Mit inspirierter Vorstellungskraft Veränderungen herbeiführen
Praktik und Methode von Rob Hopkins während der Schweizer Tournee
Zu Beginn des Abends wurde ein erweiterter Insiderkreis willkommen geheissen: «Wir begrüssen ein paar neue Gesichter heute Abend und viele Stammgäste», liess Marc Münster verlauten. Die Zuhörer und interessierten Gäste, die sich am Mittwoch, dem 31. August 2022 zu dem Vortrag von Rob Hopkins in Lausanne eingefunden hatten, wurden in diesem familiären Ton empfangen.
Marc Münster und Natacha Litzistorf, die beide die Einführung zu dem Vortrag von Rob Hopkins vorgenommen haben, veranschaulichten durch ihre Ko-Präsenz an diesem Abend, wie ein gemeinsames Interesse und eine gegenseitige Anerkennung einen inspirierten Raum für Ko-Kreation schaffen können. Seit fünfundzwanzig Jahren stehen sie miteinander in Verbindung und bereichern gegenseitig die Projekte, die sie tragen und begleiten. Beide haben einen Wandel zugunsten eines ökologischen Aufbruchs festgestellt: Die Meinung der Mehrheit der Leute hat sich geändert. Marc Münster und Natacha Litzistorf fühlen sich heute nicht nur verstanden, sondern auch in ihrem Engagement für mehr Nachhaltigkeit unterstützt. Dennoch haben sie auf die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen der Zivilgesellschaft, den Institutionen und der akademischen Welt hingewiesen. Grund dafür ist, dass Visionen übergreifend sein müssen, um Geist und Herz öffnen zu können. In diesem Sinne sollte man die Erfahrungen eines Übergangs teilen, um eine Veränderung zu beschleunigen.
Danach hat Rob Hopkins das Wort ergriffen und jeden Zuhörer dazu eingeladen, seinen Platz von innen heraus umzugestalten, indem er sich vorstellt, welche Rolle er in naher Zukunft einnehmen möchte. Was für Eltern möchten wir in Lausanne im Jahr 2030 sein? Was für ein Schüler wird das Kind im Jahr 2030 sein, das heute noch als Baby von uns umsorgt wird? Welchen Nachbarn stellen wir uns gerne im Quartier «Les Fiches Nord» vor? Was für eine Art von Touristen könnten wir im Jahr 2030 in Lausanne sein? All dies sind Rollen, die uns oftmals an bestimmte Orte binden. Wollen wir uns mit den Plätzen zufriedengeben, über die Andere in einer Zeit, die vom Überfluss geprägt war und heute vorbei ist, für uns entschieden haben? Was wäre, wenn diese Orte durch unsere Vorstellungskraft so umgestaltet werden könnten, dass sie besser zu unseren Erwartungen passen? Damit wir potenziell frei werden, um uns in allen sozialen Situationen, die wir täglich durchlaufen, verwirklichen zu können.
Diese Einladung zur Dezentrierung wurde am nächsten Tag in Form eines Workshops fortgesetzt. Einen Vormittag lang hat man die Teilnehmer aufgefordert, Tagträume zu formulieren, die mit der Beschwörungsformel «Was wäre, wenn» eingeleitet werden. Dabei ist es verboten, die Kraft dieser Worte durch ein nachfolgendes «Aber wenn» zu bremsen. Im Gegenteil, nach dem Akzeptieren der radikalen Andersartigkeit zum ursprünglichen Vorschlag ist eine Steigerung angesagt, denn das «Ja und» bietet die Erweiterung der Möglichkeiten, indem eine Haltung, die einem a priori fremd ist, zur eigenen wird. Diese Übernahme ist nur dann vollständig, wenn die eigene Idee zu den von anderen Leuten gesetzten Ausgangspunkten etwas beitragen kann. Diese gegenseitige und iterative Bereicherung führt schnell zur Autonomie und Komplexität einer Idee. Immer wieder muss man die Umrisse einer Idee zeichnerisch erfassen, ihre Konturen gedanklich streifen, um sie konkreter in ein Feld der Möglichkeiten einzuordnen. Dabei wird man die Erfahrung machen, dass es immer wie eine Art Emigration von einem selbst weg anmutet, als ob man in die Fremde geht und sich von den Ideen der anderen Perspektive durchdringen lässt. Diese Reise ins Innere kann zwar Angst machen, aber sie ermöglicht es, die eigenen blockierenden Kräfte zu erkennen und mit mehr Respekt anzunehmen.
Im Herbst 2022 werden die Studierenden des Moduls 713 «Trends im Tourismus» der HES-SO Valais-Wallis die Möglichkeit haben, ihre Vorstellungskraft zu trainieren – mit dem Ziel, den Schweizer Tourismussektor entschlossener auf den Weg des Übergangs zu bringen. Begleitet werden sie dabei von Nicolas Gluzmann, dem Gründer von Futurs Proches, und der Autorin dieses Artikels, einer Lehrbeauftragten.
Der eintägige Workshop am Donnerstag, dem 1. September 2022 wurde von dem Kollektiv für nachhaltige Entwicklung der Stadt Lausanne in Zusammenarbeit mit der «Association romande de transition» organisiert. Ziel des Workshops war es, die kollektive Intelligenz und die Mobilisierung der Bürger für konkrete Aktivitäten zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu fördern.
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