Das Ende des weissen Goldes - ein weisses Blatt, das neu beschrieben werden muss?
Die 7. Nationale Konferenz der Skigebiete und des Bergtourismus mit dem Titel Mountain Next fand am Mittwoch, 26. und 27. April 2023 in Chambéry (Frankreich) statt. Diese von Savoiexpo organisierte neue Veranstaltung konzentrierte sich auf den Übergang und die Widerstandsfähigkeit der Bergdestinationen. Diese Veranstaltung hat die professionellen Akteure der Bergwelt zum gemeinsamen Austausch zusammengebracht. Die an diesen beiden Tagen behandelten Themen ermöglichten es den Teilnehmenden, Überlegungen zugunsten einer lebendigen, verantwortungsbewussten und solidarischen Bergwelt anzustellen.
Das Ende des weissen Goldes?
Seit vielen Jahren beruht das Tourismusmodell der Bergdestinationen hauptsächlich auf dem Skisport als Wirtschaftsmotor. Nur fordern uns die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen auf, die Innovation im Tourismus unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu überdenken. Die technologischen, ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen stellen unsere Gegenwart in Frage und gestalten unsere Zukunft, indem sie uns dazu ermutigen, unsere Vision der Tourismusentwicklung zu erneuern. In diesem Zusammenhang sprechen immer mehr Akteure vom Ende des "All-Ski", was bedeutet, dass dem aktuellen Modell die Luft ausgeht und dass es nun dringend notwendig ist, kollektiv über die wünschenswerte und bewohnbare Zukunft der Berggebiete nachzudenken.
Jetzt geht es darum, den Übergang durch Wagemut in einer Weise zu übersetzen, dass vergangene Ereignisse weniger Einfluss auf die aktuelle Situation haben. Der Skiort Métabief erscheint als Modellfall, da er sich voll und ganz auf den Übergang einlässt und ein resilientes Verhalten an den Tag legt. Im Einklang mit den Klimaprognosen verpflichtet sich dieser Ort in mittlerer Höhe, bis 2030-35 seine Skilifte durch eine Diversifizierung seiner Aktivitäten in der freien Natur und durch eine Aufwertung seines natürlichen und kulturellen Erbes zu schliessen.
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Einige Skigebiete beweisen Mut, indem sie sich neuen Formen der Tourismusentwicklung gegenüber aufgeschlossener zeigen, was zu einer Umstellung ihrer Steuerungsmodelle führt, um alle lokalen Akteure einzubeziehen.
Aber zu welchem Preis?
Das weisse Gold hat ein grosses Gewicht in der Alpenwirtschaft und die Seilbahnen sind die Lunge der Skigebiete. Der Winter 2020-21 brachte den Schweizer Seilbahnen 1,2 Milliarden Franken ein (Seilbahnen Schweiz, 2022b), eine nicht zu unterschätzende Einnahme, wenn es darum geht, den Übergang zu finanzieren.
Quelle: Seilbahnen Schweiz, 2022
Trotz eines Rückgangs der Skifahrertage und eines Winters 2022-23, der für die Schweiz im Vergleich zum vorherigen Winter weniger erfolgreich war - -7% der Gäste im Kanton Wallis (Seilbahnen Schweiz, 2023) -, führte diese Wintersaison zu einer steigenden Buchungsquote für bestimmte Arten von Unterkünften. Laut den Daten des Walliser Tourismusobservatoriums (März 2023) stiegen die Buchungen auf den Plattformen Airbnb und HomeAway um 8,01%, während die Hotelbuchungen einen Rückgang um 7,53% verzeichneten.
Dieser Trend muss jedoch relativiert werden, da die betreffende Veränderung von der Höhenlage der Skigebiete sowie von ihrer Grösse beeinflusst wird. Grosse Skigebiete neigen dazu, sich leichter an weniger Schnee und an neue Bedürfnisse ihrer Gäste anzupassen. Alain Imboden, Leiter des Studiengangs Tourismus an der Haute École de Gestion in Sidersf, weist darauf hin, dass grosse Skigebiete über umfangreiche Investitionsmittel verfügen, die ihre Attraktivität fördern. Die Anzahl der Gäste stieg bei Seilbahnunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen um 9%, während kleine Strukturen mit einem Umsatz von weniger als 1 Million in diesem Jahr 46% der Gäste verloren haben (Seilbahnen Schweiz, 2023).
Der Anstieg des Durchschnittspreises für einen Tagespass in der Schweiz verstärkt den Trend, dass die Berge einer wohlhabenden Klientel vorbehalten sind. Dies wirft die Frage auf, ob der Zugang zu den Bergen für alle enden wird.
Quelle: Seilbahnen Schweiz, 2022
Skifahren bleibt die Hauptbeschäftigung im Urlaub in den Bergen, aber die Tage sind nicht mehr nur dem Skifahren gewidmet. Die Nachfrage verlagert sich allmählich auf Aktivitäten "abseits des Skis". Dabei handelt es sich um neue Trends, die sich auf nicht-sportliche Aktivitäten konzentrieren, wie z. B. die Entdeckung der lokalen Gastronomie und Wellness-Aktivitäten (ANMSM, 2022). Die Touristen sind auf der Suche nach immer authentischeren und einzigartigeren Erlebnissen. Die Skigebiete müssen jedoch darauf achten, dass sie sich nicht in hoch gelegene Vergnügungsparks verwandeln. Die Skigebiete werden daher ermutigt, kreativ zu sein, indem sie alternative Erlebnisse anbieten und lokale Akteure (Tourismusfachleute, Einwohner usw.) zusammenbringen, um das ganze Jahr über Veranstaltungen und Erlebnisse anzubieten.
In der Saison 2022-23 wurden in der Region Auvergne-Rhône-Alpes (Frankreich) touristische Unterkünfte mit Serviceleistungen, wie z. B. Feriendörfer, stark frequentiert.
©Anaïs Pavillon
Hin zu einer geteilten Bergwelt...
Die lebendigen Berge von morgen mitgestalten ist ein Aufruf der Berggebiete. Über die Tourismusindustrie hinaus soll über die Zukunft dieser Gebiete nachgedacht werden, damit sie zu lebenswerten Gebieten werden. Auf diese Thematik wird Anaïs Pavillon, Studentin an der Universität Genf und Praktikantin am Institut für Tourismus der HES-SO Valais-Wallis, ihre Forschung für ihre Abschlussarbeit konzentrieren.
Flexibilität wird eine entscheidende Rolle bei der Entstehung innovativer Ideen spielen, wenn das Schlüsselwort in den Bergen Zufall lautet!
Weiterführende Informationen :
ANMSM. (2022). La montagne, une destination de vacances toujours plus plébiscitée par les Français au lendemain de la crise.
Bourdeau, P. (2009). De l’après-ski à l’après-tourisme, une figure de transition pour les Alpes ? Journal of Alpine Research | Revue de géographie alpine, 3(93). URL : http://journals.openedition.org/rga/1049
Clivaz, C., Gonseth, C., & Matasci, C. (2015). Tourisme d’hiver : Le défi climatique. Presses Polytechniques et Universitaires Romandes.
Desmurs, G. (2021). Touche pas au grisbi ! (Editions inverse)
Leloup, F., Moyart, L. & Pecqueur, B. (2005). La gouvernance territoriale comme nouveau mode de coordination territoriale ? Géographie, économie, société, 7, 321-332. https://doi.org/10.3166/ges.7.321-331
Remontées Mécaniques Suisses. (2022a). Bilan de la saison 2021/22. Fréquentation des domaines skiables.
Remontées Mécaniques Suisses. (2022b). Faits et chiffres de la branche des remontées mécaniques suisses. Remontées Mécaniques Suisses.
Remontées Mécaniques Suisses. (2023). Fin d’une saison hivernale exigeante. https://www.seilbahnen.org/fr/Services/Medias/Details-medias?newsid=250
Vlès, V. (2021). Anticiper le changement climatique dans les stations de ski : La science, le déni, l’autorité. Sud-Ouest européen, 51, 127‑139. http://journals.openedition.org/soe/7778