Mobilitätsgewinn dank Nutzung von Raum und Zeit

RealiteVirtuelle

Synthese vom 22. September bis zum 3. Oktober 2014

Lokalisierung und guter Ruf

Smartphone und Tablet sei Dank: Reisewillige aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Saudi-Arabien planen und reservieren ihren Aufenthalt im Ausland sehr viel spontaner seit 2014. Vielleicht verwenden sie auch schon bald eine weitere elektronische Erfindung, die nicht wie sie aus dem Nahen Osten, sondern aus den Vereinigten Staaten stammt. Dort hat Google am 24. Juli 2014 einen neuen Such-Algorithmus namens „Pigeon“ eingeführt hat. Dank ihm werden bei lokalen Abfragen Treffer möglich, die viel genauer auf das geografische Umfeld des Nutzers abgestimmt sind. Was bedeutet, dass ein Websurfer in Sion theoretisch zuerst den Flughafen von Sion angezeigt bekommt – und erst danach denjenigen von Genf, obschon letzterer viel grösser ist und viel mehr Destinationen anbietet. Die Umstellung bedeutet eine kleine Revolution für die Suchmaschine, zumindest seit Einführung der „Universal Research“ im Jahr 2007. Die Folgen? Bessere Sichtbarkeit der lokalen Treffer und damit auch erhöhter Druck auf die Kleinbetriebe in der Hotellerie und Gastronomie, ihren E-Ruf zu pflegen. Tatsächlich sind Touristen 3,9 mal eher geneigt, in einem Hotel zu reservieren, das einen guten Ruf hat, was übrigens in gleichem Mass die Konversionsrate verbessert. Diese Zahl, die auch Umwandlungsrate genannt wird, zeigt an, wie viele Besucher einer Hotel-Website tatsächlich Kunden des Hotels werden. Die Konversionsrate ist also auch eine Erfolgsangabe zur Website.

Ausblick auf die Zukunft – Fenster zur Vergangenheit

Anlässlich seiner Generalversammlung Ende September befasste sich der Walliser Hotelierverein mit dem Image des Wallis in der übrigen Schweiz. Die Frage ist nicht unerheblich, denn 50% der Gäste im Wallis sind Schweizer. Die Diskussion fand am Rande der eigentlichen GV statt; in ihrem Mittelpunkt standen die Ergebnisse einer neuen Studie von Valais/Wallis Promotion. Diskussion und Studie waren sich einig, dass das Image des Kantons unter mehreren Affären gelitten hatte: Im Jahr 2013 wurde der Walliser Überarbeitungsantrag zum Entwurf der revidierten eidgenössischen Raumplanungsverordnung allgemein belächelt; die Walliser Hetzjagd gegen den Wolf erweckte ausserhalb der Kantonsgrenzen Sympathien für das Tier, der gepanschte Wein hingegen offene Empörung. Will man verhindern, dass diese negativen Meinungen sich festsetzen, muss man im Wallis reagieren. Oder dann die Hoffnung begraben, die 41% der Befragten, die in den letzten drei Jahren nie im Wallis waren, demnächst dort anzutreffen. In einer neuen IPSOS-Studie findet man zudem bestätigt, dass bei der Wahl des Ferienorts das Eröffnen neuer Perspektiven ein sehr wichtiger Faktor ist: 71% der Ferienreisenden weltweit sind auf der Suche nach interessanten, besonderen Erfahrungen und möchten die Welt besser verstehen. Somit ist es für das Wallis wichtig, sich von den übrigen Kantonen abzuheben. Durch sein Anderssein? Wohl besser durch Beispielhaftigkeit. Paris hat als gutes Beispiel wieder einmal gepunktet, und zwar rechtzeitig zum Nationalfeiertag der Volksrepublik China: Im Jahr 2000 wurde zur Feier der Gründung der Volksrepublik die erste Oktoberwoche für zahlreiche der 1,36 Millionen Chinesen zur Ferienwoche erklärt. So machen wohl gerade dann viele Chinesen in den Strassen von Paris grosse Augen. Anders als ihre Cousins, die San Francisco als Feriendestination gewählt haben, müssen die Gäste einer Airbnb-Unterkunft in Paris die am 1. Oktober in der kalifornischen Stadt eingeführte Gebühr von 14% nicht bezahlen. Paris hat viel zu bieten! Allerdings können es sich nicht alle leisten… Die stets auf Neues erpichte Hotelkette Marriott gibt sich mit wiederkehrenden Umsätzen nicht zufrieden. So hat sie kürzlich eine Teleporting-Kabine für virtuelles Reisen lanciert. Diese ist mit einer Oculus-Rift-Videobrille und einem kabellosen Helm-Audiosystem ausgerüstet, womit sie das Rauschen des Winds, exotische Gerüche und hohe Luftfeuchtigkeit erlebbar machen kann. Dank dieser Sinneswahrnehmungen fühlt sich der Nutzer in eine andere Umgebung versetzt. Auf die Sinne des Nutzers einwirken, das möchten auch Augmented-Reality-Schnittstellen, die jedoch noch sehr hohe Ansprüche an die Technik und insbesondere auch an die Inhalte stellen. Neben Ausblicken auf eine geografisch entfernte Gegenwart einerseits und künftige technische Entwicklungen andererseits gibt es auch noch archäologische Fenster, die einen Blick zurück auf die Vergangenheit ermöglichen. Jahr für Jahr ziehen sie zahlreiche Besucher an, ohne dass diese je einen Fuss in ein Museum setzen. Lesen Sie dazu den Beitrag des Walliser Tourismus Observatoriums «ArchaeoTourism – Archäologie und Tourismus in der Schweiz».