Besuch und Wahrnehmung der Walliser Theater bei der jungen Generation

Zusammenfassung einer Bachelorarbeit

Die Dienststelle für Kultur des Kantons Wallis, die auch von der Pandemie betroffen ist, hat Anfang vergangener Woche eine Reihe von Massnahmen zur Unterstützung des kulturellen Ambientes vorgestellt. Mehrere Initiativen, darunter insbesondere die kostenlosen Kinovorstellungen dienstags, mittwochs und donnerstags in 13 Walliser Kinosälen bis zum 24. Dezember 2022 oder die Verdoppelung des zur Verfügung stehenden Betrags für den Kauf von visuellen Werken für die Walliser Artotheken, könnten dazu beitragen, das junge Publikum wieder zu erreichen.

 

Zufälligerweise stellt Tourobs gerade die Bachelorarbeit von Cindy Sauthier vor, die an der HES-SO Valais-Wallis einen Abschluss in Tourismus erworben hat. Die Absolventin untersuchte die Gewohnheiten junger Menschen zwischen 15 und 29 Jahren beim Besuch von Theaterbühnen im Wallis.

 

Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahr 2021 zeigen: Theater gehören zu den am wenigsten besuchten Kultureinrichtungen und werden von der Schweizer Bevölkerung zwischen 15 und 29 Jahren immer seltener besucht. Neben der Überprüfung dieser Feststellung bringt die Forschungsarbeit auch Denkanstösse und konkrete Verbesserungsvorschläge für die Walliser Theater, um der Überalterung des Publikums entgegenzuwirken.

 

Die Autorin führte Interviews mit drei Einrichtungen: Dem Théâtre les Halles in Siders (TLH-Sierre), dem Theater Le Spot in Sitten und dem Théâtre du Crochetan in Monthey. Es wurden qualitative und quantitative Umfragen unter jungen Wallisern im Alter von 15 bis 29 Jahren durchgeführt. Dadurch konnte die Hypothese bestätigt werden, wonach die Mehrheit von ihnen nur selten ins Theater geht. Etwa ein Drittel (34 %) der Befragten gab an, ein- bis zweimal pro Jahr ins Theater zu gehen und ein fast ebenso grosser Anteil (31 %) ging noch seltener ins Theater. Die Umfragen haben auch dazu beigetragen, mehr über dieses Publikum, seine Erwartungen und Gewohnheiten zu erfahren.

 

Theaterbesucher im Wallis

Die Umfrage unter dem jungen Publikum zeigt sich ähnlich wie bei der Ermittlung der Literaturaffinität. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Frauen mit grösserer Wahrscheinlichkeit ins Theater gehen. Je höher das Alter und der Bildungsgrad der Befragten, desto häufiger wird das das Theater besucht.  

Falsche Wahrnehmung des Walliser Theaterangebots

Eine Gegenüberstellung des Angebots der drei befragten Walliser Theater mit den Erwartungen der Jugendlichen zeigte eine eher abwertende und wenig moderne Wahrnehmung. Darüber hinaus ergab die Umfrage, dass viele Befragte falsche Kenntnisse über das Theaterangebot haben, sei es in Bezug auf das Programm, das Angebot ausserhalb der Aufführungen oder der Ticketpreise. Daher wäre es von entscheidender Bedeutung, die Jugendlichen bestmöglich über das tatsächliche Angebot zu informieren.

Die Kommunikation auf den Websites, in Suchmaschinen und auf den Instagram-Seiten der Theater erfordert besondere Aufmerksamkeit, da dies die bevorzugten Kanäle des jüngeren Publikums sind. Es ist wichtig, dass die Theater eine Verbindung zu ihrem Publikum aufbauen, indem sie in beide Richtungen kommunizieren. Ihre Kommunikation sollte interaktiv sein, z. B. durch Storytelling in sozialen Netzwerken oder mit einer Rubrik «Aktuelles» auf ihrer Website. Wenn eine solche Seite nicht existiert, empfiehlt es sich sie einzurichten. Theater könnten dann zum Beispiel Radioauftritte und Zeitungsartikel nutzen, um einen Newsfeed auf ihrer Website anzubieten. Ausserdem wäre es ideal, ein Netzwerk von Botschaftern zur Verstärkung der Kommunikation aufzubauen, da diese nachweislich einen grossen Beitrag zur Beeinflussung und Förderung der Angebote leisten.

 

Die Haupthindernisse für den Theaterbesuch

Die Vernachlässigung der Theater durch das junge Publikum lässt sich hauptsächlich damit erklären, dass der Theaterbesuch nicht zu ihren Gewohnheiten gehört. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Besuch von Theateraufführungen in der Schule einen positiven Einfluss auf die spätere Beziehung der Jugendlichen zum Theater hat. Es ist daher wichtig, dass die Theater eine Verbindung zu den Schulen aufrechterhalten und ausbauen, um die Beziehung und die «Sympathie» der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen für das Theater zu wecken.

Die befragten Jugendlichen geben an, dass sie nicht genug Werbung sehen oder nicht zu der Zielgruppe gehören. Ausserdem werden die von den Theatern angebotenen Plakate von einigen Befragten als wenig anschaulich empfunden. Diese sollten daher expliziter und allgemein verständlich gestaltet werden, vor allem um die irrige Wahrnehmung, dass die angebotenen Stücke nicht aktuell seien, abzuschwächen.

Die Preise für Theaterkarten werden von den Befragten zudem als zu hoch empfunden. Paradoxerweise ist der durchschnittliche Preis, den die Befragten zu zahlen bereit sind, insgesamt höher als der tatsächlich erhobene Preis in den untersuchten Theatern. Daher sollten die Theater ihre Preise besser kommunizieren, um Personen anzulocken, die fälschlicherweise von einem «zu hohen» Preis abgehalten werden.

 

Veranstaltungen als Anregung zum Theaterbesuch  

Schliesslich wird empfohlen, dass Theater, die junge Menschen ansprechen und an sich binden wollen, ihre Programme oder Formate erneuern. Sie könnten Folgendes anbieten: Humoristische (oder Stand-up-) Stücke mit Bezug zu aktuellen Ereignissen in Bars, Freilichtaufführungen und Veranstaltungen mit DJs. Diese Elemente sind bei der Zielgruppe besonders beliebt. Ziel wäre es, mit solchen Veranstaltungen junge Besucher anzulocken, um sie auf das Angebot aufmerksam zu machen und sie zum Wiederkommen zu bewegen.

Quelle: Pixabay

 

>> Bachelorarbeit herunterladen (auf Französisch)

 

Bildquelle: Freepick