Inspiriert durch die im Juli erschienene Sonderausgabe der französischen Zeitschrift «Espaces, tourisme et loisirs» zum Thema französische Tourismuswirtschaft1, möchten wir an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, um auf die Kernaufgabe von Tourobs zurückzukommen, nämlich die Beobachtung, Messung und Analyse des alpinen, insbesondere des Walliser Tourismusphänomens, sowie die dafür erforderlichen Instrumente.
Diese komplexe Aufgabe stützt sich auf drei Hauptsäulen: erstens die Analyse des touristischen Angebots (Struktur des Tourismus); zweitens die Beobachtung der touristischen Nachfrage und die Messung der Übernachtungen (Geschäftsentwicklung); drittens die Erhebung von Daten zu Konsum und Beschäftigung im Tourismus (Wirtschaftsindikatoren), wobei weitere Indikatoren und innovative Instrumente für eine umfassendere Analyse einbezogen werden.
Das touristische Angebot
„Die Beobachtung des Angebots und seiner Entwicklung ist die grundlegende Aufgabe aller Tourismusbeobachtungsstellen. Denn das Angebot ist ausschlaggebend für die Besucherzahlen der Reiseziele” (Pinard, 2025, S. 8). In diesem Rahmen besteht die Aufgabe von Tourobs darin, eine Vielzahl von Daten aus offiziellen und öffentlichen Quellen zusammenzustellen. Dazu gehören Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS), insbesondere die Beherbungsstatistik (HESTA), des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE), eines eigenen Panels zu Kurzzeitvermietungen, des Verbands der Walliser Bergbahnen, des kantonalen Amts für Industrie, Handel und Arbeit, von Valais/Wallis Promotion, von Swisstopo und SchweizMobil.
Die touristische Nachfrage
Diese zweite Etappe umfasst zwei Aspekte und beginnt mit der Beobachtung der Besucherströme, d. h. der touristischen Ankünfte, die nach Möglichkeit in internationale und nationale (bzw. lokale) Ankünfte unterschieden werden. Die Instrumente zur Quantifizierung dieser Ankünfte reichen von der Erfassung internationaler Ankünfte an Flughäfen über die von Beherbergungsbetrieben und grossen Tourismusunternehmen (Skilifte, Museen, andere Attraktionen) erfassten Zahlen bis hin zu neueren Quellen wie der Auswertung von Mobilfunkdaten oder der Nutzung elektronischer Zahlungsmittel. „Diese Beobachtung der Ankünfte ermöglicht es, ausländische Kundengruppen und damit die Märkte nach dem Ankunftsvolumen zu hierarchisieren“ (Pinard, 2025, S. 9). Durch den Einsatz mehrerer Instrumente ist Tourobs in der Lage, Ankünfte auch nach dem Hauptwohnsitz der Gäste – und nicht nur nach der in den Ausweispapieren angegebenen Herkunft – zu unterscheiden. Dies ermöglicht eine Verfeinerung der Marketingstrategien touristischer Destinationen.
Der zweite Aspekt ist einer der wichtigsten und in der Öffentlichkeit bekanntesten: die Messung der touristischen Übernachtungen. „Die Übernachtung hat sich nach und nach zur eigentlichen Recheneinheit der Tourismuswirtschaft entwickelt“ (Pinard, 2025, S. 10). Zwar werden die Übernachtungszahlen für kommerzielle Unterkünfte gut erfasst, sie geben jedoch nur einen Teil der Gesamtübernachtungen wieder, da die Übernachtungen in nicht kommerziellen Unterkünften alle viel schwieriger zu erfassen sind. In Regionen, in denen sich die Tourismuswirtschaft stark um Zweitwohnungen herum entwickelt hat, wie beispielsweise im Wallis, kommt der Quantifizierung dieser Übernachtungen eine besondere Bedeutung zu. Sie basiert bis heute auf den Angaben der Eigentümer. Aus diesem Grund ist die Suche nach neuen indirekten Datenquellen, die Aufschluss über die Präsenz und Aktivitäten von Besuchern geben, wie z. B. der Strom- oder Wasserverbrauch oder das Gewicht des Abfalls, von herausragender Bedeutung für den Sektor. Das Institut für Tourismus hat Ende 2023 in Zusammenarbeit mit UniDistance Suisse ein White Paper zu diesem Thema veröffentlicht: « Vers un tourisme axé sur les données ».
Berechnung der Übernachtungen – Wie viele Touristenbetten gibt es pro Unterkunftsart?
Für Tourobs wird die Anzahl der Touristenbetten wie folgt ermittelt:
– Hotel: vom Betreiber an das BFS gemeldete Zahl
– Campingplatz: drei Betten pro Durchgangsstellplatz
– Gästezimmer: vom Beherbergungsbetrieb an das BFS gemeldete Zahl
– Kurzzeitvermietung: Zahl, die von der Vermietplattform oder vom Vermieter angegeben wird
– Zweitwohnsitz: fünf Betten pro Wohnsitz
Konsum und Beschäftigung im Tourismus
Diese letzte Etappe soll es ermöglichen, die Ausgaben der Besucher und die durch den Tourismus geschaffenen Arbeitsplätze zu erfassen und damit die Bedeutung und das Gewicht des Sektors für die Wirtschaft der untersuchten Region zu messen. Dies ist eine komplexe Aufgabe, da die Ausgaben der Besucher während ihres Aufenthalts berechnet werden müssen. Diese Ausgaben umfassen die Bereiche Unterkunft, Verpflegung, Transport, sportliche oder kulturelle Freizeitaktivitäten sowie den Kauf von Souvenirs. Im speziellen Fall von Zweitwohnungsbesitzern können auch die Unterhaltskosten für ihre Immobilie berücksichtigt werden.
Tourobs präsentiert in seinen Wirtschaftsindikatoren die Bruttowertschöpfung des Walliser Tourismus, die aus dem vom BFS veröffentlichten Satellitenkonto Tourismus stammt. Das Schweizer Satellitenkonto Tourismus berücksichtigt nur die direkte Wertschöpfung. Indirekte Effekte des Tourismus werden nicht erfasst. Die direkte Wertschöpfung ist die Wertschöpfung, die durch die Herstellung von Produkten für den direkten touristischen Gebrauch entsteht. Die Werte für die Tourismusausgaben stammen ebenfalls aus dem Satellitenkonto des schweizerischen Tourismus. Die Finanzindikatoren für die Bergbahnen (Umsatz, EBITDA, Cashflow, Investitionen) ergänzen das Bild der Tourismuswirtschaft, ebenso wie die Indikatoren für Beherbergung und Gastronomie (Umsatz), wobei jedoch nicht zwischen lokalen Einwohnern und Besuchern, seien es Tagesausflügler oder Übernachtungsgäste, unterschieden werden kann.
Was die mit dem Sektor verbundenen Arbeitsplätze betrifft, so liefert das Satellitenkonto Tourismus ebenfalls Indikatoren, indem es die Anzahl der direkt dem Tourismus zuzurechnenden Arbeitsplätze quantifiziert. Diese Daten umfassen Arbeitsplätze in den Bereichen Beherbergung, Gastronomie, Personentransport sowie Freizeit- und Kulturdienstleistungen. Analog zur Wertschöpfung beschränken sich diese Statistken jedoch auf direkte Arbeitsplätze und berücksichtigen keine indirekten oder induzierten Effekte. Zudem wird nicht unterschieden zwischen saisonalen und festen Arbeitsplätzen oder zwischen Stellen, die von Ortsansässigen besetzt werden, und solchen, die von Pendlern ausgeübt werden – eine Unterscheidung, die im Kontext hoher beruflicher Mobilität und Wohnungsknappheit besonders relevant ist.
Abschliessend seien die Worte von Pinard und Tréboul aus der in der Einleitung zitierten Veröffentlichung zitiert, die auch im Walliser Kontext Gültigkeit haben:
«Tourismus zu analysieren bedeutet, sich die Zeit zu nehmen, relative Daten auszuwerten, um Leistungen über die blosse Betrachtung absoluter Daten hinaus vergleichbar zu machen, denn die Destinationen verfügen weder über das gleiche Angebot noch über die gleiche Art der Produktion. Es geht also darum, die Besucherzahlen im Verhältnis zum Angebot oder zur Zahl der in der Branche erfassten Arbeitsplätze zu betrachten (2025, S. 7).»
- Revue Espaces n°385 – Numéro Spécial : Vadémécum de l’économie touristique française (1ère édition), Juli 2025. https://www.tourisme-espaces.com/ ↩︎
Literaturverzeichnis:
Pinard, J. & Tréboul, J-B. (2025). Pourquoi un vadémécum ? ESPACES tourisme et loisirs, 385 (Juillet-Août), 6-7.
Pinard, J. (2025). Observer et mesurer le tourisme, une mission complexe. ESPACES tourisme et loisirs, 385 (Juillet-Août), 8-11.