Interaktion Mensch-Maschine: Innovationen für den Tourismus

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Synthese vom 1. bis 12. Dezember 2014

WALL-E ist gut angekommen

Im Rahmen der Europäischen Robotik-Woche wurde am 27. November im „Welcome City Lab“ in Paris ein Vortrag gehalten, der sich mit Innovationen im Bereich Dienstleistungsroboter als Helfer für Industrie und Gewerbe – und auch für den Tourismus befasste. Dabei wurden Roboter vorgestellt, denen künftig sich stets wiederholende oder mühsame Aufgaben in den verschiedensten Bereichen anvertraut werden können: Sicherheit und Überwachung, Logistik, Transport, Gepäckhandling und Raumpflege. Aber auch am Empfang, für Rezeptionsdienste oder Führungen können Roboter eingesetzt werden.

Seiner Zeit eine Nasenlänge voraus ist das Hotel „Pengheng Space Capsules“ in Shenzhen (China), das bereits zahlreiche Dienstleistungen für seine Kunden Robotern übergeben hat. Weitere Schritte in die gleiche Richtung machen von sich reden. So hat Schloss Oiron (Frankreich) seit 2013 einen eigenartigen neuen Bewohner, der nicht nur die Renaissance in- und auswendig kennt, sondern auch äusserst zuvorkommend ist und behinderten Gästen effizient in die oberen Etagen hinaufhilft, zu denen kein Lift führt. Der Flughafen von Düsseldorf hat seinerseits einen Roboter namens Ray für den Parkdienst eingeführt. Ray stemmt und transportiert problemlos ganze Wagen, um sie auf einem der 249 Plätze der automatisierten Parkanlage abzustellen. Ray ist intelligent und effizient. Dank ihm kann viel Zeit gewonnen werden und das Parken am Flughafen ist viel einfacher geworden. Ray ist so aufmerksam, dass er sich in vorauseilender Sorge beim Flughafensystem nach Datum und Uhrzeit der Rückkehr seiner Kunden erkundigt und den Wagen zeitgerecht wieder bereitstellt. Was für ein Service!

2015 dürfte eine weitere technologische Flughafen-Innovation für eine kundenfreundlichere Abreise sorgen. Zunächst in England, wo Fluggäste ab dem nächsten Jahr versuchsweise ihren Boarding-Pass am Handgelenk tragenTui Travel ermöglicht nicht nur das, sondern die mit einer iWatch ausgerüsteten Touristen können auch die Wettervorhersagen am Bestimmungsort abfragen und Ausflüge reservieren. Mit solchen Dienstleistungen kann der Reiseanbieter das Reiseerlebnis seiner Kunden verbessern und bereichern. Tui Travel richtet den Fokus auf mobile Reservationsmöglichkeiten von Dienstleistungen am Reiseziel, denn die schnelle Ausweitung des mobilen Datenverkehrs und der Kommunikation via Social Media boostet das Wachstum der Online-Reservationen und heizt die Nachfrage der Reisenden nach Dienstleistungen am Bestimmungsort weiter an. Bemerkenswert ist, dass dieses Kundenverhalten Auswirkungen auf die Art und Weise hat, auf welche die Konsumenten mit den Hotels interagieren und so auch eine neue Empfangskultur entstehen lässt.

Institut für Tourismus bringt indirekte Indikatoren zum Reden

Die Allgegenwärtigkeit der Smartphones hat das Institut für Tourismus (ITO) der HES-SO Wallis in Siders dazu veranlasst, einen Prozess zu entwickeln, der mit den Signalen der Mobiltelefone funktioniert. Idee und Umsetzung stammen von Frau Professor Dr. Miriam Scaglione. Das Monitoring der Touristen auf Walliser Gebiet verspricht mehr Vollständigkeit und kleinere Zeitabstände bei der Datenerhebung. Bisher wurde lediglich die Gästefrequenz in den Hotels erfasst – mit dem Nachteil, dass ein Teil der Touristenströme, wie zum Beispiel die Tagesausflügler und Touristen, die den bisher definierten statischen Kategorien nicht genau entsprachen, durch die Maschen fielen. Dabei ist es äusserst wichtig, die Gesamtzahl der Gäste auf Walliser Boden zu erfassen. Dank dem Monitoring können künftig Entwicklungen in der touristischen Nachfrage und deren Auswirkungen auf die regionale Wirtschaftstätigkeit feiner gemessen werden.

Der durch touristische Aktivitäten generierte Mehrwert lässt sich nicht einfach so vorhersehen. Er betrifft übrigens auch die Walliser Naturpärke. Im Rahmen der wirtschaftlichen Aufwertung einer Region kann ein Naturpark eine Galionsfigur darstellen. So gelingt es z. B. der „Smoo Cave“, einer Höhle im Geopark der schottischen Highlands, jährlich 40'000 Besucher anzuziehen. Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass Natur Trumpf ist, und dies sogar in einem für sie ungewöhnlichen Umfeld, nämlich in der Stadt. Neben ihren klimaregulierenden Aufgaben erfüllt die Natur in der Stadt eine wichtige Funktion als gesellschaftlicher Kitt. Schliesslich kann sie auch als Hebel für den Tourismus dienen, wenn man sie ganzheitlich betrachtet. Die Flecken Natur in unseren Städten dürfen nicht länger als „Überreste in fremdem Umfeld“ angesehen werden, sondern als integrativer Bestandteil der städtischen Realität und Vielfalt. Grüne Korridore und Blaue Netzwerke zu schaffen, ist sinnvoll. Neben solch umweltfreundlichen Infrastrukturen sollten aber auch Dienstleistungen für deren Nutzer entwickelt werden. Die Träger des europäischen Projekts CERTESS sind sich der Bedeutung von ganzen Kulturlandschaften für den Tourismus sehr bewusst und haben beschlossen, auf die kulturelle Attraktivität von Landstrichen zu setzen, die zu den schönsten Kulturrouten Europas zählen, z. B. den Weitwanderweg SalzAlpenSteig. Dank der Errungenschaften der modernen Informationstechnologie kann geschichtliches Wissen auf spielerische Art vermittelt werden. In einer Zeit des kulturellen Umbruchs ist diese Art von Wissenstransfer für viele Unternehmen eine Herausforderung. Ganz nebenbei hat CERTESS übrigens auch die Vorstellung einer Reise quer durch Europa neu belebt, wie sie von „Destination Europa 2020“ verfolgt wird.