Marketing: Voll Engagement für seine eigene Umwelt

ReservationEnLigne TourismeALaMontagne

Im Tourismus werden die Zuständigkeiten der Akteure aufgemischt

Sie glaubten, endlich den Unterschied zwischen Booking und Tripadvisor begriffen zu haben? Auf Booking reserviert man sein Zimmer, aber vorher liest man auf Tripadvisor die Kommentare von früheren Gästen im Hotel, für das man sich schliesslich entscheidet. Pech gehabt: Neuerdings verschafft man sich auf Booking auch einen Überblick über die Flugverbindungen … und Tripadvisor lanciert eine Offensive im Werbefernsehen, wie man sich das von Online-Buchungsportalen gewohnt war. Ein neuer Dschungel? Es kommt noch schöner. Accor bietet Zimmer in Hotels an, die nicht zu seinem Portfolio gehören. Dabei hatte man Ihnen doch erklärt, dass Accor eine Hotelkette sei ... Google? Bei Google gehen Sie automatisch davon aus, dass es sich um den Suchdienst handelt, mit dem Sie im Internet surfen. Stimmt zwar, aber auch Google verfolgt unermüdlich Expansionspläne und zwar in allen Bereichen, so auch im Tourismus.

Im Tourismus werden die Zuständigkeiten der Akteure neu aufgemischt. Das gilt auch für die Verkehrs- bzw. Tourismusbüros. Vielleicht sind sie Ihnen diesen Sommer sogar begegnet, ohne dass Sie sie gesucht hätten? Die mobilen Tourismusbüros nämlich. In Frankreich zum Beispiel sind sie in Oldtimern wie einem Renault 4CV in der Bretagne oder einem Peugeot 403 in Südfrankreich unterwegs, aber auch auf dem Fahrrad in der Stadt Agen oder hoch zu Ross in der Nähe der Felsen von Fécamp. Alle diese mobilen Tourismusbüros geben einer neuen Vorstellung davon Ausdruck, wie man mit Touristen umgeht bzw. wie man auf sie zugeht. Bill Geist vertritt die Meinung, dass Destination Management Organisationen (DMO) für sich selbst werben sollten. Diesen Ansatz findet man auch auf den sozialen Netzwerken, die heute von den Konsumenten viel öfter für Reisevorbereitungen genutzt werden als noch vor kurzem. Ein gutes Beispiel dafür ist das Social Media Wall bzw. Anschlagbrett. Es belegt, wie wichtig die Interaktionsmöglichkeit geworden ist. Tatsächlich gehört sie zu den zwanzig Trends, die an einer Tagung der Destination Marketing Association International (DMAI) eingehend behandelt wurden. Pauline Dugoujon, Tourismusexpertin und anerkannte Bloggerin, bestätigt, dass auf sozialen Netzwerken geteilte Fotos und Filme mit zu den wichtigsten Kriterien für die Attraktivität einer Destination gehören. Selbstverständlich sind lange nicht alle Amateurbilder wirklich attraktiv – was übrigens auch für die Bilder von Profi-Fotografen gilt, die auf Hotel-Homepages hochgeladen werden. Das ist leider eine Tatsache, und um ihrer Auswirkung auf die Umwandlungsrate Rechnung zu tragen, hat Cliq Orange in Zusammenarbeit mit der Erasmus-Universität von Rotterdam ein neues Konzept entwickelt, mit dem sich das Potenzial eines Visuals bestimmen und um 20 bis 30% verbessern lässt. Dabei werden Kriterien wie die Farbe, die Wahl des Bildausschnitts und die Qualität des Inhalts berücksichtigt. Insgesamt werden 45 visuelle Merkmale analysiert.

Die Berge sind eine privilegierte Destination für Schweizer Touristen

In der Schweiz machen Familien beinahe die Hälfte aller Touristen in den Bergen aus. Schweiz Tourismus bestätigt, dass 5,8 Millionen Logiernächte im Jahr auf Familien entfallen und bezieht sich dabei auf 2013. Die Schweizer Naturpärke liegen vorwiegend in gebirgigen Gegenden. Für sie sind Familien ein guter Markt und sie machen sich deren Bewusstsein für die Anliegen der Nachhaltigkeit auch gerne zunutze. Tatsächlich gehören Naturpärke zu den besten Förderern der entsprechenden Werte. Folgt man den Marketing-Ratschlägen von Eoin Hogan vom Trail Kilkenny-Netzwerk in Irland, dann dürfte die Zahl der Bergtouristen und folglich der Familien in den Bergen weiteren Zuwachs verzeichnen. Denkt man an den Werbefilm für das Val d’Hérens oder die Kampagne The Great Escape für Graubünden, dann darf man sagen, dass die Marketingideen für die Schweizer Berge eher genial sind. So kam Graubünden Tourismus mit Unterstützung der Agentur „Jung Von Matt“ auf den Gedanken, Städter auf die Bündner Alpweiden zu holen und zu diesem Zweck ein interaktives Panel in der Eingangshalle des Zürcher Hauptbahnhofs zu platzieren. Vor idyllischem Alpen-Hintergrund spricht ein Bergler die verdutzten Passanten ganz direkt an und schlägt ihnen vor, doch gleich in den nächsten Zug zu steigen und zu ihm hochzufahren. Das Zugbillet schenke er ihnen. Tatsächlich wird das Ticket vor Ort sofort gedruckt und vom Automaten ausgespuckt. Der Gast braucht nur noch aufs richtige Gleis für den Zug ins Bündnerland zu eilen. Das Geniale an der Kampagne: Sie nutzt die ständige Erreichbarkeit der Städter, um dem Bedürfnis eben dieser Städter nach einem Bruch mit dem Alltag nachzukommen.

Dank einer Vereinfachung bei Fahrkarten und Abonnementen (Skipass, Generalabonnement, Mobility, usw.) könnte übrigens auch der SwissPass indirekt den Bergtourismus fördern. Und last but not least sind da auch noch die Grosseltern, die immer zahlreicher mit ihren Kindern und Kindeskindern auf Entdeckungsreise gehen wollen. Um genau dieser Nachfrage gerecht zu werden haben sieben im Familiensegment tätige Schweizer Hotels eine neue Dachmarke geschaffen: Premium Swiss Family Hotels (PSFH). Erfolg verdient sie allein deshalb, weil sie mit ihrem Geschäftsmodell die Entwicklung des Familiensinns berücksichtigt.