologischen Angebot und dem Offline-Angebot in einer Ausstellung herzustellen, um dabei einen gewissen Mehrwert zu schaffen, der die Bedürfnisse der Besucher berücksichtigt. Darüber hinaus ist es für die Museen wichtig, bei der Verwendung bestimmter Tools nicht in den Bereich der «Spielerei» abzugleiten, wie mehrere der Befragten erwähnten. Die meisten Museumsverantwortlichen betonten daher, dass der Inhalt einer Ausstellung bei der Wahl eines technologischen Mediums eine wichtige Rolle spielt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Suche nach den richtigen Partnern, mit denen man zusammenarbeiten kann. Zudem sind qualifizierte interne Arbeitskräfte für die Durchführung von Projekten, die Technologie erfordern, von Bedeutung.

 

Einfluss von Technologie auf das Besuchererlebnis

Insgesamt hat Technologie einen positiven Einfluss auf den Parcours des Besuchers. Sie ergänzt die grundlegenden Elemente einer Ausstellung. In einigen Fällen hilft sie dem Besucher, bestimmte Botschaften, die durch eine Ausstellung vermittelt werden, besser zu verstehen. Die Mehrheit der Befragten gab zudem an, dass technologische Mittel bis zu einem gewissen Grad die Erfahrung des Besuchers verbessern, weil er die Möglichkeit bekommt, seinen Besuch selbst zu gestalten und dabei ein interaktives und immersives Erlebnis geniessen kann. Diese aktive Informationsaufnahme verbessert auch die Erinnerungsfähigkeit der Besucher.

 

Allgemeine Herausforderungen für Museen

Die grosse Herausforderung für Museen besteht darin, für ihr Publikum attraktiv zu bleiben. Sie müssen wettbewerbsfähig, innovativ und agil bleiben und vor allem in der Lage sein, sich zu erneuern. Um das Besuchererlebnis zu maximieren, müssen diese Kulturstätten die Bedürfnisse der immer anspruchsvolleren und wechselhaften Verbraucher verstehen und erfüllen, für die der Zugang zu einer unzähligen Palette von Angeboten einfach ist. Die meisten der befragten Museen bieten nicht nur Ausstellungsräume, sondern auch Restaurants, Konferenzen, Künstlertreffen und Bildungsworkshops an, um ihr Angebot für die Besucher zu erweitern.

 

Empfehlungen für die Museumsbranche

Ausgehend von diesen Beobachtungen gibt die Autorin einige (nicht erschöpfende) Empfehlungen für Museumsexperten. Erstens: Bevor eine technologische Lösung in einer Ausstellung eingesetzt werden kann, müssen die Inhalte oder das Thema, das präsentiert werden soll, gründlich überdacht werden, um dann das geeignete Tool für die Besucher zu bestimmen. Diese Priorität sollte vor der Absicht des Einsatzes jeglicher Technologie, die eine Ausstellung unterstützen könnte, gesetzt werden. Zweitens ist es von entscheidender Bedeutung kundenorientiert zu sein und sich darauf zu konzentrieren, die Bedürfnisse der Besucher zu verstehen. Ziel ist es, die am besten geeigneten Instrumente, die gewünschte Menge an Technologie sowie die Art und Weise wie die Technologie einen Mehrwert für ihre Besucher bieten kann, zu identifizieren und zu bewerten. Andererseits wird den Museen empfohlen, bei der Einführung von Technologien sich um qualifizierte Arbeitskräfte sowie zuverlässige und verfügbare Partner zu kümmern. Schliesslich kann sich auch eine Zusammenarbeit zwischen Museen als effektiv erweisen, um Erfahrungen zu teilen, Ressourcen auszutauschen oder auch ein technologisches Mittel von einem Museum auf ein anderes übertragen zu können.

 

La place des nouvelles technologies dans les institutions muséales - Auf Französisch

 

Bild Foto: ©Suisse Tourisme