Auferstehung des toten Winkels im Tourismus

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Synthese vom 20. Januar 2016 bis 1. Februar 2016

Pump up my health!

Skitouren erfreuen sich wachsender Beliebtheit bei der Bevölkerung. Auch der Direktor des Sportgeschäfts „Vieux Campeur“ in Albertville (Frankreich) bestätigt den Trend. Er belegt seine Aussagen auch sogleich mit Zahlen: Der Verkauf von Tourenskis nehme jedes Jahr um ca. 10% zu. Und auch hier verhält es sich gleich wie im Alpinskibereich: Der Erwerb der eigenen Ausrüstung löst einen Motivationsschub aus, zumindest in der Vorstellung. Anders als beim Alpinski herrscht hier jedoch eine viel grössere Freiheit, was die Nutzung des Materials betrifft. Wenn die Tourenskis erst einmal im Haus sind, kann ihr Besitzer oder ihre Besitzerin sich einem intensiven Training widmen, ohne sich an irgendeinen Fahrplan halten zu müssen, wie das beim Alpinski wegen der Bahnen der Fall ist. Auch kann er oder sie auf das Skiabonnement verzichten. Diese beiden Vorteile vermögen zahlreiche Fitnessbegeisterte zu überzeugen, insbesondere diejenigen, die gerne dem Abenteuer frönen. Sich im Urlaub so richtig auszupowern und damit sein Gesundheitspotenzial zu optimieren, ist das erklärte Ziel vieler Personen, die ihre Freizeit so gut wie möglich ausschöpfen möchten und gleichzeitig eine Lebenseinstellung pflegen, bei der das Wohlbefinden im Zentrum steht. Paul Arseneault ist der Ansicht, dass die Tourismusbranche dem bis 2020 unweigerlich wird Rechnung tragen müssen. Aber schon jetzt kann man untrügliche Anzeichen dieser Entwicklung beobachten. Man denke nur an all die Apps für Smartphones: In den USA hat die Verwendung der App-Technologie im Jahr 2015 um mehr als die Hälfte zugenommen. Die Geräte für mobile Technologie, die bei den „Digital Matures“ den grössten Erfolg haben, sind dabei intelligente Uhren und ähnliche Fitness-Trackers. Sie simulieren einen Sport-Coach, der Menschen dazu bringt, ihren „inneren Schweinehund“ zu besiegen. Der Gründer von Ongosa hat ein gutes Gespür für solche Entwicklungen. Er hat beschlossen, mehr aus den Sportaktivitäten in alpiner Umgebung zu machen und ein massgeschneidertes Angebot zu lancieren, für dessen Personalisierung vorhandene Informationen über den Kunden ausgewertet werden. Der ehemalige Barmann ist überzeugt, dass solche Dienstleistungen nicht nur Ängste abbauen und das Vergnügen fördern, sondern sportliche Expeditionen in persönlich bereichernde Erfahrungen verwandeln. Um die neue Nachfrage aufzufangen und gleichzeitig die Skiwanderer etwas zu kanalisieren, sind einige Skigebiete bereits dazu übergegangen, Skitouren-Routen mit Markierungen auszurüsten, so etwa in Aillons-Margériaz (Savoyen, Frankreich). Mehr Skitourengänger bedeuten natürlich weniger Umsatz für die Bergbahnen. Das ist aber nicht alles: Skiwandern abseits der Zivilisation ist gefährlich und eine potenzielle Belastung für die Landschaft sowie den natürlichen Lebensraum.

Mit angeborenen Vorstellungen brechen und sich auf eine neue Realität einlassen

221-mal am Tag werfen wir einen Blick auf unser Smartphone. Allerdings wäre die Behauptung, wir seien telefonsüchtig, nicht richtig, denn 79% der Gebrauchszeit gilt den Apps auf unserem Phone, die eigentlich mit Telefonie – Fernsprechen – nichts mehr zu tun haben. Zahlreiche Apps bedienen sich der SMS-Übermittlungstechnik. In der Tourismusbranche sind Apps für mobile Rezeptionsdienstleistungen bereits relativ gut vertreten und tragen so klingende Namen wie HelloGbye, 30secondstofly, GoHeroGo und Scout Voyage. Sie ermöglichen dem Reisenden einen direkten Kontakt mit einer Reisefachperson. Erkennung von natürlicher Sprache und „Deep Learning“ erlauben auf Wunsch eine Interaktion und auf diesem Weg eine freiere Gestaltung, so dass die Reise zum Erlebnis wird. Mobile Rezeptionsdienstleistungen sind ein gutes Beispiel für die Personalisierung dank mobiler Kommunikation. In einem Zeitalter, in dem das Zusammenstellen einer persönlichen Reiseroute so einfach geworden ist, werfen sie die Frage nach der Existenzberechtigung von Tourismusbüros auf. Dank der oben erwähnten disruptiven Technologien ist es heute möglich, ein Profil des Users zu erstellen und ihm Angebote zum Reservieren vorzuschlagen, die ihm genau entsprechen. Heute setzt man beim Kundenfang aber nicht mehr nur auf Personalisierung, sondern man geht noch einen Schritt weiter und eröffnet dem User das Eintauchen in die virtuelle Realität. Dazu werden 360-Grad-Videos und -Fotos verwendet, die eine gesteigerte Wahrnehmung erzeugen. Der Wintersportort Val Thorens (Savoyen, Frankreich) hat kürzlich ein solches Video verwendet, um seine Aktivitäten abseits der Piste zu bewerben: eine Tasse Tee mit delikatem Rauchgeschmack in gehobener Atmosphäre geniessen, das Potenzial des hoteleigenen Wellnessbereichs dank einer Gesichtsmassage entdecken usw. Innovative Initiativen dieser Art sind begrüssenswert. Sie bestätigen, dass die Tourismusbranche sich der Notwendigkeit bewusst wird, ihre Probleme an der Wurzel anzupacken. Dort wo alles anfängt – in unserer Vorstellung.